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Betrieb in Wolnzach-Eschelbach soll auf rund 145 000 Tiere vergrößert werden: Aktionsbündnis ruft zum Widerstand auf, Bund Naturschutz lädt für Donnerstag zum Info-Abend 

(ty) Im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach soll bekanntlich der bestehende Geflügelmast-Betrieb der Familie Höckmeier von aktuell etwa 50 000 auf rund 145 000 Tiere erweitert werden. Damit lebt ein Vorhaben aus dem Jahr 2012 wieder auf, um das es zwischenzeitlich still geworden war. Damals war bereits ein entsprechender Antrag auf Erweiterung des Betriebs beim Pfaffenhofener Landratsamt eingegangen, der zwischenzeitlich aber offiziell zurückgenommen worden war.  

Nachdem das Vorhaben im Jahr 2012 bekanntgeworden war, hatte sich bereits Widerstand in der Bevölkerung geregt; möglicherweise war das Projekt auch deshalb zunächst nicht weiterverfolgt worden. Jetzt wurden die Pläne für die deutliche Erweiterung des Betriebs aber wieder aufgenommen – und die Gegner formieren sich erneut. Das Aktionsbündnis „Mastanlagen Widerstand“ ruft offen zum Widerstand gegen das Vorhaben auf, der Bund Naturschutz lädt für Donnerstag zu einer Info-Veranstaltung.

Worum geht es? Das Vorhaben beinhaltet nach Angaben des Landratsamts die Aufgabe einer in der Ortsmitte von Eschelbach bestehenden Stallung für derzeit rund 15 000 Tiere sowie die Errichtung von zwei neuen Ställen im Außenbereich. Dort, wo gebaut werden soll, stehen bereits zwei Stallungen, die im Zuge der Betriebserweiterung saniert werden sollen. Nach der beantragten Vergrößerung der Mast-Anlage ergibt sich laut Kreisbehörde dann ein Tierbestand von insgesamt 144 600 Masthähnchen. 

Wie der Name schon vorwegnimmt, lässt das Aktionsbündnis „Mastanlagen Widerstand“ kein gutes Haar an diesen Plänen. „Hier sollen ab Mitte diesen Jahres in zwei neu gebauten Tierfabriken 144 600 Tiere für den Konzern Wiesenhof gemästet werden“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.

Derzeit läuft, wie berichtet, am Landratsamt das so genannte immissionsschutzrechtliche Verfahren. Alle Bürger können in diesem Zusammenhang Einwendungen gegen das Vorhaben erheben – und zwar unabhängig von der persönlichen Betroffenheit. Die Unterlagen liegen einen Monat lang zur allgemeinen Einsichtnahme aus. Seit 23. Februar und noch bis 22. März können sie im Pfaffenhofener Landratsamt (Zimmer B 306) und im Wolnzacher Rathaus (Zimmer 11, 1. Stock) von jedermann eingesehen werden – montags bis mittwochs von 8 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. 

Einwendungen bis 5. April möglich

Einwendungen gegen das Vorhaben können schriftlich während dieser Auslegungsfrist sowie innerhalb von zwei Wochen nach Ablauf dieser Auslegungsfrist – also bis einschließlich 5. April – beim Landratsamt oder beim Markt Wolnzach erhoben werden. „Die Einwendungen müssen schriftlich mit Angabe von Name und Anschrift des Einwenders erhoben werden sowie den geltend gemachten Belang und gegebenenfalls das Maß der Beeinträchtigung erkennen lassen“, teilte dazu das Landratsamt mit.

Auf die Möglichkeit, Einwendungen vorzubringen, weist jetzt auch das Aktionsbündnis hin. „Nachdem bei der ersten Antragstellung im Sommer 2012 aufgrund fehlerhafter Antragsunterlagen und zahlreicher Proteste das Genehmigungsverfahren erfolgreich verzögert werden konnte und somit ein Erörterungstermin nie stattfand, wird nun ein erneuter Versuch gewagt“, kommentiert man das Vorhaben und ruft zugleich „erneut dazu auf, gegen den Bau dieser Tierfabriken vorzugehen“. 

