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Nachdem im Februar alle drei Vorschläge für den Neubau der Arlmühle durchgefallen war, hat der Pfaffenhofener Stadtrat jetzt den großen (Ent-)Wurf gelandet

(zel) Die Pfaffenhofener Arlmühle soll bekanntlich mit einem Wasserrad versehen werden. Das bringt ein bisschen Strom, ist gut fürs grüne Image und auch nett für die Gartenschau. Allerdings ist das bestehende Häuschen zu klein, weshalb es ersetzt werden muss. Weil die Arlmühle aber im Herzen des künftigen Bürgerparks liegt, der im Zuge der Landesgartenschau 2017 entstehen soll, ist bei der Gestaltung dieses kleinen Neubaus zum einen Kreativität und zum anderen Sensibilität gefragt. 

Dem Stadtrat waren bekanntlich im Februar drei Vorschläge präsentiert worden, die ein beauftragtes Büro erarbeitet hatte. Vereinfacht gesagt sah es so aus: Variante A war ein Betonbunker. Variante B ein Erdhügel. Und Variante C, ebenfalls aus Beton, lehnte sich optisch an Goethes Gartenhaus zu Weimar an. 

Warum eigentlich Goethes Gartenhaus? Es ist ein beliebter Gag, den man sich in Pfaffenhofen immer wieder mal gönnt: Wussten Sie, dass Johann Wolfgang von Goethe ein Gartenhaus an der Ilm hatte? Ui, denkt man, und wird gleich neugierig. Doch die Auflösung ist weniger prickelnd. Goethe besaß zwar tatsächlich ein Gartenhaus an der Ilm – allerdings in Weimar. Anno 1776 ersteigerte er es samt Garten, bis 1782 sollte es sein bevorzugter Wohn- und Arbeitsort sein. Ein Großteil seiner literarischen Werke dieser Zeit entstanden dort, die Ballade vom Erlkönig zum Beispiel oder das Gedicht „An den Mond“.  

Das bestehende Gebäude kommt weg, links soll ein Wasserrad errichtet werden. Unser Foto entstand bei der Eröffnung der Fischtreppe.

Soweit dazu. Mehr muss man auch nicht mehr sagen. Weil der Stadtrat erteilte dem Gartenhaus ja, wie berichtet, ebenso eine Abfuhr wie dem Betonbunker und dem Erdhügel. Würde man jetzt sagen, das Gremium mochte sich für keinen der drei Vorschläge so recht begeistern, dann könnte man im diplomatischen Dienst arbeiten. Denn das, was die Räte da im Februar äußerten, war teils vernichtend. Und so hieß es schließlich: Weg mit dem Hobbit-Hügel und weg mit dem Betonbunker sowie – frei nach den Kino-Erfolgen: Fack ju, Göhtes Gartenhaus!

Zur Vorgeschichte: "Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken"

Weil aber die Zeit ein bisschen drängt, wurde beschlossen, dass eine Arbeitsgruppe aus Stadträten zusammentritt und recht zügig gemeinsam mit der Stadtverwaltung eine Alternative ersinnt, die dann am besten im Stadtrat eine Mehrheit bekommt. Die Vorgaben lauteten dabei: Das Gebäude sollte der Funktionalität untergeordnet werden, es sollte Einblick in die Stromerzeugung geben – und nicht zu teuer sein.

Jedenfalls fand dann ein Termin statt, an dem Vertreter der Stadtverwaltung ebenso teilnahmen wie die Räte Andreas Herschmann (SPD), Markus Käser (SPD), Andreas Kufer (FW) und Hans Prechter (CSU). Dabei wurden, so wird berichtet, Überlegungen angestellt sowie die grundsätzliche äußere Erscheinungsform des Häuschens diskutiert und skizzenhaft festgehalten (siehe ganz oben).

Vorschlag A fand im Februar keine Mehrheit: "Archetyp Haus", gerne auch als "Betonbunker" bezeichnet.

