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50-jähriger Profi-Täter nach einjähriger Ermittlungsarbeit gefasst – Schaden im hohen sechsstelligen Bereich – Ein Fall aus Schrobenhausen brachte alles ins Rollen – Historischer Fahndungserfolg, Festnahme in Berlin

(ty) Ermittlungen gegen Cyber-Kriminelle sind aufwändig und langwierig. Auch das Erkennen des Betrugs-Ausmaßes erfordert ein spezialisiertes IT-Wissen. Im nachfolgend geschilderten Fall ist es Internet-Spezialisten der Kriminalpolizei Ingolstadt gelungen, einen 50-jährigen Deutsch-Ukrainer zu identifizieren, der sechs Jahre lang unter falscher Identität betrügerische Internet-Geschäfte abgewickelt hat. Der entstandene Schaden beziffert sich auf einen hohen sechsstelligen Betrag, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord heute berichtet. Nach einjähriger intensiver Ermittlungsarbeit war der Mann der Kripo ins Netz gegangen, er konnte schließlich in Berlin auf frischer Tat festgenommen werden.

Ins Rollen brachte den Stein der Ermittlungen eine 50-jährige Landwirtin aus dem Kreis Neuburg Schrobenhausen, wie heute bekannt geworden ist. Die Frau stellte demnach vor gut einem Jahr verdächtige Abhebungen von einem extra für Notfälle eingerichteten Spendenkonto fest. Dabei handelte es sich jedoch keineswegs um eine größere Summe, die da von einem bekannten Online-Anbieter per Lastschriftverfahren eingezogen worden war. Die Schrobenhausenerin erstattete dennoch Anzeige bei der Polizei.

Spendenaufruf als Ermittlungsansatz

Die für Cyber-Kriminalität zuständigen Ermittler stellten nun fest, dass ein Betrüger offensichtlich den Spendenaufruf der Frau entdeckt und für seine kriminellen Zwecke genutzt hatte – und zwar, indem er die veröffentlichten Kontodaten als Zahlungskonto für seine betrügerischen Bestellungen bei einem großen Online-Kaufhaus angab. 

Die 50-Jährige hatte indes Glück. Denn die im Lastschriftverfahren abgebuchten Gelder konnten noch rechtzeitig auf ihr Spendenkonto zurückgebucht werden, so dass zumindest hier kein finanzieller Schaden entstand. Die von dem Täter bestellten Artikel jedoch waren bereits an verschiedene Empfänger im gesamten Bundesgebiet ausgeliefert worden. Diese wiederum hatten die Waren im Vorfeld gutgläubig bei dem Betrüger bestellt. Die weiteren Ermittlungen zeigten dann, dass es sich bei diesen Lieferungen um keine Einzelfälle handelte. 

Firmen-Identitäten und Fake-Personalien

Der zunächst unbekannte Betrüger hatte es sich laut den Ermittlungen der Kripo zur Aufgabe gemacht, im ganz großen Stil einen hoch professionellen illegalen Warenhandel mit verschiedensten Firmen-Identitäten unter Fake-Personalien zu betreiben. Seine eigenen Warenbestellungen bezahlten aber willkürlich ausgesuchte Opfer. Bald zeigte sich nach Angaben der Polizei „ein Straftaten-Gesamtbild, das den Tatverdacht eines aufwändigen gewerbsmäßigen betrügerischen Handels bestätigte“ – und dessen Aufklärung schließlich zum größten bisherigen Fahndungserfolg der Ingolstädter Cyber-Cops führte.

Die Masche des Täters, viele kleine Schäden im gesamten Bundesgebiet zu verursachen, war anscheinend über Jahre aufgegangen. Denn oftmals seien gerade wegen der vereinzelten Kleinstschäden weitergehende Ermittlungen nicht angestrebt worden. Hier war man einen Profi-Betrüger auf die Spur gekommen – dessen Betrugsausmaß jedoch akribisch ermittelt werden konnte. 

Zugriff in Berlin

Trotz „hoher Abschottungsmaßnahmen“ des Tatverdächtigen gelang es den IT-Spezialisten unter Federführung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, den Aufenthalt des Mannes zu ermitteln. Wie nun heute von der Polizei vermeldet worden ist, griffen die Beamten der Ingolstädter Kripo schließlich am 12. April zu. Schlagartig nahmen sie mit Unterstützung der örtlichen Zugriffskräfte des Landeskriminalamts Berlin den osteuropäischen Profi-Betrüger fest – er saß den Angaben zufolge gerade vor seinem PC in seiner unter falschem Namen angemieteten Berliner Altstadtwohnung.

Parallel dazu habe sich herausgestellt, dass gegen den Cyber-Straftäter bereits zwei Haftbefehle sowie mehrere Suchanfragen verschiedenster Staatsanwaltschaften bestanden. „Nach einer ersten Verurteilung in Frankfurt war der Mann in die Anonymität der Großstadt Berlin abgetaucht und lebte dort unter verschiedensten Personalien“, sagt ein Polizeisprecher. Neben zahlreichen gefälschten Ausweisdokumenten wurden in seiner Wohnung Hunderte von Prepaid-Telefonkarten sowie mehr als 160 Zahlungskarten für diverse Bankkonten aufgefunden, welche der Mann unter verschiedenen Identitäten angelegt und genutzt hatte.

Umfassendes Geständnis

„Aufgrund des hohen Ermittlungsdrucks legte der Festgenommene ein umfassendes Geständnis ab“, erklärte heute ein Polizeisprecher. Dadurch sei auch bestätigt worden, dass der Mann in den vergangenen Jahren sozusagen als Vollzeit-Betrüger aktiv war und dabei monatlich vierstellige Summen erwirtschaftete. 

Die Aufarbeitung der im gesamten Bundesgebiet begangenen Straftaten wird nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord noch Monate bei den zuständigen Ermittlungsbehörden in Anspruch nehmen. In dem Buchungssystem des Betrügers seien bis dato bereits mehr als 2500 illegale Transaktionen festgestellt worden. 


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