Folgen auch im dritten Quartal deutlich. Ziele im Rahmen der "Strategie 2022" werden wohl deutlich später erreicht als geplant.
(ty) Die Wacker-Neuson-Group, die als führender Hersteller von Baugeräten und Kompakt-Maschinen auch in der Gemeinde Reichertshofen einen wichtigen Standort betreibt, hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch im dritten Quartal deutlich zu spüren bekommen. Sie erzielte nach eigenen Angaben einen Umsatz von 390,8 Millionen Euro, was einem Rückgang von 16,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Quartal entspricht. In den ersten neun Monaten des Jahres belief sich der Umsatz auf 1,188 Milliarden Euro – ein Minus von 16,4 Prozent. Betrachtet man die ersten neun Monate des Jahres, erreichte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 73,2 Millionen Euro, was einer Marge von 6,2 Prozent entspricht – im Vorjahres-Zeitraum standen 127,4 Millionen Euro beziehungsweise 9,0 Prozent zu Buche. "In Anbetracht des derzeitigen Infektions-Geschehens" geht der Vorstand davon aus, dass auch das Geschäftsjahr 2021 noch unter wesentlichem Einfluss der Corona-Pandemie stehen werde. "Die im März 2018 formulierten Mittelfristziele dürften daher voraussichtlich ein bis zwei Jahre später erreicht werden, als bisher geplant."
"Im dritten Quartal mussten wir aufgrund der Corona-Pandemie erneut deutliche Umsatz-Einbußen hinnehmen, auch wenn diese nicht mehr so stark ausfielen wie noch im zweiten Quartal", erklärte Martin Lehner, der Vorstands-Vorsitzende der Wacker-Neuson-Gruppe. "Allerdings sehen wir in unserer Branche durchaus auch positive Veränderungen, die durch die neue Situation angestoßen oder beschleunigt wurden. Insbesondere was Digitalisierung und Elektro-Mobilität angeht, sind unsere Kunden in der Krise deutlich offener geworden."
In Europa lag der Umsatz im dritten Quartal mit 310,0 Millionen Euro um 8,2 Prozent unter dem Wert des Vorjahres-Zeitraums. Stabilisierend wirkte sich hier erneut die so genannte Dach-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) aus, in der die Gruppe mit ihrer Marke Wacker-Neuson auf Vorjahres-Niveau lag. Deutlich zulegen konnte nach eigener Darstellung "insbesondere das Geschäft mit jungen Gebraucht-Maschinen aus dem eigenen Vermiet-Park, das hohe Flexibilität bei der Erfüllung individueller Kunden-Anforderungen ermöglicht".
Während der Umsatz in vielen Ländern außerhalb Zentral-Europas zweistellig zurückging, habe in England, vor allem dank der ungebrochen hohen Nachfrage nach dem "Dual View Dumper", ein deutliches Wachstum erzielt und die starke Zurückhaltung der großen Vermiet-Ketten überkompensiert werden können. Im Bereich der landwirtschaftlichen Maschinen der Konzernmarken "Weidemann" und "Kramer" musste die Gruppe einen Umsatz-Rückgang von insgesamt 12,2 Prozent auf 63,9 Millionen Euro hinnehmen (Vorjahres-Quartal: 72,8 Millionen Euro).
Der Umsatz in der von der Corona-Pandemie weiterhin hart getroffenen Region Amerikas schrumpfte im dritten Quartal um 43,1 Prozent auf 65,9 Millionen Euro, währungsbereinigt lag der Rückgang bei 38,8 Prozent. Die Gruppe sah sich hier "unverändert einer sehr zurückhaltenden Investitionsneigung bei Händlern, Großkunden und Vermiet-Ketten ausgesetzt". Während das US-amerikanische Werk seit April weitestgehend geschlossen war, wurden erste Produktions-Linien gegen Ende des dritten Quartals wieder schrittweise hochgefahren.
In der Region Asien-Pazifik konnte Wacker-Neuson im dritten Quartal seit Jahresbeginn erstmals wieder leicht zulegen. Während die Gruppe ihren Umsatz in China deutlich zweistellig steigern konnte und auch in Australien trotz schwieriger Rahmenbedingungen Wachstum verzeichnete, halbierten sich die Umsätze in Südostasien in Folge der schweren Auswirkungen der Corona-Krise. Der Umsatz in der Region Asien-Pazifik belief sich insgesamt auf 14,9 Millionen Euro (Vorjahres-Quartal: 14,7 Millionen Euro).