Diese zeichnerisch dargestellten Überlegungen waren wiederum die Grundlage für die weitere Planung durch das Architekturbüro. Das Ergebnis, das in der jüngsten Sitzung nun vorgestellt wurde, stellt nach Angaben der Stadtverwaltung die Minimalanforderung an den benötigten Raumbedarf des Generatorengebäudes dar. Die reinen Baukosten belaufen sich auf zirka 76 000 Euro. Übrigens wieder Beton, aber diesmal mit Glasfront und Vordach.

Bei dem genannten Termin war aber auch der Wunsch geäußert worden, das bei den Ausgrabungen auf dem ehemaligen Schlachthof-Gelände entdeckte Mühlrad sowie die auszubauende Turbine der jetzigen Anlage in dem Gebäude als Ausstellungsstücke zu präsentieren. Dazu ist jedoch eine Verlängerung des Gebäudes um zwei Meter erforderlich. Das erhöht die reinen Baukosten auf etwa 95 000 Euro.

Soweit die Fakten. In der jüngsten Sitzung wurde nun erneut kontrovers diskutiert. Reinhard Haiplik (ÖDP) zeigte sich aber erst einmal pikiert, weil er – zumal als Heimatreferent des Stadtrats – nicht Teil der Task-Force war, die sich Gedanken über die Optik machen durften. Zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeitsgruppe war er – vielleicht auch deshalb – nicht. Die Variante „Goethes Gartenhaus“ habe ihm weit besser gefallen. Der neuerliche Vorschlag sei „absurd“, befand er und warnte den Stadtrat: „Wir riskieren, uns lächerlich zu machen.“

Vorschlag B fand im Februar keine Mehrheit: "Grüne Welle", man kann auch sagen: Erdhügel.

CSU-Fraktionschef Martin Rohrmann lobte dagegen das gestalterische Talent von Stadtbaumeister Gerald Baumann, der die Skizze gezeichnet hatte. Er sprach von einem Zweckbau, der seine Funktion erfülle, einfach und günstig sei.  Ganz anders sah das Manfred „Mensch“ Mayer (GfG): „Beton bei der Gartenschau“, das gefällt ihm nicht. Er monierte die „graue, öde Fassade“ und kündigte schon mal an: „Das muss ich glatt ablehnen.“

SPD-Fraktionschef Markus Käser, der die Skizze ja mit ausgearbeitet hatte, fasste sich kurz: Konzeptionell könne man dem nun zustimmen. Peter Heinzlmair (FW) findet einen Betonbau wiederum nicht so prickelnd, er hätte ja lieber eine Variante mit Holz gehabt. Adi Lohwasser (SPD) befand dagegen: „Das schaut gut aus.“ Lob gab es auch von FDP-Stadtrat Franz Niedermayr, der in Richtung Mayer befand:  Beton könne doch ein guter Kontrast zum Grün sein.

 

Variante C fand im Februar keine Mehrheit: "Gartenhaus Weimar" – auf den Spuren von Goethe.

Am Ende wurde der von der Stadtverwaltung und dem „Findungsteam“ ausgedachte Entwurf des Betongebäudes mit Schaufenster – in der um zwei Meter verlängerten Variante – mehrheitlich abgesegnet. Dagegen stimmten Manfred „Mensch“ Mayer, Angelika Furtmayr (Grüne), Franz Schmuttermayr sowie die beiden ÖDP-Räte Reinhard Haiplik und Richard Fischer.

Ob auf dem kleinen Gebäude eine Photovoltaik-Anlage installiert wird, ist noch offen. Die Kosten dafür würden sich nach Angaben aus dem Rathaus auf etwa 15 000 Euro belaufen. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) erklärte, man sollte das nur machen, wenn es auch wirtschaftlich sei.

Weitere Beiträge zur jüngsten Stadtratssitzung:

Schluss mit aggressivem Betteln in Pfaffenhofen

Pfaffenhofener City-Streife wird ausgeweitet  


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