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Cassidian wird Teil der neuen Division "Airbus Defense & Space". Ob und wie sich das auf den Standort Manching mit seinen 4500 Beschäftigten auswirkt, ist noch unklar – er dürfte aber auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen

Von Tobias Zell

Jetzt ist es offiziell. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS firmiert künftig unter der renommierten Marke Airbus. Das ist eine Folge umfangreicher Umstrukturierungen, die freilich auch Manching, den weltgrößten Standort der EADS-Tochter Cassidian, betreffen und ab Januar umgesetzt werden sollen. Die EADS-Bereiche für Rüstung, Raumfahrt und militärische Transportflugzeuge werden im Rahmen des Konzern-Umbaus zusammengefasst und firmieren dann unter dem Namen „Airbus Defence & Space“. Sitz dieser neuen EADS-Tochter wird München, ihr Chef soll der bisherige Cassidian-Chef Bernhard Gerwert (60) werden.

Das teilte EADS heute in einer Pressemitteilung mit, in der unter anderem auch die Ergebnisse des ersten Halbjahrs sowie die Prognose für das Gesamtjahr veröffentlicht wurden. Was der Konzern-Umbau für den Cassidian-Standort Manching bedeutet, ist indes noch nicht abzusehen. „Wir können noch nicht sagen, ob und wie sich das auf die einzelnen Standorte auswirkt“, erklärte Gregor von Kursell, EADS-Pressechef für Deutschland, auf Anfrage unserer Zeitung.

Allerdings ist anzunehmen, dass Manching, der weltgrößte Cassidian-Standort mit rund 4500 Beschäftigten, weiterhin eine sehr bedeutende Rolle spielen wird. Das liegt nicht zuletzt an der Infrastruktur mit zwei Start- und Landebahnen, den Werkhallen, aber auch an der benachbarten WTD 61 der Bundeswehr, den System-Unterstützungszentren für Eurofighter und Tornado sowie der in Manching stattfindenden Wartung von Flugzeugen von NATO und Luftwaffe. Außerdem werden immer wieder die besonderen Fähigkeiten der Belegschaft in Manching unterstrichen – in Europa ist das so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal.

Aus "Airbus Military", Astrium und Cassidian wird "Airbus Defence & Space"

In den vergangenen Monaten hat EADS „eine Überprüfung der Strategie vorgenommen, die den Weg für zwei wichtige Entscheidungen des Verwaltungsrats geebnet hat“, heißt es aus dem Konzern. Zum einen will EADS demnach „Airbus Military“, die Raumfahrt-Sparte Astrium und die Rüstungs-Tochter Cassidian in einer neuen Verteidigungs- und Raumfahrtdivision zusammenführen. Zum anderen sollen der Konzern und seine Divisionen umbenannt werden und die weltweit renommierte Marke Airbus nutzen. „Damit wird die Integration und der Zusammenhalt des Konzerns weiter verbessert“, heißt es aus dem Konzern. Klar ist: Der geplante Umbau des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS fällt damit – samt Umbenennung – deutlich umfangreicher aus als bislang angenommen.

Die neue „Airbus Group“ wird den heutigen Angaben von EADS zufolge aus drei Divisionen bestehen. Erstens: Airbus, verantwortlich für das gesamte Zivilflugzeuggeschäft. Zweitens: „Airbus Defence & Space“ vereint sämtliche Verteidigungs- und Raumfahrtaktivitäten des Konzerns, einschließlich des Bereichs militärische Transportflugzeuge. Drittens: „Airbus Helicopters“, zuständig für das gesamte zivile und militärische Hubschraubergeschäft.

Mit der Zusammenlegung der Verteidigungs- und Raumfahrtsparten „Airbus Military“, Astrium und Cassidian reagiert der Konzern nach eigener Darstellung auf das veränderte Marktumfeld, „das von stagnierenden oder sogar schrumpfenden Verteidigungsbudgets in der westlichen Welt geprägt ist“. Die strukturelle Veränderung ermögliche einen optimierten Marktzugang sowie Kosten- und Marktsynergien und stärke die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich gewinne das europaweit führende Raumfahrt- und Verteidigungsunternehmen damit an Profil, erhofft man sich bei EADS.

Eurocopter wird umbenannt, sonst bleibt alles wie gehabt

Die Division „Airbus Helicopters“ mit ihrem zivilen und militärischen Bereich bleibt laut EADS  unverändert. „Da die Hubschrauber-Technologie sehr speziell ist, ist es wichtig, die starken Synergien zwischen den zivilen und militärischen Produkten aufrecht zu erhalten“, heißt es dazu. Das heißt im Klartext: Bei Eurocopter bleibt strukturell alles wie gehabt – mit Ausnahme der Umbenennung in „Airbus Helicopters“, wie EADS-Sprecher Gregor von Kursell auf Anfrage erklärt.

Die Umsetzung der Konzern-Umstrukturierung soll, wie heute von EADS mitgeteilt wurde, zum 1. Januar kommenden Jahres beginnen, Schritt für Schritt erfolgen und in der zweiten Hälfte 2014 abgeschlossen werden. Die neue Struktur solle auch den konzernweiten so genannten Flightpath 2015 zur Verbesserung der Rendite für die Aktionäre unterstützen.

Bevor die Veränderungen in vollem Umfang wirksam werden können, müssen nach Konzernangaben mehrere regulatorische Voraussetzungen erfüllt sowie Konsultationen mit dem Betriebsrat und weitere Genehmigungsverfahren erfolgreich abgeschlossen werden.

Die neue Division, zu der Cassidian dann gehört, soll 45 000 Leute beschäftigen

„Airbus Defence & Space“ wird als neue Division etwa 45 000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden Euro generieren, wie EADS darlegt. Der Hauptsitz dieser neuen Division werde in München sein. Ihr Boss wird Bernhard Gerwert (60), der bisherige Chef von Cassidian. „Airbus Defence & Space“ wird, so heißt es weiter, vier Geschäftsbereiche umfassen: „Military Aircraft“ unter Leitung von Domingo Ureña-Raso (55), „Space Systems“ unter Führung von François Auque (57), „Communication, Intelligence & Security Systems“ unter Evert Dudok (54) sowie „Equipment“ unter Leitung von Thomas Müller (55). Chief Financial Officer ­– kaufmännischer Geschäftsführer – der neuen Division wird Julian Whitehead (50). Ureña-Raso ist derzeit Chef von "Airbus Military", Auque von Astrium, Dudok steht "Astrium Services" vor, Müller ist Chef von "Astrium Satellite Products" und Whitehead übt seine künftige Position bereits bei Cassidian aus. Weitere Personalien sollen im September und Oktober bekannt gegeben, wie es heute hieß. 

„Was wir heute präsentieren, ist eine Evolution, keine Revolution. Es ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung unseres Unternehmens“, sagte EADS-Chef Tom Enders zu dem Konzern-Umbau. „Wir bekräftigen damit die Bedeutung unseres zivilen Flugzeuggeschäfts innerhalb unserer Gruppe. Unsere Verteidigungs- und Raumfahrtaktivitäten reorganisieren und fokussieren wir, um Kosten zu reduzieren, die Profitabilität zu steigern und unsere Marktposition zu verbessern.“ Die Umbenennung führe schlichtweg das gesamte Unternehmen „unter der besten Marke zusammen, die wir haben – eine Marke, die für Internationalisierung, Innovation und Integration steht sowie für rund zwei Drittel unseres Umsatzes“, so Enders. Der Konzern wolle im vierten Quartal dieses Jahres weiter Details bekanntgeben.


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