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag im dritten Quartal bei 22,8 Millionen Euro (Vorjahres-Zeitraum: 41,2 MillionenEuro). Die Ebit-Marge betrug 5,8 Prozent (8,8 Prozent). "Belastet war das Ergebnis hauptsächlich vom stark rückläufigen Umsatz-Volumen, welches in Kombination mit dem weiteren Abbau des Vorrats-Vermögens zu einer im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringeren Auslastung der Werke führte", fasst der Konzern zusammen.
"Ebenfalls negativ wirkten Wertberichtigungen auf Forderungen in Höhe von 7,5 Millionen Euro." Gegenläufig profitierte die Gruppe "von einer im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Kostenbasis sowie vom Wachstum des Dienstleistungs-Segmentes, welches den Produktmix positiv beeinflusste". Auch im dritten Quartal seien verschiedene Modelle der Kurzarbeit in Anspruch genommen worden, wobei das Ausmaß deutlich unter dem des zweiten Quartals gelegen habe.
Betrachtet man die ersten neun Monate des Jahres, so erreichte das Ebit 73,2 Millionen Euro, was einer Marge von 6,2 Prozent entspricht (Vorjahres-Zeitraum: 127,4 Millionen Euro beziehungsweise 9,0 Prozent). Hierin enthalten sei die Abschreibung auf den Firmenwert des Teilkonzerns USA in Höhe von rund neun Millionen Euro, welche im Ergebnis des zweiten Quartals enthalten sei.
"Angesichts wieder stark wachsender Infektionszahlen und verschärfter Einschränkungen von institutioneller Seite, deren Auswirkungen auf das öffentliche Leben, die generelle Wirtschafts-Aktivität und die Geschäfts-Entwicklung der Wacker-Neuson-Group nicht verlässlich abschätzbar sind, ist eine Quantifizierung des im August veröffentlichten Ausblicks derzeit nicht möglich", erklärte das Unternehmen. Danach werden die Steuerungsgrößen Umsatz und Ebit-Marge für das Gesamtjahr 2020 "deutlich unter den Werten des Vorjahres erwartet". Der Vorjahres-Umsatz lag bei 1,90 Milliarden Euro, die Ebit-Marge bei 8,1 Prozent. "Die Investitionen für das Gesamtjahr werden unverändert bei rund 80 Millionen Euro gesehen."
Nach jeweils zweistelligen Wachstumsraten in den Geschäftsjahren 2017, 2018 und 2019 erleide der Wachstumskurs der Wacker-Neuson-Group im Jahr 2020 eine deutliche Delle. "In Anbetracht des derzeitigen Infektions-Geschehens" geht der Vorstand davon aus, dass auch das Geschäftsjahr 2021 noch unter wesentlichem Einfluss der Corona-Pandemie stehen werde. "Die im März 2018 formulierten Mittelfristziele dürften daher voraussichtlich ein bis zwei Jahre später erreicht werden, als bisher geplant." Die Gruppe strebe im Rahmen der "Strategie 2022" an, den Umsatz auf über zwei Milliarden Euro zu steigern und eine Ebit-Marge von über elf Prozent zu erreichen.
"Wir haben in den letzten Jahren konsequent an der Umsetzung unserer Strategie 2022 gearbeitet, mit der wir unsere Gruppe kompromisslos an den Bedürfnissen unserer Kunden ausrichten", so Lehner. Innerhalb der drei strategischen Pfeiler "Fokus", "Beschleunigung" und "Exzellenz" habe man bereits große Fortschritte erzielt und sei heute deutlich schlagkräftiger, innovativer und vor allem näher am Kunden als noch zu Beginn 2018. "Gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen werden wir den eingeschlagenen Weg zielstrebig fortsetzen", so der Vorstands-Chef.
"Der langfristige Trend hin zu kompakten Maschinen für die Bau- und Landwirtschaft ist ungebrochen und bietet unserer Gruppe große Chancen", so Lehner weiter. Dabei rücken seinen Worten zufolge umweltfreundliche Lösungen und alternative Antriebe immer stärker in den Fokus unserer Kunden. "Als Innovations-Treiber sehen wir uns bestens aufgestellt, die großen Trends unserer Branchen aktiv zu gestalten und damit langfristig Mehrwert für unsere Kunden, aber auch Aktionäre zu schaffen", fährt Lehner fort und ergänzt: "Die 2018 formulierten Ziele bleiben weiterhin unser Gradmesser, jedoch gehen wir nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr davon aus, diese bereits im Geschäftsjahr 2022 vollumfänglich zu erreichen."