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Pfaffenhofens Ober-Gärtner Mario Dietrich hat ein Pflanz- und Pflegekonzept für Stadtbäume entwickelt, das auch in Seminaren vermittelt wird.

(ty) Mario Dietrich, Chef-Gärtner bei den Pfaffenhofener Stadtwerken, hat 30 Baumpfleger aus Unternehmen der Stadt, des Landkreises und von Nachbar-Gemeinden sowie aus Privatfirmen zum Baumpflege-Seminar eingeladen. Dabei stellt er auch sein Pflanz- und Pflegekonzept mit drei Säulen vor: Monokulturen vermeiden, in den richtigen Boden investieren und richtiger Baumschnitt zur richtigen Zeit. Dietrichs Forderung zum Erhalt des Stadtgrüns seien "wichtig und richtig", heißt es von den Stadtwerken: Denn Pfaffenhofen brauche den "Alleskönner" Stadtbaum, man müsse dem Baumschwund rechtzeitig und wirkungsvoll mit einem tragfähigen Konzept entgegenwirken.

Wenn Dietrich, "Teamleiter Stadtgrün" bei den Stadtwerken, von Schnittübungen und modernen Schnittmethoden spricht, dann geht es für ihn um ein ernstes, ja fast schon politisches Thema: Den Erhalt der Stadtbäume. Dass ihm Bäume als wichtiger Teil des Stadtbildes am Herzen liegen, zeigte er unlängst einmal mehr. Er lud 30 Baumpfleger zu einem eintägigen Baumpflege-Seminar ein. Dass das Stadtgrün für Kommunen mehr als nur "netter grüner Anstrich" ist, dokumentierte auch Stadtrat Manfred "Mensch" Mayer (GfG), Referent für Grünanlagen in der Kreisstadt, indem er ebenfalls an dem Workshop teilnahm und den Erläuterungen von Seminar-Leiterin Tanja Sachs folgte.

Warum die Baumpflege sowie die Aus- und Weiterbildung von Baumpflegern so wichtig sei, erklärt Mario Dietrich gern: "Stadtbäume sind als Klimaschützer, CO2-Speicher, Schattenspender, optimaler Hochwasserschutz und Wasserfilter im Boden wahre Alleskönner." Dafür müssten die Stadtbäume allerdings groß und alt werden. Doch immer mehr und größere Häuser, immer breitere Straßen und ein schier endloses unterirdisches Rohr- und Leitungsnetz schränken die Stadtbäume im wahrsten Sinne des Wortes in jeder Richtung ein, so Dietrich.

Die Folge: Für große Baumkronen und breite Wurzelgeflechte sei da immer weniger Platz. "Außerdem setzen mit dem Klimawandel Trockenheit und Hitze den Bäumen weiter zu." Dietrich hat diesen Bedrohungen des Stadtbaums mit einem nachhaltigen Pflanz- und Pflegekonzept für Pfaffenhofen den Kampf angesagt. Es stützt sich auf drei zentrale Säulen, die er mit konkreten Forderungen verknüpft.

Monokulturen öffnen Krankheiten Tür und Tor, sagt Dietrich. Auch in Pfaffenhofen bestehe die Gefahr eines umfassenden Baumschwunds: "Die Hälfte der Bäume hier sind Linden- oder Ahorn-Bäume", erläutert er, "das geht schon in Richtung Monokultur." Wenn die zum Beispiel von Schädlingen befallen seien, "verlieren wir mit einem Schlag den Großteil unserer Stadtbäume". Daher lautet die erste Forderung in Dietrichs Konzept: "Von jeder Baumart maximal zehn Prozent pflanzen."

Pfaffenhofen erhebt den Anspruch, "guter Boden für große Vorhaben" zu sein – so ein Werbe-Slogan der Kreisstadt. Dietrich nimmt das mit der zweiten Säule seines Pflanz- und Pflegekonzepts gerne wörtlich. In einer von ihm angestoßenen Kooperation mit dem städtischen Bauamt werden in Neubau-Gebieten künftig großzügige Erdlöcher ausgegraben und mit fruchtbarer Erde verfüllt. So sollen die Wurzeln der Straßenbäume genug Platz, ausreichend Luft, Nährstoffe und Wasser. bekommen. "Eine lohnende Investition", versichert Dietrich, "denn schlecht gepflanzte Bäume werden schneller krank, müssen gepflegt oder erneuert werden." Das koste mehr als die einmalige Investition in große Erdlöcher, die Bäume groß und Hunderte von Jahren alt werden lassen.

Auch bei der dritten Säule, dem richtigen Baumschnitt, weiß Dietrich, worauf es ankommt: "Beim Baumschnitt ist es wie bei der Kinder-Erziehung. Was man in der Kindheit versäumt, kann man im Alter nicht mehr nachholen." Tellergroße Schnittwunden könne ein älterer Baum in der Regel nicht mehr schließen. "Hier siedeln sich dann schnell Pilze an, die den Baum zersetzen und ihn instabil machen." Wenn er dann zum Sicherheitsrisiko für Verkehr und Passanten, für Häuser und parkende Autos werde, müsse er gefällt werden.

Deshalb sei beim Baumschnitt der Zeitpunkt entscheidend. Stadtgärtner reagieren hier – so heißt es von den Stadtwerken – am besten schnell und schneiden Äste, die zum Problem werden können, schon beim Jungbaum ab: Äste vom Durchmesser eines Zwei-Euro-Stücks könnten bequem abgeschnitten werden. Für den Baum sei das lebenswichtig, denn in jungen Jahren könne er diese kleinen Wunden schnell schließen. Er bleibe stabil und verkehrssicher sowie der Stadt und den Bürgern lange erhalten.

"Viele Städte haben aus den Erfahrungen und Fehlern der Vergangenheit bereits gelernt", heißt es von den Pfaffenhofener Stadtwerken. Der hiesige Ober-Gärtner findet, dass es auch in Pfaffenhofen dafür Zeit ist. Eben deswegen hat er sein Pflanz- und Pflegekonzept entwickelt und betont: "Ein modernes Stadtgrün nach dem Drei-Säulen-Konzept braucht Rückhalt in Politik und Öffentlichkeit. Und den bekommen wir, wenn wir Bewusstsein schaffen, politische Entscheider beraten und die Bürger informieren." Und, so ergänzt er: "Wenn unser Baumpflege-Seminar im Bürgerpark mit den orange-gekleideten Personen ein bisschen Furore gemacht hat, dann schadet das gar nicht – im Gegenteil, es nützt den Bäumen und letztlich uns Bürgern."


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