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Morgen wird in Pfaffenhofen ein Stadtrelief enthüllt. Diesmal war Ingolstadt früher dran – anders als beim freien WLAN, beim Live-Stream aus dem Stadtrat, beim Wasserspiel und beim Studio-Projekt

(ty) Ingolstadt verkürzt im Schnelligkeits-Vergleich mit Pfaffenhofen auf 1:4. Diesmal waren die Schanzer um einiges flinker. Ein bronzenes Stadtrelief, das Pfaffenhofen anno 1920 modellhaft darstellt, wird morgen neben dem Marienbrunnen auf dem Hauptplatz aufgestellt. In Ingolstadt gibt es bereits zwei solcher Modelle: eines, das die aktuelle Bebauung dokumentiert und mit Blindenschrift versehen ist, und eines, das Ingolstadt im 16. Jahrhundert zeigt. Nun zieht also Pfaffenhofen nach.

Beim kostenlosen WLAN in der City war Pfaffenhofen schneller. Und während in Ingolstadt noch darüber diskutiert und letztlich abgewunken wurde, werden in Pfaffenhofen die Stadtratssitzungen längst per Live-Stream im Internet übertragen. Das Wasserspiel am Ingolstädter Paradeplatz ist eine verkleinerte Version der Attraktion, die seit Jahren auf dem Pfaffenhofener Hauptplatz sprudelt. Und das Studio-Projekt aus Pfaffenhofen, das jungen Existenzgründern den Sprung in die Selbstständigkeit erleichtern soll, war die Vorlage für das Ingolstädter Projekt „Cityfreiraum“.

Diesmal aber, beim Stadtrelief, sind die Pfaffenhofener die „Nachmacher“. Denn während die Kunstwerke in Ingolstadt – vor allem das Sandtner-Modell – längst Selbstverständlichkeit sind und eine Nachbildung zum Beispiel an die Partnerstadt Carrara verschenkt wurde, bekommt nun Pfaffenhofen erst sein Modell.

Waren sehr angetan vom neuen Stadtrelief:  Bildhauer Roland Sailer (von links), Stadtarchivar Andres Sauer, der ehemalige Stadtbaumeister Walter Karl, der amtierende Rotarier-Präsident Wolfgang Köllen und Bürgermeister Thomas Herker. Fotos: Steinbüchler

 

Der Pfaffenhofener Bildhauer und Architekt Roland Sailer hat das etwa 90 auf 145 Zentimeter große Relief im Maßstab 1:500 in einem aufwändigen Verfahren gefertigt. Seit dem Jahresanfang hat er rund 900 Stunden daran gearbeitet, wie es aus dem Rathaus heißt, wo man jetzt schon stolz ist auf das, was morgen offiziell enthüllt werden soll: „Ein derart detailgetreu und liebevoll gestaltetes Relief findet man wohl in kaum einer anderen Stadt.“

Ermöglicht wurde das Pfaffenhofener Stadtmodell durch den dortigen Rotary-Club, dessen Präsident des Jahres 2012, Michael Schlabs, eine Anregung der Gäste- und Tourismus-Initiative aufgriff. Die Rotarier stellten dann den Erlös der Weihnachtstombola des vergangenen Jahres für das Relief zur Verfügung und stockten den Betrag noch mit privaten Spenden auf 25 000 Euro auf, sodass der Löwenanteil der Kosten übernommen war.

„Das ist eine sympathische Visitenkarte für die Stadt“, findet Schlabs und ist überzeugt davon, dass das Stadtmodell sowohl für Pfaffenhofen-Besucher als auch für Einheimische und nicht zuletzt für Schulklassen einen interessanten Überblick bietet, da es die geschichtsträchtigen und markanten Gebäude zeigt, aber auch die Veränderungen und Entwicklungen der vergangenen 90 Jahre bewusst macht.  Auch bei den regelmäßig stattfindenden Stadtführungen soll das Relief künftig eine wichtige Rolle spielen.

„Die Pfaffenhofener Bürger haben das Projekt durch den Kauf von Losen unterstützt“, betont Schlabs und freute sich, dass nicht etwa ein auswärtiger Künstler das Relief geschaffen hat, sondern ein Pfaffenhofener Bildhauer sich an diese Arbeit herangetraut habe. 

Ein Blick auf den Pfaffenhofener Hauptplatz.

Dass Roland Sailer diese Aufgabe mit Bravour gemeistert habe, bestätigten ihm alle Beteiligten bereits bei einem Besuch in seinem Atelier. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) zeigte sich „sehr angetan“ von dem Relief und der derzeitige Rotary-Präsident Wolfgang Köllen findet es ebenfalls „außerordentlich gelungen“. Der ehemalige Stadtbaumeister Walter Karl, der das Projekt für die Stadtverwaltung betreut, spricht von einer „phantastischen Idee“, weil das Relief „den Stadtkern räumlich vermittelt“.

Anhand eines historischen Stadtplans und zahlreicher alter Fotos, die Stadtarchivar Andreas Sauer zur Verfügung gestellt hatte, modellierte Roland Sailer die einzelnen Gebäude zunächst in Ton, machte Abdrücke in Wachs und Abgüsse in Silikon sowie wiederum einen Wachsabguss. Der  letzte Arbeitsgang lag dann schließlich in den erfahrenen Händen einer Gießerei aus Straubing, die bereits die Stadtmodelle von Ingolstadt und Hamburg gefertigt hat. Dort wurde das Pfaffenhofener Relief in einem Guss in Bronze gegossen und auch gleich gegen eine weitere Patinierung geschützt, damit die bronzenen Gebäudeminiaturen langfristig ihre Farbe behalten und nicht zu dunkel werden. 

Den Unterbau für das Stadtmodell hat eine einheimische Schlosserei aus senkrechten Stahlplatten gefertigt. Auf dieses Gestell wird das Relief morgen montiert und dann um 15 Uhr enthüllt.


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