Logo
Anzeige
Anzeige
stowasser

Das soziale Projekt "Platzhirsch" zeigt im und am Geschäft in Pfaffenhofen, welch bemerkenswerte Kleider hier entstehen 

(zel) Platzhirsch – so heißt ein außergewöhnliches soziales Projekt in Pfaffenhofen, das psychisch erkrankten Menschen eine Aufgabe bietet, in der sie Freude und Bestätigung finden sollen. Das Besondere dabei: Hergestellt werden fesche Dirndln, die es auch zu kaufen gibt. Der dazugehörige Laden, der in der Gasse zwischen dem Hauptplatz und der Münchener Straße liegt, wurde im vergangenen Sommer eröffnet. Welch bemerkenswerte Stücke hier geschneidert und angeboten werden, davon kann sich am heutigen Freitagabend jeder selbst überzeugen. Um 18 und 19 Uhr gibt es eine große Modenschau.

 

„Jedes unserer Dirndl ist zu 100 Prozent in unserem Hause gefertigt“, sagt Projekt-Leiterin Laura Menzel – und darauf ist sie stolz. Bei „Platzhirsch“ handelt es sich um eine Untereinrichtung von "Betreutes Wohnen mit Herz"; wo seit rund vier Jahren therapeutische Wohngemeinschaften und betreutes Einzelwohnen für psychisch erkrankte Menschen angeboten werden. „Es ist uns ein Anliegen, etwas anders zu machen als andere Einrichtungen, die psychisch erkrankte Menschen betreuen“, sagt Menzel, die als stellvertretende Geschäftsführerin fungiert. „Wir wollen unseren Klienten durch unser Beschäftigungs-Projekt eine Aufgabe geben, die sie erfüllt und auf die sie am Ende des Tages stolz sein können.“

 

Jeder Mensch könne von einer psychischen Erkrankung betroffen sein, darum sei es umso wichtiger, Aufklärung zu leisten und den Gedanken der Inklusion fortzuführen und auszubauen. „Unsere Klienten sind ganz normale Menschen, wie du und ich“, betont Laura. „Sie wurden zum Beispiel durch Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen und finden bei uns ein neues Zuhause und eben auch eine Aufgabe, die sie erfüllt.“ Die Arbeit, die Beschäftigung, solle Struktur und Stabilität vermitteln – und vor allem Freude machen.

 

Das Projekt „Platzhirsch“ vereint die Produktion und den Verkauf der Dirndl unter einem Dach. „Unsere Klienten haben über einen längeren Prozess gelernt, wie die Dirndl zu fertigen sind“, berichtet Menzel. „Wir haben ihnen Schritt für Schritt beigebracht, wie man mit den Nähmaschinen umgeht, welche Verarbeitungen es gibt, worauf man achten muss, wie man gerade und saubere Nähte macht, wie Reißverschlüsse einzunähen sind, wie man Spitze verarbeitet und vieles mehr – bis hin zum fertigen Dirndl.“ Zwei Schneidermeisterinnen und eine Schneiderin helfen dabei und sorgen für den fachlichen Background.

 

Die Ergebnisse können sich wahrlich sehen lassen. Aber davon soll sich heute Abend um 18 und 19 Uhr bei der großen Modenschau jeder selbst überzeugen. Insgesamt zwölf junge Frauen führen in drei Durchläufen insgesamt über 30 unterschiedlichste Dirndl vor – vom Alltags-Dirndl über Festtags-Dirndl bis hin zum Hochzeits-Dirndl, verspricht Menzel. Braut-Dirndl seien übrigens stark im Kommen, sagt sie – das merke man auch an der Nachfrage.

Aber auch die Nachfrage nach maßgeschneiderten Dirndln nimmt deutlich zu, berichtet Menzel. „Im Schnitt werden zwei pro Monat bestellt.“ Die Kundinnen können da zum einen ihr Wunsch-Dirndl zusammenstellen, das ihnen dann obendrein auf den Leib geschneidert wird. Ein solches Maß-Dirndl gibt es ab 750 Euro. Fertig geschneiderte Stücke made by „Platzhirsch“ gibt es zum Teil schon ab 100 Euro.

 

„Unser Projekt läuft gut“, freut sich Laura Menzel. Die Pfaffenhofener Bevölkerung sei sehr offen für dieses soziale Engagement. Und auch die Klienten seien zufrieden mit ihren Aufgaben. Nicht jede der 35 Personen, die aktuell in dem Projekt tätig ist, schneidert übrigens Dirndl. Manche basteln oder streichen, andere übernehmen Hausmeister-Dienste oder schreinern. Und es gibt sogar eine eigene Küchen-Crew. „Jeden Tag wird für alle gekocht“, berichtete Menzel. Drei Gänge. 

Im „Platzhirsch“ gibt es übrigens nicht nur Dirndln zu kaufen. Darüber hinaus wird trendige Damenbekleidung von anderen Herstellern angeboten; dazu gibt es Accessoires wie zum Beispiel Handtaschen. Und das hat auch seinen Grund. Denn der Laden solle möglichst viele Kunden anlocken – auch die, die kein Dirndl brauchen. „Wir möchten die Hemmschwelle der Kundschaft niedrig halten, um unsere Aufklärungsarbeit leisten zu können“, sagt Laura Menzel.

Lesen Sie auch: Anziehend und mit Herz (Mit Bilder-Galerie)


Anzeige
RSS feed