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Jaymes Butler (56) hat als Schauspieler, Stuntman, Action-Trainer und Koordinator mit unzähligen Weltstars gearbeitet – im Landkreis Pfaffenhofen fand er seine zweite Heimat

Von Tobias Zell  

„Wir brauchen dich. Du musst für Wesley Snipes aus einem Flugzeug springen.“ Ungefähr mit diesen Worten begann seine Schauspiel-Karriere. Er doubelte Samuel L. Jackson und Will Smith, arbeitete mit Nicolas Cage, Tom Cruise, Pierce Brosnan, Tom Hanks, Robert De Niro, Al Pacino, Angelina Jolie und Halle Berry zusammen. Oft spielt er amerikanische Cops oder FBI-Agenten, hinter den Kulissen zieht er als Stunt-Choreograf und -Koordinator oder als Trainer die Strippen. In seiner Hoch-Zeit als Stuntman sorgte er mit vollem Körpereinsatz dafür, dass Weltstars in den Kinofilmen auch bei waghalsigsten Aktionen gut aussehen: Jaymes Butler (56), ein Hollywood-Mann im besten Sinne, der im Landkreis Pfaffenhofen seine neue Heimat gefunden hat.

„Die Leute hier sind sehr freundlich“, sagt er. „Hier grüßt dich jeder und vom Nachbarn bekomme ich frische Tomaten.“ Jaymes Butler fühlt sich wohl in der Hallertau. Ein schönes Haus mit Garten auf dem Land hat er gesucht – und gefunden. Vermittelt übrigens von Stephanie Simbeck, der Frau von Schauspieler und Comedian Florian Simbeck.

„Das Vorurteil, dass die Bayern schwierig und distanziert sind, stimmt nicht“, stellt Butler gleich klar. Man müsse natürlich schon versuchen, Deutsch zu sprechen. Aber das sei doch klar. „Wenn ein Deutscher in die USA geht, dann muss er ja auch Englisch reden.“ Butler jedenfalls spricht Deutsch – nur manchmal, um etwas ganz präzise zu formulieren, wechselt er für ein paar Worte ins Englische.

Zum Gespräch bei ihm daheim wird der Reporter aber zuerst einmal von seinem Hund empfangen und gemustert. „Coachella“ ist ein Wolfshund, drei Viertel Wolf und ein Viertel Schäferhund stecken in seinen Genen. Benannt ist das Tier nach einem Indianer-Reservat in einem kalifornischen Tal. Dort wuchs Jaymes Butler auf; sein Vater war Indianer, die Mutter Afroamerikanerin.

13 Jahre bei den "Special Forces"

13 Jahre lang war Jaymes Butler bei den „Special Forces“, für die US-Armee unter anderem im Golfkrieg im Einsatz. Körperliche Fitness ist ihm wichtig. Seit seiner Militärzeit stehen täglich Liegestütze und Sit-ups auf dem Programm. „Das ist schon Routine wie Zähneputzen“, sagt er. Die Trainings-Geräte in seinem Haus nutzt er fast täglich, ebenso oft geht er Joggen. Sechs bis zehn Kilometer läuft er dann, Coachella treu an seiner Seite. „Das Laufen ist nicht nur gut für meine Ausdauer, sondern auch für meinen Kopf“, sagt Butler.

Er hält sich fit, das ist unübersehbar. Alkohol trinke er ohnehin kaum. „Eine ganze Maß Bier schaffe ich gar nicht.“ Wenn er sich als diszipliniert bezeichnet, glaubt man das sofort. Und er legt Wert darauf, regelmäßig abzuschalten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Handy mache er abends aus. „Ich bin kein Chirurg, ich muss nicht 24 Stunden erreichbar sein.“

Angefangen hat Jaymes Butler als Stand-up-Comedian. Zum Entertainment habe er sich immer schon hingezogen gefühlt; schon in der Schule spielte er Theater. In die Filmbranche sei er später „so reingerutscht“, wie er sagt. Als man ihn anheuerte, um für Wesley Snipes aus dem Flieger zu springen, war sozusagen der Weg bereitet. Eine bemerkenswerte Karriere als Stuntman, Stunt-Koordinator, Stunt-Trainer, Stunt-Choreograph und nicht zuletzt als Schauspieler nahm ihren Lauf.

"Big Game" auf der Zugspitze

Für den famosen Action-Streifen „Big Game“ – gedreht zum Teil auf der Zugspitze – entwickelte Jaymes Butler die spektakulären Kampf-Szenen und doubelte Samuel L. Jackson. Am Gelingen von „Resident Evil“ war er als Fight-Koordinator maßgeblich beteiligt. Für „Cloud Atlas“ agierte er als Stunt-Double, in „Tom Saywer“ war er Stunt-Performer, für „Das Papstattentat“ übernahm er die Fight-Choreographie und die Stunt-Koordination, agierte zudem als Waffen-Trainer für Heiner Lauterbach. Für „Hui Buh“ coachte er Rick Kavanian.