Die Errichtung von Mastanlagen werde von der Öffentlichkeit zunehmend kritisch wahrgenommen, schreibt das Aktionsbündnis in seiner Presseerklärung. Zahlreiche Argumente sprächen gegen die Errichtung solcher Anlagen. „Sie verbreiten nicht nur fürchterlichen Gestank. Ihnen entweichen außerdem gesundheitsgefährdende Bioaerosole. Durch den regelmäßigen Einsatz von Antibiotika – dieser ist angesichts der Masse an Tieren auf so engem Raum unvermeidbar – können antibiotikaresistente Keime entstehen, die über die Stallabluft und Staubpartikel in die Umwelt gelangen können, wird erklärt. Und weiter schreiben die Mastanlagen-Gegner: „Die anfallende Gülle und Gärreste werden auf die Böden ausgebracht. Dies führt zwangsläufig zu einer zunehmenden Nitratbelastung der Böden und damit zu einem Verlust der Artenvielfalt.“ Das Fazit des Widerstands lautet unmissverständlich: „All dies gefährdet die Region.“ 

Beim Aktionsbündnis ist man zugleich der Meinung, dass Bauvorhaben dieser Art auch aus tierrechtlicher Perspektive abzulehnen sind. Tiere würden in diesem „Verwertungssystem“ nicht mehr als fühlende Individuen wahrgenommen. „Als Küken werden sie aus der Brüterei in die Anlage gebracht und dort innerhalb von vier bis fünf Wochen auf ihr Schlachtgewicht hochgemästet. Pro Quadratmeter drängen sich über 20 Tiere“, sagt Martha Müller vom Aktionsbündnis. „Arttypischen Verhaltensweisen wie picken, staubbaden etc. können sie nicht nachgehen, geschweige denn angemessen miteinander agieren und soziale Beziehungen pflegen.“ Müller findet: „Die Gewalt, die Tieren im Rahmen der Nutzung als Masthuhn angetan wird, ist immens und durch nichts zu rechtfertigen.“

"Tierhaltung bedeutet stets Ausbeutung und Unterdrückung"

Nach Ansicht des Aktionsbündnisses werden Tiere in diesem System „degradiert zu Waren, Ressourcen, Produkten“. Grundsätzlich findet man: „Tierhaltung bedeutet stets Ausbeutung und Unterdrückung von unzähligen Tieren. Sie werden aus Profit-Interesse der jeweiligen Antragsteller und des abnehmenden Großkonzerns für den menschlichen Fleischkonsum gemästet und getötet.“ Das Bündnis ruft jedenfalls „alle Anwohner und Bürger von Wolnzach-Eschelbach, von Pfaffenhofen und von überall dazu auf, Einwendungen gegen das Genehmigungsverfahren zu erheben und so gegen dieses Bauvorhaben und damit gegen die Ausbeutung von Tieren, Mensch und Umwelt aktiv zu werden“.

Das Aktionsbündnis stellt nach eigenen Angaben einen Zusammenschluss von Einzelpersonen und Aktivisten dar. Konkret wolle man „Hühnermastanlagen und somit Zulieferbetriebe für Wiesenhof-Schlachtfabriken verhindern und auf diesem Wege gegen das Ausbeuten und Töten von Tieren, gegen regionale sowie globale Umweltverschmutzung und menschliche Unterdrückung vorgehen“.

BN informiert

Am Donnerstag, 10. März, findet ab 19.30 im Hotel Hallertau in Wolnzach (Ziegelstraße 4) ein Info-Abend des Bund Naturschutz zum Thema Hähnchenmast statt. Die Einladungen sind unterzeichnet von Micha Lohr, dem Vorsitzenden der BN-Ortsgruppe Wolnzach-Rohrbach, und von Christine Janicher-Buska, der Vize-Vorsitzenden der Pfaffenhofener BN-Kreisgruppe. Als Redner werden angekündigt: Marion Ruppaner, Landwirtschafts-Referentin in der BN-Landesgeschäftsstelle Nürnberg, sowie Stefan Kreppold, Bio-Landwirt aus dem Raum Aichach und Mitglied im Landwirtschafts-Arbeitskreis des BN-Landesverbands. 

Bisherige Beiträge zum Thema:

Hähnchenmast für 145 000 Tiere in Eschelbach?

Geflügelmast für 145 000 Tiere geplant


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