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Rudolf Schmid beleuchtet in seiner Dorfchronik auch die Geschichte von Eja und Kleinreichertshofen –  Heute Abend stellt er das 650 Seiten starke Werk in Uttenhofen vor

Von Tobias Zell 

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrschten im Raum Gundamsried ganz andere Sitten. Seinerzeit wurden schriftliche Aufzeichnungen über die Verfehlungen der jungen Weibsbilder geführt. Wer sich da der außerehelichen Sexualität hingab, es allzu unkeusch trieb oder gar unverheiratet schwanger wurde, hatte beim Pfarrer anzutreten und Buße zu tun. Der Geistliche wiederum musste schwere Fälle nicht nur an die kirchliche, sondern auch an die weltliche Obrigkeit melden. Da blühten den Sünderinnen dann zuweilen handfeste Konsequenzen: Kirchlich drohte schlimmstenfalls die Exkommunikation, die weltlichen Folgen mochten von Strafgeldern bis hin zum Gefängnis-Aufenthalt reichen. 

Das ist nur eine von vielen Episoden, die sich in der Dorfchronik der ehemaligen Gemeinde Gundamsried mit ihren Orten Kleinreichertshofen und Eja finden. Rudolf Schmid (68) aus Uttenhofen hat sich viel Mühe gemacht und über Jahre Dokumente, Fotos, Daten und Fakten zusammengetragen. Am heutigen Sonntag, 27. November, um 19 Uhr stellt er das Ergebnis beim „Alten Wirt“ in Uttenhofen offiziell vor. Das 650 Seiten starke Buch, garniert mit historischen Fotos, kostet 60 Euro und ist in einer ersten Auflage von 200 Stück erschienen. 

Seit 15 Jahren befasst sich Schmid, diplomierter Betriebswirt und bis zu seiner Rente Einkäufer bei Audi in Ingolstadt, nun schon mit Ahnenforschung und Ortsgeschichte. Die Wurzeln seines eigenen Stammbaums hat er bis etwa ins Jahr 1350 zurückverfolgt – sie führen zum Teil nach Österreich. Im Jahr 2013 hat er eine Chronik über Uttenhofen veröffentlicht, zuvor bereits eine Kirchenchronik für den Ort verfasst. In den nächsten Jahren will er sich auch noch um die Historie von Affalterbach kümmern.

 

Rudolf Schmid mit seinem neuen Werk.

Doch heute Abend präsentiert der passionierte Heimatforscher erst einmal sein druckfrisches Werk über die Geschichte von Gundamsried, Kleinreichertshofen und Eja. Das Buch gliedert sich im Wesentlichen in drei Abschnitte und dürfte sich gerade für die Einheimischen als Fundgrube erweisen. Es beinhaltet eine klassische Ortschronik, in der die Entwicklung und die soziale Struktur über die Jahrhunderte – von der Besiedelung bis heute – nachgezeichnet werden. Der zweite Abschnitt, die Haus- und Hofchronik, stellt jedes einzelne Anwesen mit seinen über viele Generationen zurückreichenden Besitzern und Besonderheiten dar – teilweise bis ins 15. Jahrhundert. Teil drei schließlich ist ein Ortsfamilienbuch: ein Nachschlagewerk, in dem man seine Vorfahren verfolgen kann – jedenfalls, solange diese hier niedergelassen waren.

 

Gundamsried entstand laut Schmid um das Jahr 800, in der Zeit von Karl dem Großen und unter dem Grafen von Ebersberg, der über diesen Landstrich bestimmte. Annahmen, wonach einst ein gewisser Gundram den Ort gegründet haben soll, teilt Schmid übrigens nicht. Er vertritt vielmehr die Auffassung, dass der Ortsname als Hommage an den einstigen Frankenkönig Guntram zu verstehen ist. 

Eja ist nach den Recherchen von Schmid wohl die älteste der drei Ortschaften und bestand seit jeher aus Bauernhöfen. Gegründet vermutlich um das Jahr 630 – das lasse sich aus den Siedlungswellen und anhand der Ortsnamen dieser Zeit erschließen.

 

Kleinreichertshofen ist nach Einschätzung von Schmid jedenfalls deutlich später, um 680, entstanden. Es teilte sich seit jeder in das Unterdorf mit seinen Bauernhöfen und das Oberdorf, wo die Handwerker, Tagwerker und Kleinhäusler lebten. Die gut gestellten Bauern, berichtet Schmid, seien seinerzeit stets dafür gewesen, dass es bei Abstimmungen nach der Finanzkraft geht, während die Kleinhäusler es gerne demokratischer gehabt hätten und jede Stimme gleich gewichtet wissen sollten. 

Fast wie ein roter Faden, sagt Schmid, zog sich durch das 19. Jahrhundert ein über Generationen andauernden Streit zwischen Kleinreichertshofen und Gundamsried. Es ging, wie sollte es anders sein, um die Kirche. Früher als eigene Pfarreien anerkannt, wurden diese 1809 vereinigt. Offiziell zwar gleichberechtigt, doch praktisch fühlte sich Kleinreichertshofen zur Filiale degradiert – und dagegen wehrte man sich heftig. Ruhe kehrte auch deshalb nicht ein, weil es zwischen den Orten in dieser Zeit noch ein zweites, kaum weniger wichtiges Streitthema gab: die Schule.

An Eja gingen diese Reibereien indes vorüber – man war schlicht nicht betroffen.  Der Ort gehörte nämlich in Sachen Kirche und Schule damals zum Ort Wahl. Erst 1905 wurde Eja der Schule Gundamsried zugeordnet. Und ab dem Jahr 1931 war Gundamsried, wo ein neues Gotteshaus errichtet wurde, dann auch die kirchliche Heimat der Gläubigen von Eja. 

Apropos Gundamsried. Rudolf Schmid ist bei seinen Nachforschungen auch auf eine Episode gestoßen, die erklären könnte, warum der Ort im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) von den Schweden verschont geblieben ist. Ein Mädchen mit weißer Fahne in der Hand und Pestbeulen auf dem Leib soll nämlich den plündernden und brandschatzenden Mannen entgegengekommen sein, woraufhin die schleunigst weiterzogen und das etwas abseits gelegene Gundamsried links liegen ließen. Die List der Bewohner war aufgegangen: Die Pestbeulen waren dem Mädchen nur aufgemalt worden. 

Die 650 Seiten umfassende „Dorfchronik der Gemeinde Gundamsried mit den Orten Kleinreichertshofen und Eja“ von Rudolf Schmid ist ab sofort zum Preis von 60 Euro erhältlich. Zu bekommen ist das bebilderte Werk in der Uttenhofener Filiale der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte und im Bürgerbüro der Stadt Pfaffenhofen sowie beim Verfasser selbst (Telefon 0 84 41 – 17 29).


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