Audi schult Logistik-Mitarbeiter mit Virtual Reality. Es gibt verschiedene Schwierigkeits-Stufen wie bei einem Video-Game. Die Pilotphase ist abgeschlossen.
(ty) Das Trainingscenter der Zukunft passt in einen Koffer: Ein Computer, eine Virtual-Reality-Brille und zwei Controller bilden die Ausrüstung für das neue interaktive Lernprogramm der Audi-Verpackungslogistik. Damit trainieren die Mitarbeiter sozusagen auf spielerische Weise den Verpackungsprozess in der CKD-Logistik (Completely Knocked Down). „Die Übungen sind wie ein Videospiel gestaltet, das Equipment ist schnell und einfach an jedem beliebigen Ort aufgebaut“, heißt es aus Ingolstadt.
Setzt der Mitarbeiter die so genannte VR-Brille auf, sieht er eine realistische und detailgetreue Nachbildung seines Arbeitsplatzes in Halle L des Ingolstädter Güterverkehrszentrums (GVZ). In jeder Hand hält er zudem einen Controller, der auch für Videospiele verwendet wird. Damit greift und bewegt er die virtuellen Abbilder seiner Arbeitsmittel wie Behälter oder Bauteile. Karton bereitstellen, Sonnenblenden in der richtigen Position hineinlegen, Etikett korrekt auf den Behälter kleben: Der Mitarbeiter durchläuft Schritt für Schritt verschiedene Verpackungsprozesse, wie sie auch in der Realität stattfinden. Er lernt die benötigten Handgriffe und macht sich zugleich mit den entsprechenden IT-Programmen vertraut. Aber: Da er dafür keine echten Bauteile und Behälter mehr benötigt, ist das Training völlig flexibel an jedem Ort möglich und das Unternehmen spart kostbare Fläche sowie Zeit und Geld.
Das VR-Training – VR steht für „Virtual Reality“ – hat unterschiedliche Schwierigkeitsstufen. „So kann sich der Mitarbeiter steigern und wird motiviert, das Gelernte sofort umzusetzen“, berichtet Sabine Taner, Pressesprecherin für Produktion und Logistik bei Audi. Bekomme der Mitarbeiter beispielsweise bei der ersten Stufe noch detaillierte Anweisungen, müsse er im zweiten Durchgang schon selbstständiger „packen“ und sich die Arbeitsschritte einprägen. Das Schulungsprogramm gebe dem Mitarbeiter unmittelbar eine Rückmeldung; er könne jede Übung beliebig oft wiederholen. Ein Trainer stehe jederzeit unterstützend zur Seite. „Dieser kann auf seinem Tablet über eine zugehörige App die Trainingsfortschritte verfolgen und hilft bei Bedarf.“
Das neue Lernprogramm überwindet auch Sprachbarrieren und Distanzen: Verschiedene Sprachversionen lassen sich ohne großen Aufwand einspielen, so dass die Audi-Mitarbeiter inzwischen auch mit spanischen oder englischen Anweisungen trainieren. Das funktioniert auch Standort-übergreifend: Ein Beschäftigter aus der Ingolstädter Logistik kann beispielsweise virtuell im Audi-Werk im mexikanischen San José Chiapa agieren und umgekehrt. Für die realistische virtuelle Darstellung der unterschiedlichen Standorte haben die Programmierer bereits vorhandene 3D-Daten aus der Audi-Werkplanung verwendet.
„Die Resonanz der Mitarbeiter auf das virtuelle Training ist äußerst positiv“, sagt Projektleiter Mirko Göres aus der Informationsprozess-Planung der Markenlogistik. „Nach einer sechsmonatigen Pilotphase sind nun zwei Prozesstrainings in der CKD-Logistik fest im Einsatz. Drei weitere VR-Trainings zu den Themen Pick-by-Light, Pick-by-Tablet und Pick-by-Voice entwickeln wir gerade gemeinsam mit dem Trainingscenter in Ingolstadt und der Neckarsulmer und Ingolstädter Werklogistik.“ Außerdem sollen die Audi-Standorte San José Chiapa und Brüssel künftig stärker in das Projekt eingebunden werden.
Audi setzt „Virtual Reality“ nach eigenen Angaben in zahlreichen Unternehmensbereichen ein – vom Vertrieb über die Technische Entwicklung bis zur Produktion. So bieten die ersten Audi-Händler bereits die „Audi VR experience“ bei der Kundenberatung im Autohaus an. Damit können Interessierte ihren persönlichen Traumwagen virtuell konfigurieren und bis ins Detail nahezu lebensecht begutachten.