Judith Neumair und Manfred "Mensch" Mayer laden heute Abend alle Interessierten zu einem Info-Treffen ein.
(ty) In Pfaffenhofen ist eine Regional-Gruppe zur Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) am Entstehen. Am heutigen Dienstag, 10. September, laden die beiden Protagonisten – Judith Neumair und Manfred "Mensch" Mayer – alle Interessierten zu einem Informations-Treffen ein. Es beginnt um 19 Uhr im Nebenzimmer des Brauerei-Gasthofs Müllerbräu. Dabei werden der Ankündigung zufolge auch weitere Vereins-Mitglieder gesucht, die den künftigen Prozess kreativ mitgestalten möchten. Worum es geht, fassen wir im Folgenden zusammen.
Anfang August sei der erste Schritt für die Gründung einer Regional-Gruppe im "Gemeinwohl-Ökonomie Bayern e.V." getan worden. Der Verein sei im Freistaat eine überregionale Institution innerhalb der internationalen Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung. Die beiden genannten GWÖ-Mitglieder aus dem Raum Pfaffenhofen haben nach eigenem Bekunden den Antrag "Regional-Gruppe im Aufbau" unterzeichnet und stehen fortan als offizielle GWÖ-Ansprechpartner vor Ort bereit. Sie wollen "die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie verbreiten und eine aktive Regional-Gruppe gründen".
Bereits in der Vergangenheit gab es vor Ort einige Veranstaltungen zur Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), die das Interesse an deren Theorie und Praxis aufkommen ließen – zuletzt auf Einladung des Pfaffenhofener Unternehmer-Netzwerks "ProWirtschaft". Mayer erklärt: "Nachhaltigkeit, Regionalität und Humanität im Umgang mit Mitbewerbern, Mitarbeitern und Kunden bestimmen das Gemeinwohl-Ökonomie-Leitbild, das der globalisierten und ungezügelten Wirtschaft mit all ihren verheerenden Nachteilen entgegengestellt wird."
Diese Wirtschaft töte. Mit diesen Worten, so finden Mayer und Neumair habe Papst Franziskus einer wachsenden Zahl von Menschen weltweit aus der Seele gesprochen. "Und immerhin 88 Prozent der Deutschen wünschen sich laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung eine neue Wirtschaftsordnung." Die Gemeinwohl-Ökonomie biete eine Alternative zu kapitalistischer Marktwirtschaft und zentraler Planwirtschaft. Sie baue auf Beziehungs- und Verfassungswerte und messe ihre Umsetzung mit Gemeinwohl-Bilanzen und dem Gemeinwohl-Produkt.
Der Erfolg eines Unternehmens, das heißt: sein Beitrag zum Gemeinwohl, werde analog mit einer "Gemeinwohl-Bilanz" gemessen. Sie messe das Erfüllen der Verfassungswerte Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie. Diese Bilanz beantworte die brennendsten Fragen der Gesellschaft an alle Unternehmen: "Wie sinnvoll ist das Produkt beziehungsweise die Dienstleistung? Wie ökologisch wird produziert, vertrieben und entsorgt? Wie human sind die Arbeitsbedingungen? Werden Frauen und Männer gleich behandelt und bezahlt? Wie werden die Erträge verteilt? Wer trifft die Entscheidungen? Wie kooperativ verhält sich das Unternehmen auf dem Markt?"
Die selbst gegebenen Antworten auf all diese Fragen – so die beiden hiesigen GWÖ-Aktivisten – "ermöglichen Unternehmern eine ehrliche Standort-Bestimmung in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ethik von Unternehmen und Organisationen". Mehrere tausend Unternehmen weltweit unterstützten bereits die GWÖ-Bewegung, mehrere hundert hätten bereits freiwillig bilanziert – und täglich würden es mehr.
Die GWÖ sei nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Kommunen von größtem Interesse, so Mayer, der selbst für die Wähler-Gruppe GfG ("Gemeinsame für Gemeinwohl") im Pfaffenhofener Stadtrat sitzt. "Immer mehr Räte fassen Beschlüsse, der Gemeinwohl-Ökonomie beizutreten und zu bilanzieren. Im Hinblick auf das Erreichen der zwingenden Klimaziele ist dies ein logischer Prozess."