Logo
Anzeige
stowasser
Anzeige

Die Durchsage "Timo, schieb ihn raus!" von Audi-Motorsportchef Ullrich beim gestrigen DTM-Lauf und die wenig später tatsächlich erfolgte Kollision haben Konsequenzen – Unfall-Verursacher Scheider wurde disqualifiziert

(ty) Der gestrige DTM-Lauf in Spielberg bot nach allgemeiner Einschätzung einen handfesten Skandal. Audi-Pilot Timo Scheider hatte, wie berichtet, in der letzten Runde die beiden vor im fahrenden Mercedes-Piloten – Robert Wickens und den bis dahin in der Gesamtwertung führenden Pascal Wehrlein – von der Strecke ins Kiesbett befördert. Und zwar mit Absicht, wie die Rennkommissare noch am späten Sonntagabend befanden. Dadurch bekommen die kurz vor dem umstrittenen Vorfall von Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich über Funk geäußerten Worte „Timo, schieb ihn raus!“ eine noch größere Bedeutung. Der Fall um diese mutmaßliche Anweisung kommt nun vors Sportgericht.

Für Scheider hatte der Vorfall indes die Konsequenz, dass er aus der Wertung genommen, sprich: disqualifiziert, wurde. „Nach Ansicht der Sportkommissare muss aufgrund der Telemetrie-Daten und der vorliegenden Videoaufnahmen davon ausgegangen werden, dass die Kollision absichtlich herbeigeführt wurde“, heißt es in der Begründung der Rennkommissare. Das betroffene Audi-Team Phoenix habe auf eine Berufung verzichtet. Wegen des Wertungsausschlusses von Scheider, der eigentlich als Sechster ins Ziel gekommen war, rutschen alle nachfolgenden Fahrer um einen Rang nach vorne.

Außerdem haben die Sportkommissare entschieden, den Vorgang um die möglicherweise unsportliche Funk-Anweisung von Audi-Motorsportchef Ullrich an das Berufungsgericht des Deutschen Motorsport-Bundes (DMSB) weiterzuleiten. Dort soll der Fall nun näher untersucht und über ihn entschieden werden. Bis das Sportgericht ein Urteil gefällt hat, bleibt das Ergebnis des gestrigen Rennens vorläufig, heißt es auf der DTM-Homepage.

http://www.youtube.com/watch?v=VCJkSTIbY1I

Vor allem für den von Scheider von der Strecke geschobenen Wehrlein mag das alles höchstens ein schwacher Trost sein. Denn für ihn war das Rennen gestern nach dem unfreiwilligen Ausflug ins Kiesbett gelaufen, weshalb er die Gesamtführung in der Fahrer-Wertung verlor – und zwar an Mattias Ekström von Audi, der gestern gewann. Auf Rang zwei liegt nach einem Sieg vom Samstag und einem dritten Platz vom Sonntag Audi-Fahrer Edoardo Mortara. Wehrlein ist auf den dritten Platz abgerutscht. 

"Das war natürlich kein schönes Ende eines sonst tollen Rennens", sagte der durch seine Funk-Durchsage massiv in die Kritik geratene Audi-Motorsportchef Ullrich gestern. "Es war ganz sicher auch nicht unsere Absicht, dass Robert (Wickens) und Pascal (Wehrlein) im Kiesbett landen. Dass ich in der ersten Emotion am Kommandostand gerufen habe: ‚Timo, schieb ihn raus’, tut mir leid", erklärte Ullrich. "Ich funke während des Rennens nicht mit den Fahrern und wusste nicht, dass der Funk offen ist." Bei Audi will man das Ganze also nicht als Auftrag zum Abschuss, sondern offenbar als Versehen bei der Funk-Kommunikation verstanden wissen.

Der Funkspruch sei "auf gar keinen Fall eine Anweisung an Timo" gewesen, bemühte sich Ullrich gestern um Schadensbegrenzung. "Ich kann mich bei Mercedes für diesen Spruch nur entschuldigen." Und weiter erklärte er: "Eine solche Äußerung drückt nicht mein Verständnis von Motorsport aus, sondern war allein dem Adrenalin in diesem Moment geschuldet." 

Es sei schade, dass durch den Zwischenfall ein Schatten auf der makellosen Leistung von Ekström und der ganzen Audi-Mannschaft liege, sagte Ullrich auch noch. „Unser Audi RS 5 DTM war hier sowohl im Trockenen als auch im Regen das stärkste Auto.“ Doch die zweifelsohne bemerkenswerten sportlichen Audi-Leistungen vom Wochenende gerieten zur Randnotiz. Dafür hatte Ullrich selbst gesorgt.

Erstmeldung zum Thema:

Audi-Funkspruch sorgt für DTM-Skandal


Anzeige
RSS feed