Warnstreik bei Airbus in Manching: 800 Beschäftigte legten heute zeitweise die Arbeit nieder, um den Tarif-Forderungen der IG Metall Nachdruck zu verleihen.
(ty) "Miteinander für Morgen." Unter diesem Motto hatte heute die IG Metall die Beschäftigten bei "Airbus Defence and Space" in Manching zum Warnstreik aufgerufen. Mehr als 800 Beschäftigte legten deshalb für eine Stunde ihre Arbeit nieder. Den regionalen Auftakt der angekündigten Warnstreik-Welle nach Ende der so genannten Friedenspflicht hatte es, wie berichtet, am Dienstag beim Baumaschinen-Hersteller Wacker-Neuson in Reichertshofen gegeben, wo 250 Beschäftigte zeitweise die Arbeit ruhen ließen.
Auf der heutigen Kundgebung in Manching hat der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, das vorliegende Arbeitgeber-Angebot als unzureichend und als Mogelpackung zurückgewiesen. "In der zweiten Tarifverhandlung boten sie uns zwei Prozent Entgelt-Erhöhung für 15 Monate an. Diese Erhöhung wollen sie uns aber nur dann zugestehen, wenn sie auch die Arbeitszeit von 35 auf 42 Stunden ausweiten können." Das sei jedoch "kein Angebot, sondern ein Null-Angebot", prangerte Stiedl an und ging sogar noch weiter: "Wenn wir für eine Entgelt-Erhöhung von zwei Prozent sieben Stunden länger arbeiten sollen, dann ist dies sogar ein Minus-Angebot."
Die IG Metall fordert nach eigenen Angaben für die Beschäftigten eine Anhebung der Entgelte und Ausbildungs-Vergütungen von sechs Prozent sowie eine Wahloption bei der Arbeitszeit. Beschäftigte sollen demnach ihre Arbeitszeit ohne Begründungszwang auf bis zu 28 Stunden in der Woche für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten reduzieren sowie anschließend wieder auf ihre frühere Arbeitszeit zurückkehren können. "Wir wollen mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit für alle Beschäftigten erreichen", sagte Stiedl. "Bisher geht die Flexibilisierung der Arbeitszeit vielen Betrieben einseitig zu Lasten der Beschäftigten. Damit wollen wir Schluss machen. Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein."
Die Redner bei der heutigen Kundgebung bei "Airbus Defense and Space" in Manching: Marcel Bucher (von links), Andreas Domke, Bernhard Stiedl und Thomas Pretzl.
Das Verhalten der Arbeitgeber in dieser Tarifrunde suche seinesgleichen, kritisierte Stiedl. Mit ihrer Verweigerungshaltung brächten sie die Metall- und Elektro-Industrie an den Rand von längeren Warnstreiks. "Mit diesem vergifteten Angebot haben die Arbeitgeber ein Feuer gelegt, das sich zu einem Flächenbrand ausweiten kann", prophezeite Stiedl.
Schon immer hätten die Arbeitgeber in Tarifrunden wenig Verständnis für die Forderungen der IG Metall gezeigt. Aber in diesem Jahr hätten sie sich selbst übertroffen, klagte Stiedl. Statt die Arbeit und die Leistung der Beschäftigten wertzuschätzen und statt anzuerkennen, dass sie es seien, die die Werte und ihre Profite erarbeiteten, wollen die Arbeitgeber laut Stiedl offensichtlich den Beschäftigten nur Magerkost und eine weitere Entgrenzung der Arbeitszeit verordnen.
Der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende von "Airbus Defence and Space", Thomas Pretzl, betonte in seiner Rede das insbesondere Airbus eine Entgelt-Erhöhung von sechs Prozent verkraften könne: "Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Airbus einen deutlichen Gewinn, darüber hinaus verkaufte der Konzern mehr Flugzeuge", so Pretzl. Er wies auch auf die Bedeutung von Tarifverträgen hin: "Tarifverträge müssen eingehalten werden. Dafür engagieren wir uns als IG-Metall-Betriebsräte jeden Tag. Egal, ob es um Entgelt, Arbeitszeit oder Leiharbeit geht." Tarifverträge bedeuten nach den Worten von Pretzl "Sicherheit für alle Beschäftigten im Betrieb".
"Die Beschäftigten haben ein Anrecht auf eine ordentliche Entgelterhöhung. Auch die ökonomische Vernunft ist auf Seite der IG Metall", betonte der IG-Metall-Vertrauenskörperleiter von "Airbus Defence and Space", Andreas Domke. Schon im vergangenen Jahr sei es die Binnennachfrage gewesen, die die Konjunktur in Deutschland gestützt habe, sagte er.
Bei ihrer Forderung nach sechs Prozent mehr Geld stützt sich die IG Metall nach eigener Darstellung auf die guten Wirtschaftsdaten. Auslastung und Renditen hätten Rekordniveau erreicht. "Zur Zurückhaltung gibt es angesichts dieser Prognosen keinen Grund. Im Gegenteil: Die hervorragenden Wirtschaftsdaten sind eine gute Grundlage, um ordentliche Entgelt-Steigerungen für die Beschäftigten durchzusetzen", erklärte der Vertrauenskörperleiter.
In seiner Rede unterstützte der Jugend- und Auszubildenden-Vertreter, Marcel Bucher, auch die Forderung von sechs Prozent für die Azubis: "Die Auszubildenden müssen heute meist schon alleine für ihr Leben aufkommen, deshalb sei auch für sie die Erhöhung gerechtfertigt", betonte er. Außerdem solle erreicht werden, dass die Auszubildenden und Dual-Studierenden zur Vorbereitung auf Prüfungen einen freien Tag je Prüfung erhalten.
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