Beim traditionellen Treffen von Kaminkehrern und Politikern waren heute zwei Buben die heimlichen Hauptdarsteller – Landrat Wolf appelliert: „Wir haben keinen Platz für Schaumschlägereien, Stillstand, Nebendiskussionen, Scharmützel und Boshaftigkeiten.“
Von Tobias Zell
Es ist eine schöne Tradition, dass am Tag vor Silvester die Bezirkskaminkehrermeister im Pfaffenhofener Landratsamt ihre Aufwartung machen, um den führenden politischen Köpfen im Landkreis einen guten Rutsch in ein gesundes, erfolgreiches und glückliches neues Jahr zu wünschen. Diesmal waren allerdings zwei Buben die heimlichen Hauptdarsteller. Denn Peter Sixt aus Vohburg, Chef des Kaminkehrer-Bezirks Geisenfeld, hatte heute seine beiden Enkel Paul (6) und Philipp (7) mitgebracht. Die beiden Jungs – angetreten in Schornsteinfeger-Kluft inklusive Zylinder – mussten für unzählige Fotos posieren und durften kleine Glücksbringer an alle verteilen.
Gekommen waren von politischer Seite neben dem Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU), dem Landtagsabgeordneten Karl Straub (CSU) und Bezirksrätin Barbara Breher (CSU) die Chefs der im Pfaffenhofener Kreistag vertretenen Fraktionen. Ausnahmen machten hier lediglich die Sozialdemokraten und die Liberalen: Für SPD-Fraktionschef Martin Schmid war Vize Markus Käser gekommen, er ist auch Kreisvorsitzender der Partei – die FDP um ihren Fraktionschef Thomas Stockmaier war ferngeblieben.
SPD-Kreischef Markus Käser testet, wie ihm ein Kaminkehrer-Zylinder steht.
Landrat Martin Wolf (CSU) verwies auf die zahlreichen Reden und Rückblicke zum Jahresende, die es schon gegeben habe, und wollte deshalb eigentlich „nicht mehr ganz groß ausholen“ – redete dann aber doch ganz schön lang. Wichtige Impulse seien gesetzt worden in diesem zu Ende gehenden Jahr, sagte er und nannte als Beispiele unter anderem die Gründung der Altenpflegehilfe-Schule in Pfaffenhofen, den Start ins EU-Förderprogramm Leader, den Ausbau der spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung und die positive Entwicklung beim Tourismus.
Es gelte, so Wolf, die Zukunftsthemen fest im Blick zu haben. „Was braucht unser Landkreis morgen?“, apostrophierte er dabei sozusagen als Leitfrage. Man stelle sich offensiv der Wirtschafts-Entwicklung, sagte er mit Blick auf das interkommunale Gewerbegebiet in Bruckbach sowie die neuen Ansiedlungen auch in Schweitenkirchen oder Reichertshofen. Der Landkreis wolle sich bezüglich der Branchen-Vielfalt gut aufstellen, betonte der Landrat. Das sei wichtig, um unabhängig von der Automobil-Industrie und damit krisenfest zu sein. „Das müssen wir jetzt sicherstellen für unsere Kinder“, unterstrich Wolf.
Vize-Landrat Anton Westner (links) und der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer mit den beiden Nachwuchs-Kaminkehrern Paul und Philipp.
Er verwies auch auf die geringe Arbeitslosigkeit im Landkreis sowie die hohe Zahl an Lehrstellen – mehr als Azubis – und betonte, dass man aus dieser guten Position nicht wieder zurückfallen wolle. Trotz aller (wirtschaftlichen) Weiterentwicklung gelte es aber die Balance zu wahren, um auch die Lebensqualität zu erhalten.
Als künftig zu beackernde Themenfelder nannte Wolf auch die Stärkung der Mobilität im ländlichen Raum und den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Zu beantworten gilt es seinen Worten zufolge ebenso die Frage, wie sich der Landkreis im Bereich Wohnraum entwickelt will. Nicht zuletzt mit Blick auf die Flüchtlinge, die anerkannten Asylbewerber und den möglichen Familiennachzug müsse man sich die Fragen offensiv stellen: „Wie viele Menschen pro Jahr können bei uns bleiben? Wie stark können wir wachsen.“
Silvester-Deko, im Hintergrund Landrat Martin Wolf.
Dass der nicht abreißende Zustrom von Flüchtlingen auch im neuen Jahr eine große Herausforderung für den Landkreis und seine 19 Gemeinden ist, wird wohl keiner bestreiten. In diesem Zusammenhang stellte Wolf aber auch klar: „Helfen ist keine Katastrophe, sondern eine Aufgabe.“ Der Landrat sieht die Kreispolitiker auch für 2016 wieder vor „spannenden Aufgaben“ und appellierte deshalb: „Wir haben keinen Platz für Schaumschlägereien, Stillstand, Nebendiskussionen, Scharmützel und Boshaftigkeiten.“
Im Namen der Kaminkehrer wünschte der oberbayerische Innungsobermeister Wolfgang Batz aus Ingolstadt allen einen guten Rutsch sowie Gesundheit und Zufriedenheit im neuen Jahr. Dazu gab es Sekt und Häppchen sowie kleine Glücksbringer von den Schornsteinfegern. Das neue Jahr kann jetzt kommen.
Und jetzt alle zusammen: SPD-Fraktionsvize Markus Käser (von links), FW-Fraktionschef Max Hechinger, Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer, Bezirkskaminkehrermeister Peter Sixt, Landtagsabgeordneter Karl Straub, Bezirkskaminkehrermeister Ralf Maul, Dritter Landrat Josef Finkenzeller, Landrat Martin Wolf, Vize-Landrat Anton Westner, Bezirkstagsabgeordnete Barbara Breher, Bezirkskaminkehrermeister Wolfgang Batz, Grünen-Fraktionschefin Kerstin Schnapp, Bezirkskaminkehrermeisterin Heidi Friesner, ÖDP-Fraktionschef Reinhard Haiplik, AUL-Fraktionschef Christian Staudter. Vorne der Kaminkehrer-Nachwuchs: Philipp und Paul Sixt. Foto: Huber
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