Alle zwei Jahre wird in Baar-Ebenhausen das Heilige Grab aufgebaut – Es ist eines der größten Werke seiner Art in Bayern und wurde einst von einem Geisenfelder Schreiner geschaffen
(ty) Schon die Ausmaße sind schwer beeindruckend – die riesige Holzkonstruktion füllt fast den ganzen Altarraum der Kirche Mariä Himmelfahrt in Baar-Ebenhausen. Sieben Meter hoch und sechs Meter breit ist das Gerüst mit zwei begehbaren Ebenen. Kein Wunder, dass der Schreiner direkt unter der kunstvoll bemalten Kirchenkuppel stehen muss, um die Spitze des barocken Kunstwerks zu montieren. Die ziert eine so genannte Rosette: Ein im Holz ausgeschnittener Kreis, in dem zwei organisch, muschelartig geformte Schaufelräder in Gegenrichtung zueinander laufen. Der hypnotisierende optische Effekt dabei hat einst im Jahr 1717 die Betrachter sicherlich noch mehr verblüfft als heute.
„Das Heilige Grab“ nennt man dieses barocke Zeugnis der Volksfrömmigkeit – es ist eines der größten Werke seiner Art in ganz Bayern. Ein unbekannter Schreiner aus Geisenfeld hat es seinerzeit gebaut. Im dortigen Kloster wurde es anno 1721 erstmals öffentlich gezeigt. Die aufwändige Konstruktion erregte Jahrhunderte lang große Aufmerksamkeit. Vor allem die Mechanik, die nicht nur die Rosette in Bewegung hält, sondern auch einzelne Bilder des Kreuzwegs. Wie in einem sehr, sehr langsamen Film löst eine Szene die nächste ab. Diese Farbenräder wurden früher allein mit Wasserkraft angetrieben. Deshalb plätschert das Heilige Grab auch meditativ wie ein Bach mitten in der Kirche.
„Früher hat man eine große Tonne Wasser gefüllt, die die Mechanik gleichmäßig angetrieben hat. Wenn die Tonne leer war, musste man mit der Hand wieder nachpumpen“, erläutert Wolfgang Schwab. Er ist einer der 20 Ehrenamtlichen, die die schweren Holzteile aufbauen. An die 100 Einzelteile gilt es zu montieren, alle in der richtigen Reihenfolge. Auch wenn die Teile auf der Rückseite beschriftet sind, ist es gar nicht so einfach, alles richtig zusammenzustecken. Geschraubt wird übrigens nur wenig, die meisten Teile sind mit Zapfen verbunden. So wie es einst im Jahr 1717 eben Stand der Technik war. Im unteren Teil des Heiligen Grabes befindet sich eine Jesusfigur, mit Blumen geschmückt. Darüber ist ein Fenster mit 14 Bildern der Kreuzwegstationen.
Von 1896 bis 1924 wurde das Heilige Grab nicht mehr aufgestellt. Wie es vom Kloster Geisenfeld nach Baar in die Kirche Mariä Himmelfahrt kam, ist unklar. „Es gibt aber nicht allzu viele Altarräume im Landkreis Pfaffenhofen, wo es überhaupt reinpasst“, weiß Annemarie Meyer. „Baar war auch eine Zeit lang Wallfahrtsort. Vermutlich wegen des Heiligen Grabs.“
Die SPD-Gemeinderätin freut sich über die Wiederbelebung des historischen Kunstwerks. Von 1924 bis 1958 wurde es jährlich aufgebaut. 1987 hatte man es dann im Prielhof des Klosters Scheyern eingelagert. Leider so feucht, dass eine weitere Restaurierung notwendig wurde. Die haben dann fleißige Ehrenamtliche aus Baar im Jahr 2011 übernommen.
Ehrenamtliche sind es auch, die jetzt einen Tag lang brauchen, um das gesamte Konstrukt im Altarraum zu errichten. Das Heilige Grab wird nur alle zwei Jahre aufgestellt, der Aufwand ist einfach zu groß. Annemarie Meyer freut sich, dass auch drei jungen Männer unter den Helfern sind. Denn viele sind zwischen 65 und 80 Jahre alt. „So wird die Tradition überliefert und weitergetragen“, sagt Meyer.
Für sie ist das Heilige Grab auch ein Mahnmal für ein richtiges Leben. „Es kann jeder Tag Dein letzter sein, das habe ich selbst gerade erst erlebt“, erzählt sie. Einen Tag nach der Heimkehr von einer Reise nach Rom lag sie im Krankenhaus. Uns ist dankbar, dass sie vor Ostern wieder genesen ist und sich jetzt den Vorbereitungen auf das wichtigste Fest im Jahr widmen kann.
In den kommenden Tagen kann jeder das Heilige Grab in Stille und Gebet betrachten: von Karfreitag bis Ostersonntag von 10 bis 18 Uhr sowie am Ostermontag von 10 bis 17 Uhr.
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