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Bundestags-Kandidaten im Interview: Johannes Huber (AfD) aus Nandlstadt. Das Gespräch zum Nachlesen und Anhören.

(zel) Er ist 30 Jahre alt, kommt aus Nandlstadt, ist Diplom-Soziologe und arbeitet als Finanzbuchhalter. Johannes Huber tritt als Direkt-Kandidat der „Alternative für Deutschland“ im hiesigen Wahlkreis an, will in den Bundestag. An Deutlichkeit fehlt es seinen Worten nicht. Franz Josef Strauß, die Ikone der CSU, wäre heute in der AfD, sagt er. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wirft er Rechtsbrüche vor. „Wir müssen Recht und Gesetz wieder herstellen“, lautet sein Credo. Integration sei „eine Bringschuld“. Die AfD halte, was die CSU verspreche. Und: „Wir sind schon eine kleine Volkspartei.“

 

Seit rund drei Jahren ist Huber in der AfD, „davor hat mich keine Partei richtig angesprochen“. Dass die Bürger im Land weder bei den politischen Maßnahmen während der großen Finanzkrise noch zur Energie-Wende gefragt worden seien, das wurmt ihn. „Wir müssen diese Rechtsbrüche anprangern“, sagt er in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise, meint damit vor allem die Grenzöffnung und nimmt konkret die Bundeskanzlerin ins Visier.  

Damals, 2015, wohl auf dem Höhepunkt der Flüchtlings-Krise, seien falschen Entscheidungen getroffen worden – unter denen man nun leide. „Wenn Frau Merkel gesagt hat ,Wir schaffen das’, dann hat das nicht bedeutet, das Frau Merkel es schaffen wollte, sondern uns praktisch auferlegt hat, diese Aufgabe zu meistern – und wir müssen jetzt damit klarkommen“, sagt er im Interview mit pfaffenhofen-today und Radio Ilmwelle.

Hier hören Sie das Interview mit Johannes Huber. 

Als erste Amtshandlung der AfD-Fraktion im künftigen Bundestag kündigt Huber an: Man werde einen Untersuchungs-Ausschuss beantragen, „um diese Rechtsbrüche – nicht nur bei der Grenzöffnung – und die Tatsache, dass Frau Merkel eigenhändig entschieden hat“, klären zu lassen. Es geht seiner Ansicht nach um nicht weniger als die Frage, inwiefern Merkel zur Verantwortung zu ziehen sei.  

„Gewisse Dinge in diesem Staat erodieren“, sagt er, „das wollen wir nicht hinnehmen.“ Junge Mädchen trauen sich seinen Worten zufolge – vor allem nachts und alleine – nicht mehr so auf die Straße wie früher. Die Flüchtlings- und Ausländer-Kriminalität sei gestiegen. Deutschland sei im Ranking der sichersten Reiseländer von Platz 20 auf Rang 51 abgerutscht. Flüchtlinge, Islam, Straftaten, Terror. Huber weiß genau, was er da sagt.  

Ihm sei bewusst, betont er, dass er unter den hiesigen Bundestags-Bewerbern wohl am meisten polarisiere und auch am stärksten unter Beobachtung stehe. Der 30-Jährige ist nicht nur der Direkt-Kandidat seiner Partei im Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen, sondern steht zudem auf der bayerischen AfD-Liste auf Position 13. Seinen Berechnungen zufolge müsste die „Alternative für Deutschland“ am Sonntag im Freistaat auf zirka 13 Prozent kommen, dann würde er über die Liste in den Bundestag einziehen.

 

„Wir müssen Recht und Gesetz wieder herstellen“, proklamiert er. Islamisch motivierte Terror-Anschläge habe es vor der großen Flüchtlingskrise nicht gegeben. Man müsse die Polizei stärken, personell wie materiell. „Wir müssen an den Grenzen wieder für Recht und Ordnung sorgen.“ Die Schengen-Regelungen bezeichnet er als „gescheitert“. Man brauche strikte Grenzkontrollen – und wenn es nicht anders gehe, dann müsse man eben die deutschen Grenzen schließen. 

Die Auslands-Einsätze der Bundeswehr gehören für ihn auf den Prüfstand. In seinen Augen sind sie mit die Ursache für Terror und Flucht. Sollte er in den Bundestag einziehen, werde er der Verlängerung eines Auslands-Einsatzes nur dann sein Plazet erteilen, „wenn es wirklich humanitär begründet ist“. Und neue Einsätze kämen für ihn schon gar nicht in Frage, wenn es dafür kein UN-Mandat gebe.

„Integration“, sagt Huber, „ist erst einmal eine Bringschuld.“ Wer nach Deutschland kommt, müsse gewillt sein, sich zu integrieren. Das könne über die Sprache und über den Arbeitsmarkt gelingen. „Da sehen wir noch ordentlichen Nachholbedarf.“ Die Türkei gehört nach Ansicht der AfD nicht in die EU. „Asylantrag nur bei Nachweis der Identität“, heißt es in Hubers Wahlkampf-Flyer: „Abgelehnte Asylbewerber konsequent zurückführen, Abschiebungs-Hindernisse entschärfen, keine Toleranz für straffällige Zuwanderer.“ Der Islam „gehört nicht zu Deutschland“, Vollverschleierung sei zu untersagen, „Minarett und Muezzinruf stehen im Widerspruch zu einem toleranten Nebeneinander der Religionen“. Und, so steht da auch: „Wir wollen unseren Nachkommen ein Land hinterlassen, das noch als unser Deutschland erkennbar ist.“

 

CSU-Legende Franz Josef Strauß wäre heute in der AfD, meint Huber. „Er würde niemals Wahlkampf machen für Angela Merkel.“ Und während CSU-Chef Horst Seehofer seine Kernforderung nach einer Obergrenze für Flüchtlinge fallen gelassen habe, hätte Strauß das niemals getan. Die Christsozialen geben nach Ansicht von Huber konservative Positionen auf, auch in der Familienpolitik. So kommt er eben zu dem Schluss: „Die AfD hält, was die CSU verspricht.“ 

Die AfD wertet Huber sogar als „historisches Ereignis“. Schon deshalb, weil es nicht oft vorkomme, dass Parteigründungen so erfolgreich seien. „Wir nehmen die Leute mit.“ Er spricht von einer „konservativen Revolution“, von der Rückkehr zu den „Identität stiftenden Fragen“ und von einer „Gegenbewegung zur Bundesregierung“. Eine „Basis-Partei“ sei die AfD, „da wird nichts vom Präsidium diktiert“. Es gebe auch schon einige CSU- und SPD-Mitglieder, „die zu uns kommen wollen“, behauptet er. „Wir sind schon eine kleine Volkspartei.“ 

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