Georg Höhn fühlt sich beleidigt: Er hat Anzeige gegen Franz Lisson, den Frontmann der Ilmmünsterer Windpark-Gegner, erstattet – Es geht um einen angeblichen Vorfall bei einer Info-Veranstaltung am vergangenen Mittwoch in Hettenshausen – Die Pfaffenhofener Polizei ermittelt
(zel) Im Wittelsbacher Forst in der Gemeinde Ilmmünster sollen bekanntlich drei Windräder errichtet werden. Es gibt Gegner und Befürworter, wie das eben bei solchen Vorhaben ist. Am 10. Juli findet ein Bürgerentscheid statt. In dessen Vorfeld werben die Befürworter für Windkraft und Energiewende, während die Gegenseite wider den Windpark mobil macht und unter anderem auf angebliche Gefahren durch Infraschall verweist. Die Emotionen kochen zuweilen hoch. Und jetzt ermittelt sogar die Pfaffenhofener Polizei.
Am vergangenen Mittwochabend, 22. Juni, fand eine Info-Veranstaltung der Windkraft-Gegner im Gasthaus Schrätzenstaller in Hettenshausen statt. Auch hier soll es mitunter recht emotional zugegangen sein. Die hiesige Bürgerenergie-Genossenschaft (BEG) berichtet unter Berufung auf einige Gäste, dass Besucher, die „unliebsame Wortmeldungen“ hatten, „mit Klatschen und Buh-Rufen mundtot gemacht“ worden seien. Die Gegenseite, also die der Windkraft-Befürworter, sei praktisch nicht zu Wort gekommen, heißt es.
"Sie nicht! Ich kenne Sie."
Die „totale Entgleisung“ – so formuliert es die BEG – soll sich aber kein geringerer als Franz Lisson geleistet haben. Er ist der Frontmann der Bürgerinitiative gegen die geplanten Windräder in der Gemeinde Ilmmünster. Und eben er soll, als es dann um Fragen aus dem Publikum ging, Georg Höhn auf dessen Wortmeldung hin das Mikrofon verweigert haben. Und zwar angeblich mit den Worten: „Sie nicht! Ich kenne Sie. Ich weiß genau, welch hinterfotziger Drecksack Sie sind!“
So schildert es jedenfalls Georg Höhn gegenüber unserer Zeitung. Er will diese mutmaßliche Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb hat er gestern bei der Pfaffenhofener Polizei Anzeige gegen Lisson erstattet, wie er erklärt. Ein Sprecher der Inspektion nannte auf Anfrage unserer Zeitung zwar keine Namen, bestätigte aber, dass in Zusammenhang mit der Veranstaltung in Hettenshausen eine Anzeige wegen Beleidigung vorliegt – und dass nun ermittelt wird.
"Dann sollen die gegen mich vorgehen"
Der angezeigte Lisson wollte sich heute auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu dem Vorwurf äußern. „Wenn da was ist, dann sollen die gegen mich vorgehen“, sagte er nur. Und weiter: „Kein Kommentar.“ Der Online-Zeitung hallertau.info sagte Lisson gestern, dass er Gerd Höhn weder kenne noch beleidigt habe. „Ich habe einen der drei Störer, die wohl von der BEG geschickt wurden, nachdem er keine Fragen zum Vortrag stellte, sondern Behauptungen in den Raum stellte, darauf hingewiesen, Fragen zu stellen. Später habe ich ihm das Wort nicht mehr erteilt“, wird Lisson zitiert.
Polizei ermittelt
Anzeige-Erstatter Höhn ist sich indes sicher, dass es für die möglicherweise strafrechtlich relevanten Äußerungen von Lisson auch Zeugen gibt. Seinen Worten zufolge müssten mindestens drei Personen den Vorfall mitbekommen haben: zwei Besucher und ein Reporter der hiesigen Tageszeitung. Wer tatsächlich was gehört hat, das werden nun die polizeilichen Ermittlungen zeigen müssen. In dem Bericht über die Veranstaltung, der am 24. Juni in der besagten Tageszeitung erschien, ist von der angeblichen Beleidigung jedenfalls keine Rede.
Bei der Bürgerenergie-Genossenschaft, die bekanntlich hinter dem geplanten Windpark bei Ilmmünster steht, bedauert man indes die gesamte Entwicklung. „Die Windkraft-Gegner entfernen sich immer weiter von ihren eigenen Ansprüchen“, findet BEG-Chef Andreas Herschmann. „Alles, was sie von anderen in punkto Transparenz, Dialog und Aufklärung fordern, können sie scheinbar selbst nicht halten.“ Er könne sich das nur so erklären, „dass diese Ausfälligkeiten ein Zeichen dafür sind, dass langsam die guten, sachlichen Argumente ausgehen“, sagt Herschmann. Er gehe aber auch davon aus, „dass Aggressivitäten und Boshaftigkeiten, wie sie von Herrn Lisson an den Tag gelegt werden, nicht alle Windkraft-Kritiker gut heißen und sich diese eher von ihrem Sprecher distanzieren werden".
Ähnlich äußert sich Anzeige-Erstatter Höhn: „Wem die Argumente ausgehen, der wird ausfallend und persönlich. Herrn Lisson müssen, so gesehen, wirklich alle Argumente ausgegangen sein.“
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