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Bei der Bürgerversammlung in der Kreisstadt gab es heute Abend zwar jede Menge Informationen, aber praktisch keine Kritik – und die Frage: Wann kommt denn nun endlich die Umgehungsstraße?

Von Tobias Zell

Der Pfaffenhofener an sich scheint recht zufrieden mit seiner Stadtverwaltung, den Entscheidungen des Stadtrats und der Arbeit des Bürgermeisters. Diesen Eindruck musste man zumindest heute Abend bei der Bürgerversammlung in der Kreisstadt gewinnen, der letzten in einer Reihe von vieren. Es gab weder erwähnenswerte Kritik, sonstige Schelte oder Anregungen, bei denen man sich dachte: Warum ist das nicht längst erledigt. Oh du fröhlicher – Pfaffenhofener.

Die letzte der diesjährigen Pfaffenhofener Bürgerversammlungen richtete sich vor allem an die Bürger der Stadt sowie die Ortsteilbewohner von Eberstetten, Förnbach, Fürholzen, Haimpertshofen, Heißmanning, Menzenbach, Menzenpriel, Niederscheyern, Seugen, Schabenberg, Siebenecken, Sulzbach, Streitdorf, Weihern und Wolfsberg. Rund 50 Bürger waren gekommen, dazu 15 Amtsleiter und Stadträte. Außerdem wurde die Versammlung per Live-Stream im Internet übertragen. Die Zuschauer hörten, wie Bürgermeister Thomas Herker (SPD) ausführlich berichtete über das, was im abgelaufenen Jahr so passiert ist, was demnächst ansteht und sonst noch wissenswert sein könnte.

Der Bürgermeister gab allerhand Informationen.

So erfuhr man zum Beispiel, dass die Stadtverwaltung 263 Leute beschäftigt: 98 in der Kernverwaltung, 165 in den Außenstellen wie Kitas, Schulen, Feuerwehr, Musikschule, Seniorenbüro und Jugendpflege. Im Kommunalunternehmen verdienen weitere 72 ihr Geld – sieben im kaufmännischen, 65 im technischen Bereich. Mit 335 Beschäftigten ist die Stadt also auch als Arbeitgeber nicht zu unterschätzen.

Im Vergangenen Jahr gab es 1736 Zuzüge und 1412 Wegzüge (plus 324 Leute), heuer bislang 1652 Zuzüge und 1271 Wegzüge (plus 381 Leute). Unter Berücksichtigung von Geburten und Sterbefällen ist die Bevölkerung von Pfaffenhofen im vergangenen Jahr um 309 Personen gewachsen, heuer bereits um 385. 

Hier die Einwohnerzahlen in der Stadt und den Ortsteilen:

 

Herker ging auch auf die Entwicklung der Gemeindefinanzen ein. Aktuell weist Pfaffenhofen einen Schuldenstand von gut sechs Millionen Euro aus. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt mit etwa 250 Euro weit unter dem Landesdurchschnitt, der im vergangenen Jahr bei gut 1000 Euro lag. Dem gegenüber stehen in Pfaffenhofen satte Rücklagen von 13,5 Millionen Euro. Allerdings stehen ja zum Beispiel mit der Sanierung oder/und dem Neubau des Schul- und Sportzentrums oder der Sanierung des Eisstadions auch millionenschwere Investitionen an. 14,1 Millionen Euro nimmt die Stadt heuer an Gewerbesteuer ein, aus der Einkommensteuer bekommt sie weitere 13,3 Millionen Euro. An Kreisumlage musste Pfaffenhofen heuer aber auch rund 11,6 Millionen Euro ans Landratsamt überweisen.

 Hier die Entwicklung der Pro-Kopf-Verschuldung in Pfaffenhofen im Vergleich zum Landesschnitt:

Gebaut wurde heuer ein bisschen weniger als in den Vorjahren. Im vergangenen Jahr waren im Rathaus 259 Baugenehmigungsverfahren zu bearbeiten, heuer waren es bis Ende Oktober 220.

An Betreuungsplätzen für Kinder stehen 181 in Kinderkrippen, 734 in Kindergärten, 75 in Horten und 70 in der Tagespflege zur Verfügung. Die Betreuungsquote bei den Unter-Drei-Jährigen liegt bei 40 Prozent.

Der Stadtbus kostet Pfaffenhofen jährlich rund 530 000 Euro. So groß ist das Defizit, das die Stadt ausweist. Aber der ÖPNV ist freilich immer ein Draufzahlgeschäft. Die Kunst ist, das Defizit so gering wie möglich zu halten und zugleich den ÖPNV so kundenfreundlich und erschwinglich wie es irgendwie geht zu gestalten.

Nach jeder Menge Informationen und Zahlen war es an den Bürgern, den Bürgermeister mit ihren Fragen und Anregungen zu löchern. Warum Pfaffenhofen einen Golfplatz bekommt, wollte zum Beispiel einer wissen. Herker räumte mit einem Missverständnis auf: Es gehe nicht um einen „richtigen“ Golfplatz, sondern um einen so genannten Midigolfplatz, das sei etwas größer als Minigolf. Was die Stadt gegen die steigenden Immobilienpreise tun will? Herker verwies auf das Einheimischen-Modell und stellte die Ausweitung in Aussicht, zudem hob er die Bedeutung des sozialen Wohnungsbaus hervor.

Bürgermeister Thomas Herker stand Rede und Antwort – wirklich gefordert war er nicht.

Wie es mit der Umgehungsstraße für Pfaffenhofen aussieht? Auch diese Frage kam natürlich – und man weiß: Ein für die Stadt schier unendliches und unerfreuliches Thema. Denn das liegt vor allem am Freistaat Bayern. Die Stadt ist bekanntlich vor Jahren schon in finanzielle Vorleistung gegangen und hat die Unterführung beim Bahnhof mit Blick auf die  Umgehungsstraße entsprechend größer dimensioniert – auf eigene Rechnung und im guten Glauben, dass die Zusage aus München auch gilt. Denn damals war der Stadt signalisiert worden: Wenn die Unterführung da ist, dann kommt auch die Umgehung. Passiert ist, wie man sieht, nichts. Inzwischen ist das Projekt im großen Straßenausbauplan sogar auf „Reserve“ degradiert worden. Will sagen: Das Projekt kommt, wenn noch Geld übrig ist. Allerdings gibt es eine gute Nachricht. Denn es wird immerhin schon geplant, erklärte Herker mit Verweis auf eine artenschutzrechtliche Erhebung und auf die Ausarbeitung verschiedener Varianten. Aber unterm Strich muss man klar sagen: Es wird noch Jahre dauern, bis die Umgehung gebaut wird. Und wer weiß ob dann auch Geld dafür locker gemacht wird.


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