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Der Landkreis wird nicht weiter auf eine Kinderstation klagen, sondern die Versorgung durch eine Kooperation der Ilmtalklinik mit den niedergelassenen Ärzten regeln

Von Tobias Zell

Der Landkreis Pfaffenhofen wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Sachen Kinderstation an der Ilmtalklinik den Klageweg nicht weiter beschreiten. Damit ist die eigene Kinderstation vom Tisch. Stattdessen soll die Notfallversorgung von Kindern in der Region nun auf einem anderen Wege sichergestellt werden: durch Kooperation von Klinik und den niedergelassenen Ärzten.

Nachdem das Verwaltungsgericht die Klage des Kreises auf Aufnahme einer Kinderstation in den Krankenhausbedarfsplan bekanntlich abgewiesen hatte,  stand noch die Möglichkeit im Raum, gegen dieses Urteil Berufung zu beantragen. Die meisten Kreistagsfraktionen hatten diesbezüglich ohnehin relativ schnell abgewunken, doch die CSU um Landrat Martin Wolf wollte zuerst einmal das Urteil genauer unter die Lupe nehmen und die Erfolgsaussichten im Falle des weiteren Beschreitens des Klagewegs abklopfen. Das ist nun offenbar geschehen – und weitere juristische Schritte sind für die CSU vom Tisch, wie aus dem Büro des Landrats, wie berichtet, bereits mitgeteilt wurde. Gestern nun hat auch der Kreisausschuss einhellig signalisiert, dass er für einen Verzicht auf weitere juristische Schritte ist. Es ist davon auszugehen, dass auch der Kreistag, der am Montag zusammenkommt, ebenso entscheidet – alles andere wäre eine Überraschung. Damit wäre dann der Klageweg in Sachen Kinderstation endgültig verlassen.

Dass Landrat Wolf, der zugleich Aufsichtsratschef der Ilmtalklinik ist, ein Befürworter des Klagewegs war, ist kein Geheimnis. Doch nun hat er seine Meinung geändert, wofür es allerdings auch handfeste Gründe gibt. Ziel aller Bemühungen sei eine baldige Verbesserung für Kinder und Eltern in Sachen der kindermedizinischen Versorgung, hieß es in der gestern vorgelegten Beschlussvorlage. Und ein schwebendes gerichtliches Verfahren habe zur Folge, dass die künftige Entwicklung weiter für die zu erwartende Verfahrensdauer von mindestens einem Jahr offen sei.  Dieser „Schwebezustand“ würde nach Einschätzung von Wolf „alle Planungen behindern“. Außerdem befinde sich die Klinik auf dem Wege der Konsolidierung „und sollte alle Möglichkeiten haben, unbelastet vom unsicheren Ausgang des Klageverfahrens einen positiven Entwicklungsprozess anzugehen“.

Einigkeit im Kreisausschuss: Den Klageweg nicht weiter beschreiten.

Außerdem verwies der Landrat darauf, dass sich „in mehrfacher Hinsicht“ bei wichtigen Partnern „hohes Konfliktpotenzial aufgebaut“ habe, das für eine gute Entwicklung der Klinik nicht förderlich sei. Erstens sei das bayerische Gesundheitsministerium für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen an der Klinik ein wichtiger Partner, insbesondere, was die finanzielle Förderung durch den Freistaat angeht. Zweitens müssten die Krankenhäuser der Region angesichts der angespannten Finanzsituation im Gesundheitswesen die Vorteile der Zusammenarbeit ausloten. „Durch die Diskussion um die Kinderabteilung in Pfaffenhofen wurde das Verhältnis belastet“, so Wolf. Das sei für die künftige Entwicklung nicht die richtige Basis. Und drittens haben nach Worten des Landrats Gespräche mit den niedergelassenen Ärzten  im Landkreis deutlich gemacht, dass es durch Information und engere Kooperation andere Möglichkeiten zur Verbesserung der notfallmedizinischen Situation  in Sachen Kindermedizin gibt.

Diese Verbesserung soll nach den Ausführungen von Wolf in Abstimmung von Ilmtalklinik und den niedergelassenen Ärzten in folgender Weise erreicht werden: Zunächst sollen in Abstimmung mit der Geschäftsführung, den Ärzten der Klinik und den Vertretern der niedergelassenen Ärzte im Landkreis die Eltern, die betreuenden Personen und die Kinder verstärkt und zielgerichtet über die Behandlungsangebote informiert werden. Information und Aufklärung seien ein wichtiger Anfang, betonte Wolf und räumte in diesem Bereich Versäumnisse ein.

Konkret soll die Versorgung dann so aussehen: Während der Praxiszeiten stellen die niedergelassenen Ärzte die notärztliche Kinderversorgung sicher. Die chirurgische Notfallversorgung wurde schon bisher von der Ilmtalklinik geleistet. Außerhalb der Praxiszeiten, an Wochenenden und in der Nacht leisten der ärztlichen Bereitschaftsdienst (mit allen teilnehmenden niedergelassenen Ärzten) sowie die Notfallambulanz der Klinik die notwendige Notversorgung. An der Ilmtalklinik, so führte Wolf weiter aus, werde sichergestellt, dass ein Kind oder Jugendlicher in jedem Fall von einem Arzt behandelt – sprich: nicht abgewiesen – werde. Je nach Schwere und Art der Erkrankung erfolge dies in Kooperation mit dem Bereitschaftsdienst des ärztlichen Notdienstes, gegebenenfalls durch telemedizinische Anbindung an eine Kinderklinik oder einen Facharzt. Niedergelassene Ärzte sollen für einen Hintergrunddienst gewonnen werden. Durch ihre Mitarbeit sollen auch die Ärzte und das Pflegepersonal der Ilmtalklinik wirkungsvoll unterstützt werden. Wenn es notwendig sei, sollen Kinder nach der Erstversorgung durch einen qualifizierten Weitertransport in die nächste Kinderklinik gebracht werden. 

Dieses Konzept sieht Wolf als „deutlichen Schritt zur Verbesserung der Situation“. Reinhard Heinrich, der Chef der CSU-Fraktion im Kreistag, betonte: Das Ziel sei immer eine faktische Verbesserung der Situation gewesen – unabhängig davon, wie das realisiert werde. Auch er räumte ein Informationsdefizit ein und lobte den nun eingeschlagenen Weg sowie das angepeilte Versorgungskonzept als Qualitätserhöhung und Sicherheitsgewinn für die Eltern. Dass sie nicht für ein Weiterverfolgen des Klagewegs ist, hatte die CSU-Fraktion ja schon zuvor mitgeteilt. Auch Günter Böhm (AUL) hält es, wie Dieter Huber (SPD), ebenfalls für richtig, den Klageweg nicht weiter zu beschreiten. Mit dem vorgestellten Konzept sehe er die entscheidenden Punkte gelöst, so Böhm. „Wenn das so funktioniert, dann ist das eine gute Lösung.“ Thomas Stockmaier (FDP) kritisierte, es seien beim Thema Notfallversorgung für Kinder teilweise unbegründet Ängste geschürt worden. Letztlich empfahl der Kreisausschuss dann dem Kreistag einstimmig, den Klageweg nicht weiter zu beschreiten und die kindermedizinische Notfallversorgung eben wie von Wolf vorgestellt umzusetzen.

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