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Vor den Augen der Weltpresse fand bei Audi heute eine groß angelegte Razzia wegen der Diesel-Affäre statt

Von Michael Schmatloch

Die Schlinge zieht sich zu. Wohl auch um den Hals von Audi-Chef Rupert Stadler. Ausgerechnet am Tag der heutigen Bilanzpressekonferenz des Konzerns stehen Staatsanwaltschaft und Polizei vor der Tür, um mit einem Großaufgebot die Audi-Zentrale in Ingolstadt, das Werk Neckarsulm und auch diverse Privatwohnungen zu durchsuchen nach weiterem Beweismaterial in der Abgas-Affäre.

Vor den Augen von rund 100 Journalisten aus aller Welt, die heute eigentlich wegen der Wirtschaftsdaten nach Ingolstadt gereist waren, die indes ob der aktuellen Ereignisse nur noch am Rande von Interesse waren. Medienwirksamer kann die Staatsanwaltschaft kaum demonstrieren, dass spätestens jetzt die Jagd auf Audi mit aller Konsequenz begonnen hat. Denn die Razzia heute ist wohl etwas mehr als nur ein unfreundlicher Akt der Justiz. Und just an diesem Tag, an dem sich die Augen der Medien aus aller Welt auf Audi richten, wohl auch kein Zufall.

Audi-Boss Stadler trat denn auch erkennbar aufgewühlt ans Rednerpult im Ingolstädter "Audi Museum mobile", in dem die Bilanzpressekonferenz heuer erstmals stattfand, und mühte sich nach Kräften um ein business as usual. Doch spätestens in der Fragerunde wurde er selbstredend von der aktuellen Razzia eingeholt. Doch mehr als die Beteuerung, dass Audi „voll umfänglich mit den Behörden kooperiert“, war aus seinem Munde praktisch nicht dazu zu vernehmen. „Bitte haben Sie Verständnis, dass ich die Durchsuchungen mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren werde“, meinte der Audi-Chef.

Und er beteuerte, dass Audi natürlich größtes Interesse habe an der Aufklärung der Diesel-Affäre. Und auf Fragen wie die, warum Martin Winterkorn bei Volkswagen die Verantwortung übernommen und seinen Posten geräumt habe, er bei Audi aber nicht, ging Stadler erst gar nicht ein. Ebenso wenig auf die Frage, ob er glaube, dass die Staatsanwaltschaft bei der Razzia etwas Neues finden könne oder ob er von seinen Technikern belogen worden sei. „Die Lage wird durch mehrmaliges Wiederholen auch nicht besser“, war sein Statement, um den Begriff Antwort an dieser Stelle zu vermeiden, „sie müssen ein bisserl Verständnis haben.“  Das hatte der fragende Journalist aber eher nicht.

Was genau bedeutet es nun, wenn Stadler beteuert, dass er und Audi voll umfänglich mit den Behören zusammenarbeiten? Wenn das die Staatsanwaltschaft auch so sehen würde, dann hätte sie sich wohl kaum zu der heutigen Showtime-Razzia hinreißen lassen. Auch wenn sich die Untersuchungen nicht konkret gegen ihn richten, sondern gegen „unbekannt“, so steht Stadler doch im Fokus der Ermittlungen gegen Audi, wo die inzwischen weltbekannte Schummelsoftware schließlich entwickelt worden sein soll.

Und wie viel das Vertrauen, dass der Aufsichtsrat dem Audi-Chef kürzlich ausgesprochen hat, wirklich wert ist, wird sich spätestens dann zeigen, wenn sich herausstellen sollte, dass Stadler tatsächlich viel früher Bescheid wusste von den Abgas-Tricksereien – wie es erst jüngst der ehemalige Motoren-Entwickler Ulrich Weiß vor dem Arbeitsgericht in Heilbronn zu belegen versuchte. Zumal Insider munkeln, dass nicht der Aufsichtsrat von Audi als Ganzes, sondern lediglich VW-Chef Matthias Müller hinter Stadler steht.

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