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Wie Mahmoud Dib Howari nach seiner Flucht aus dem syrischen Aleppo als Friseur in der Ingolstädter Hair&Beauty-Galerie gelandet ist – und einige Stammkunden deswegen den Salon meiden 

Von Michael Schmatloch 

Wenn Mahmoud so dasitzt und über das ganze Gesicht strahlt, sein Baseball-Cap verkehrt herum auf dem Kopf hat und von seinem Leben mit Kamm und Schere erzählt, dann scheint er fast vergessen zu haben, dass sein Zuhause weit weit weg ist. Mahmoud kommt aus Syrien, aus der vom Bürgerkrieg gebeutelten Stadt Aleppo. Mit 18 Jahren ist er geflohen, hat eine wahre Odyssee hinter sich gebracht, bevor er endlich in Ingolstadt angekommen ist.

Und jetzt scheint er glücklich. Glücklich über seine kleines Appartement in der Proviantstraße, glücklich darüber, endlich wieder die Schere in die Hand nehmen und seinen Job machen zu dürfen.

 

Mahmoud ist Friseur und seit rund einer Woche in der Hair&Beauty-Galerie von Helmut Schmid und Marco Slavulj in Lohn und Brot. Und das als Lehrling, obschon er ausgebildeter Herrenfriseur ist. „Die Ausbildung wird in Deutschland leider nicht anerkannt“, erzählt Marco Slavulj, „deswegen muss er hier seine Lehrzeit sozusagen wiederholen.“ Wenigsten eine Verkürzung will der Chef für seinen neuen Azubi bei der Handelskammer herausholen. „Aber das hängt von den Noten in der Berufsschule ab“.

Helmut Schmid (links) und Mahmoud Dib Howari.

Mahmoud Dib Howari muss natürlich noch dazulernen. Denn er ist reiner Herrenfriseur. Üblich in einem Land wie Syrien, in dem Frauen und Männer in getrennte Salons gehen, um sich die Haare schneiden zu lassen. Mit Männerköpfen indes kennt er sich bestens aus. Bis hin zur perfekten Handrasur.

Und Berufserfahrung, die hat er während seiner Flucht reichlich gesammelt. Von Aleppo aus ist er mit 18 Jahren nach Ägypten geflohen, hat zwei Jahre lang in Kairo als Friseur gejobbt. Danach ein Jahr in Istanbul, bevor er 2014 über Griechenland nach Bayern kam und nach langer Suche nun in der Ingolstädter Hair&Beauty-Galerie einen Job gefunden hat.

 

„Er ist wirklich gut“, erzählt Marco Slavulj über seinen neuen Azubi, „ein wahnsinnig netter Kerl.“ Doch in seine Worte mischt sich auch ein wenig Zorn. Zorn darüber, wie die Versuche, einen Beitrag zu leisten für die Integration junger Flüchtlinge mitunter „honoriert“ werden. „In der ersten Woche bereits haben mir zwei langjährige Kunden unverblümt gesagt, wenn wir solche Leute wie Mahmoud beschäftigen, dann kämen sie nicht mehr“, erzählt er verbittert. Und seine Reaktion: „Auf solche Kunden verzichte ich gerne.“

Auch wenn die Hair&Beauty-Galerie eher im High-End-Bereich angesiedelt ist, haben Slavulj und Helmut nie den Blick auf die verloren, die normalerweise eher weniger in Friseursalons zu finden sind. So haben sie beispielsweise über viele Jahre hinweg Obdachlosen kostenlos die Haare geschnitten. Und leisten jetzt ihren Beitrag für die Integration junger Flüchtlinge. „Auch wenn wir ein paar Kunden verlieren, die meinen, sie würden nicht in einen Salon kommen, in dem Araber beschäftigt sind.“

 

Da steht Marco Slavulj voll hinter seinem netten Azubi, der davon natürlich nichts mitbekommt, wenn er sich mit Kamm, Schere und Föhn oben im ersten Stock um seine Kunden kümmert – froh darüber, in Ingolstadt eine neue Heimat gefunden zu haben. Auch wenn Marco Slavuj auf diese „Heimat“ mit Sorge und Unverständnis blickt: „Was ist nur aus unserem Land geworden?“


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