Therapie-Becken an der Pfaffenhofener Ilmtalklinik bleibt auf jeden Fall bis 2020 erhalten: Der Kreis lässt sich das rund 260 000 Euro kosten – Heute einstimmiger Empfehlungs-Beschluss
Von Tobias Zell
Mit der Ankündigung, das Therapie-Becken im Pfaffenhofener Krankenhaus schließen zu wollen, hatte die Geschäftsführung der Ilmtalklinik-GmbH für Aufregung gesorgt. Aus Gründen des Brandschutzes sowie aus finanziellen Erwägungen heraus sollte das Warmwasser-Becken zum Ende Juni dicht gemacht werden. „Sind denn jetzt alle verrückt geworden?“, entfuhr es Franz Niedermayr, dem Landrats-Kandidaten der FDP, angesichts dieses Vorhabens, von dem angeblich der Aufsichtsrat der Klinik vorab gar nicht informiert war. Und auch die Pfaffenhofener Rheuma-Liga, deren Mitglieder das sechs auf drei Meter große Becken regelmäßig nutzen, zeigte sich wenig begeistert: 900 Unterschriften wurden gesammelt. Mit Erfolg: Denn jetzt wird doch noch alles gut.
Der Landkreis Pfaffenhofen übernimmt die einmalige Investition für die dringend erforderlichen Brandschutz-Maßnahmen in Höhe von rund 60 000 Euro und gleicht außerdem das jährliche Defizit von etwa 50 000 Euro per anno für die Jahre 2017 bis 2020 aus. Diese Lösung hatte sich, wie berichtet, bereits in der jüngsten Sitzung des Kreistags abgezeichnet – allerdings wurde da noch kein Beschluss gefasst. Das wurde nun heute Nachmittag im Kreisausschuss nachgeholt. Mit einem einstimmigen Empfehlungs-Beschluss an den Kreistag. Der Rest gilt als Formsache.
Einhellig votierte das Gremium für diesen Vorschlag und sicherte damit die Zukunft des Therapie-Beckens, zumindest bis ins Jahr 2020. Von der Klinik selbst konnte man einen Weiterbetrieb des Warmwasser-Beckens kaum erwarten. Denn man kann von einer Firma – und eine solche ist die Krankenhaus-GmbH ja – kaum erwarten, dass sie ein Wasser-Becken betreibt, mit dem sie draufzahlt. Zumal derzeit umfangreiche Maßnahmen unternommen werden, um die hochdefizitäre Ilmtalklinik-GmbH aus den tiefroten Zahlen zu führen. Im vergangenen Jahr betrug das Defizit aus dem reinen Klinik-Geschäftsbetrieb knapp fünf Millionen Euro, wie kürzlich bekanntgegeben wurde.
In dem Warmwasser-Becken findet auch Baby- und Kleinkinder-Schwimmen statt.
Zu decken haben dieses Minus die beiden Gesellschafter, die Kreise Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent), gemäß ihrer Anteile. Das ist zugleich ein zweiter Grund dafür, dass das Therapie-Becken aus der Klinik-Bilanz verschwinden soll – denn man würde sonst auch noch fremdes Geld, nämlich vom Kreis Kelheim, versenken. Die Kelheimer Goldbergklinik hat ihr Therapie-Becken bereits dichtgemacht: "Die Sanierung wäre unwirtschaftlich gewesen. Daher wurde es geschlossen", hatte die dortige Geschäftsführerin Dagmar Reich auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. Denn: "Für den Betrieb eines Akutkrankenhauses ist ein Therapie-Becken nicht mehr zwingend erforderlich."
Somit war klar: Wenn das Therapie-Becken an der Ilmtalklinik weiterbetrieben werden soll, dann voll auf Kosten des Landkreises. Offen ist nach dem heutigen Votum indes noch, wie es mit dem kleinen Bad ab 2020 weitergeht. Wenn es nach Landrat Martin Wolf (CSU) geht, dann soll zu dieser Frage bis zum Herbst ein Beschluss gefasst werden. „Wir wollen uns schrittweise einer dauerhaften Lösung nähern“, sagte er. „Wir sind es den Nutzern schuldig, dass wir einen klaren Weg aufzeigen.“ Den heutigen Beschluss bezeichnete er als „klares Signal an die Rheuma-Liga“.
Die Kreispolitiker wird das Thema aber weiterhin beschäftigen – müssen. Nach Auskunft der Klinik-Leitung sollte nämlich idealerweise noch heuer eine Entscheidung darüber fallen, ob das Bewegungsbad dauerhaft am Pfaffenhofener Krankenhaus bleibt. „Dann könnten die planerischen Voraussetzungen ausreichend berücksichtigt werden“, heißt es in der heutigen Sitzungsvorlage. Zwingend erforderlich sei eine Entscheidung bis Ende des kommenden Jahres.
Hintergrund ist die anstehende Generalsanierung der Ilmtalklinik, die insgesamt rund 70 Millionen Euro verschlingen dürfte. Im Zuge dieses Mega-Projekts muss man freilich wissen, ob das Therapie-Becken auch auf Vordermann gebracht werden soll oder nicht. Eine grundlegende Erneuerung des Bewegungsbads würde nach Angaben des Landratsamts etwa 500 000 Euro kosten, der laufende Betrieb dann jährlich etwa 40 000 Euro.
Eine mögliche Alternative über das Jahr 2020 hinaus wäre zum Beispiel, dass ein solches Warmwasser-Becken in dem neuen Hallenbad untergebracht wird, das Stadt und Kreis Pfaffenhofen zusammen errichten wollen.
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