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IG Bau prangert zu viele Jobs "mit Verfalls-Datum" an und moniert, "dass auf dem Arbeitsmarkt etwas aus dem Ruder gelaufen ist".

(ty) "Wenn der Job zur Zitterpartie wird." So fasst die Industrie-Gewerkschaft "Bauen, Agrar, Umwelt" (IG Bau) die Situation zusammen. "Infolge der Corona-Pandemie tragen Beschäftigte, die im Kreis Pfaffenhofen einen befristeten Arbeits-Vertrag haben, ein besonders hohes Risiko, ihre Stelle zu verlieren." Davor warnt die Gewerkschaft in einer aktuellen Pressemitteilung. "Im vergangenen Jahr hatten 34 Prozent aller Neueinstellungen im Landkreis ein Verfalls-Datum." Und: "Von rund 2600 Arbeits-Verträgen, die im zweiten Quartal neu abgeschlossen wurden, waren etwa 890 befristet", so die IG Bau unter Verweis auf eine aktuelle Auswertung des wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

"Die Zahlen zeigen, dass auf dem heimischen Arbeitsmarkt etwas aus dem Ruder gelaufen ist", kommentiert Michael Müller, der Bezirks-Vorsitzende der Gewerkschaft. "In der Corona-Krise können Befristungen für die Betroffenen leicht zur Falle werden, wenn Unternehmen solche Stellen nicht mehr verlängern." Nach Beobachtung des Gewerkschafters seien befristete Stellen in Branchen wie der Gebäude-Reinigung und der Landwirtschaft stark verbreitet. Junge Beschäftigte seien besonders häufig betroffen. "Wer als Berufseinsteiger eine Wohnung finden oder einen Kredit aufnehmen will, der hat mit einem befristeten Vertrag schlechte Karten", so Müller: "Wegen der Unsicherheit muss manchmal sogar der Wunsch nach eigenen Kindern vertagt werden."

Die IG Bau fordere die Bundesregierung dazu auf, ihr Versprechen aus dem Koalitions-Vertrag umzusetzen und Befristungen ohne einen so genannten Sachgrund einzudämmen. "Als Sachgründe gelten etwa eine Schwangerschafts-Vertretung oder eine Probezeit", erklärt die Gewerkschaft. Ein aktueller Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sehe vor, dass sachgrundlose Befristungen künftig nur maximal 18 anstatt bisher 24 Monate andauern und in diesem Zeitraum nur noch einmal statt wie bisher drei Mal verlängert werden dürften. "In Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten sollen solche Verträge auf höchstens 2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden", so die Gewerkschaft weiter. "Bisher stand die Union bei diesem Vorhaben auf der Bremse."

 

"Aber das Gesetz ist überfällig – und es bleiben nur noch wenige Wochen, um es in dieser Legislatur-Periode durch den Bundestag zu bringen", betont Gewerkschafter Müller. Die Pandemie habe gezeigt, dass neben den kaum abgesicherten Mini-Jobs und Leiharbeits-Verhältnissen auch Befristungen alles andere als krisenfest seien. "Nach Angaben des WSI waren im zweiten Quartal vergangenen Jahres im bundesweiten Durchschnitt gut 39 Prozent aller Neueinstellungen befristet", so Müller weiter.  

Und: "In der Altersgruppe bis 25 Jahren hatten knapp 51 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge ein Ablauf-Datum – Azubis nicht mitgerechnet." Frauen seien häufiger von Befristungen betroffen als Männer, auch ein Migrations-Hintergrund wirke sich negativ aus, erklärt die Gewerkschaft unter Verweis auf das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im vergangenen Jahr wurden demnach befristete Verträge laut IAB seltener verlängert, die Personal-Abgänge nach Befristungsende stiegen an und die Zahl der Übernahmen in unbefristete Beschäftigung sank deutlich.


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