Resident Evil, Mission Impossible, San Andreas 

Auch die Liste der Filme, in denen er als Schauspieler mit von der Partie war, ist lang. Die bekanntesten Streifen sind wohl „Resident Evil“, „Mission Impossible III“, „Big Game“, „Der Ghostwriter“, „Zeit der Kannibalen“, „Kingsman: The Secret Service“ und „San Andreas“; dazu kommen Rollen im Tatort, in der Serie „Soko 5113“ oder in großen TV-Movies wie „Das Papstattentat“, „Das Inferno – Flammen über Berlin“, „African Race – Die verrückte Jagd nach dem Marakunda“ oder „Held der Gladiatoren“.

Seite an Seite mit den Weltstars

Beim Blick auf den Arbeitsnachweis von Jaymes Butler fällt schnell auf, dass er bei einigen Filmen sowohl als Stuntman oder Trainer als auch als Schauspieler am Set war. „Oft bekomme ich eine Rolle, weil ich wegen der Stunts sowieso da bin“, sagt Butler bescheiden. Er nimmt sich unverkennbar nicht so wichtig. Er ist keiner, der sich etwas darauf einbildet, dass er mit Welt-Stars wie Milla Jovovich und Nicolas Cage oder nationalen Größen wie Heiner Lauterbach und Hannelore Elsner gearbeitet hat. Er sagt es nicht so ausdrücklich, aber es klingt unverkennbar durch: Ich habe meine Arbeit gemacht.

Und wenn Jaymes Butler von seinen Stunts erzählt, dann stellt er nicht das „Crash, Boom, Bang“ in den Vordergrund. „Stunts, das ist nicht nur Double-Sein und Action, sondern zu 80 Prozent geht es dabei um die Sicherheit für die Schauspieler und das ganze Team“, sagt er. Da müsse man schon mal einen Tom Cruise oder einen Samuel L. Jackson auszubremsen, die am liebsten alle Action-Szenen gleich selbst machen würden. „Als Stunt-Koordinator bist du verantwortlich für die komplette Sicherheit“, betont Butler.

"Ein verrückter Beruf"

Stuntman sei „ein verrückter Beruf“, sagt er und setzt zu einer Erklärungstour über seinen durchtrainierten Körper an. Erläutert, wo er über die Jahre welche Verletzung erlitten hat, welche Geschichte hinter welcher Narbe steckt. „Durch die Zeit beim Militär weißt du viel, aber Stunts für einen Film zu machen, das ist etwas ganz anderes.“ Mit Blick auf sein Alter erklärt er denn auch, dass er selbst inzwischen nicht mehr so oft für die Stars durchs Feuer geht. Sein Schwerpunkt liegt mittlerweile in der Koordination und Choreographie von waghalsigen und spektakulären Szenen.

Im September soll nun der von vielen mit Spannung erwartete Film von Oliver Stone über den Whistleblower Edward Snowden in die Kinos kommen, für den auch Jaymes Butler vor der Kamera stand. Er spielt dabei einen US-Soldaten, genauer gesagt: Drill-Sergeant Robinson. Oliver Stone und Roman Polanski sind nach Einschätzung von Jaymes Butler die besten Regisseure. Ganz vorne dabei sieht er aber auch Michael „Bully“ Herbig. Und über Til Schweiger könne man sagen, was man wolle. Aber er sei ein sehr guter Vertreter seines Fachs.

Zwischen Los Angeles und Landkreis Pfaffenhofen

Jaymes Butler lebt, je nach Auftragslage und Terminkalender, in Los Angeles und im Landkreis Pfaffenhofen. Durch seine internationalen Kontakte versucht er, die Dreharbeiten für geeignete Filme nach Deutschland zu holen, wie er sagt. „Jedes Land hat eine andere, eigene Art zu drehen. Wenn man in den USA zum Beispiel ,Der Untergang’ produzieren würde, das würde so nicht gehen.“ Und die spektakulären Szenen für „Big Game“ seien nicht von ungefähr auf der Zugspitze gedreht worden – übrigens auch aus Kostengründen. Butler versucht Filmproduktionen nach Deutschland zu vermitteln, die hier auch funktionieren.

Der 56-Jährige arbeitet gerne in Deutschland, wie er mehrfach betont. Er habe auch schon oft in Ost-Europa gedreht, wo manches billiger zu machen sei. Doch die Qualität, die man in Deutschland für das eingesetzte Geld bekomme, sei höher. Das liege „an der deutschen Kultur“, meint er und lobt die viel zitierten Tugenden: Fleiß, Einsatz, Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein. Das komme den Produktionen zugute. „In Deutschland will jeder das beste Ergebnis.“

Und was Jaymes Butlers Engagement vor der Kamera betrifft, auch da hat er eine klare Sicht der Dinge: „Ich nehme nicht alles an.“ Ein Drehbuch müsse ihn schon überzeugen.


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