Inzwischen haben 17 junge Afghanen die Container bezogen – für die ehrenamtlichen Helfer beginnen die vielfältigen Herausforderungen damit aber erst
(ty) Mittlerweile sind 17 Flüchtlinge in Ernsgaden eingetroffen. Es handelt sich um junge Männer aus Afghanistan im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, die seit zwei Wochen bis zwei Monaten in Deutschland sind. „Die unübersichtliche Situation vom Freitag haben wir schnell in den Griff bekommen, es läuft alles in einigermaßen geordneten Bahnen“, berichtete heute Bürgermeister Karl Huber (CSU). Bei der Ankunft der Flüchtlinge war es zu Verwirrung gekommen, weil die Asylbewerber zunächst nicht wie geplant eintrafen. Nach diesen Erfahrungen unterschreibe er jede Erklärung, „dass in Deutschland längst das Chaos ausgebrochen wäre, wenn die ehrenamtlichen Helfer nicht wären“, sagt Huber und bedankt sich deshalb bei den Helfern in seiner Gemeinde für ihren „spontanen und zupackenden“ Einsatz.
Am gestrigen Abend wurde eine weitere Gruppe der angekommenen jungen Asylbewerber informiert. „Es war wieder eine gute Veranstaltung“, lautet Hubers Fazit. Den Flüchtlingen seien die wichtigsten Grundlagen-Informationen gegeben worden, „und sie wissen zumindest für die ersten Tage, woran sie sind“. Auch die Helfer konnten sich einen ersten Eindruck von den neuen Mitbürgern machen sowie deren Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen erfahren.
„Im Unterschied zur ersten Gruppe, aus der alle nur ungefähr zwei Wochen in Deutschland waren, sind die Leute von gestern bereits zwei Monate hier und man bemerkt bei ihnen schon eine leichte Ungeduld, dass nichts vorwärts geht“, berichtet Huber mit Blick auf Deutschlernen, Arbeit oder Reisefreiheit. „Diese Ungeduld wird zunehmen“, prognostiziert er, „weil die zuständigen Behörden es leider immer noch nicht geschafft haben, die Verfahren zu beschleunigen.“
Blick in eine Container-Unterkunft.
Der Rathauschef geht davon aus, dass Monate vergehen werden, bis bei den Verfahren etwas in Gang kommt. „Solange werden die jungen Männer auch bei uns bleiben – außer sie treffen die Entscheidung, zu Bekannten oder Verwandten irgendwo in Deutschland zu ziehen.“ Um die jungen Männer zu beruhigen, wolle man nun schnellstmöglich in Gruppen zumindest Deutsch-Grundlagenkurse organisieren. „Eine der Herausforderungen wird sein, sie so zu beschäftigen, dass sie nicht das Gefühl haben, in Ernsgaden abgeschoben zu sein, und meinen, niemand kümmert sich um sie“, so Huber.
Man müsse die Flüchtlinge nicht „bespaßen“, so der Bürgermeister, aber sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten sowohl im Freizeitbereich als auch bei gemeinnützigen Tätigkeiten seien wichtig. Da nach derzeitigem Stand noch acht weitere junge Asylbewerber nach Ernsgaden kommen, wolle man sich auch nicht zu sehr in Einzelbetreuung verzetteln, sondern versuchen, gruppenweise etwas zu organisieren. Es gehe nicht darum, die Flüchtlinge „zu verwöhnen“, sondern „fördern und fordern“ laute die Devise. „Ziel muss sein, dass sie einen möglichst hohen Grad an Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit erreichen“, sagt Huber.
Gesprächsrunde mit Asylbewerbern und ehrenamtlichen Helfern.
Für die ehrenamtlichen Helfer in Ernsgaden – der kleinsten Gemeinde im Kreis Pfaffenhofen – gibt es jedenfalls viel zu tun. Als sinnvoll wird die Anschaffung eines Fernsehers für den Gemeinschaftsraum erachtet. Über Kontakte bestehe zudem die Möglichkeit, einen Billardtisch zu bekommen. Allerdings fehlt noch ein geeigneter Ort, um diesen aufzustellen. Der Sportverein habe abgesagt, weil dadurch der Gastraum verkleinert würde, und im Gemeindehaus sei auch kein Platz mehr.
Außerdem gibt es unter den 17 jungen Männern laut Huber drei Kranke, die betreut werden müssen. Einer der Flüchtlinge müsse sich am Montag um 9.30 Uhr in Deggendorf bei einer Ausländerbehörde vorstellen – darum will sich die Gemeindeverwaltung kümmern. Wichtig erscheine ihm, sagt Huber, dass täglich möglichst immer zwei Personen aus dem Helferkreis gemeinsam bei den Flüchtlingen vorbeischauen und fragen, ob es Probleme gebe und wo man Hilfestellungen leisten könne.
Gesucht werden auch mehrere Deutschlehrer, die den Flüchtlingen die Grundbegriffe der deutschen Sprache beibringen können. Außerdem braucht man einen Fahrer, der die Asylbewerber ein bis zwei Mal wöchentlich mit dem Bürgerbus nach Geisenfeld chauffiert. Gefragt sind außerdem Kleidung und Schuhe für die jungen Männer sowie Fahrräder. Wer mithelfen will, der kann sich telefonisch unter der Nummer (0 84 52) 70 55 1 bei Bürgermeister Karl Huber oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden. Bekleidung und Schuhe können dienstags von 15 bis 18 Uhr und donnerstags von 17 bis 18 Uhr im Gemeindehaus abgeben werden; Fahrräder nimmt der Bauhof entgegen.
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