Kommandant Jürgen Lehner organisierte für eine Spezial-Übung nicht nur eine nagelneue Lkw-Fahrer-Kabine, sondern zudem einen ausgewiesenen Experten.
(ty) Eine sich nicht so oft bietende Gelegenheit haben die Feuerwehrleute aus Reichertshofen genutzt, um eine ziemlich spezielle Übung abzuhalten. Die Floriansjünger konnten dabei die Fahrerkabine eines Lastwagens zerlegen, um zu trainieren, wie Verunglückte im Notfall aus einem solchen Führerhaus gerettet werden. Feuerwehr-Kommandant Jürgen Lehner zog am Ende dieses gut zwei Stunden dauernden Spezial-Trainings, an dem auch Kameraden aus Langenbruck und Karlskron teilgenommen haben, ein positives Fazit – und kündigte im Gespräch mit unserer Zeitung eine weitere Übung der nicht alltäglichen Art an.
Wegen der Nähe zur Autobahn A9 kommt es gar nicht so selten vor, dass Einsatzkräfte von hiesigen Feuerwehren zu schweren Unfällen ausrücken müssen, an denen Lastwagen beteiligt waren. Das war Grund genug für den Reichertshofener Feuerwehr-Kommandanten Jürgen Lehner, sich um ein möglichst realistisches Übungs-Szenario zu bemühen. Dabei hatte er in zweifacher Hinsicht Erfolg: Zum einen konnte er vom Münchner Nutzfahrzeug-Hersteller MAN eine nagelneue Fahrerkabine organisieren, zum anderen mit dem Augsburger Berufsfeuerwehrmann Albert Kreutmayr einen ausgewiesenen Rettungs-Spezialisten als Referenten gewinnen.
"Das Interesse an der Übung war erfreulich groß", freut sich Lehner. Verwunderlich sei dies allerdings nicht. Zum einen lobt er den ausgeprägten Fortbildungswillen der Feuerwehrler. Zum anderen gebe es nur alle Jubeljahre eine solche Trainings-Möglichkeit. "Fahrerkabinen zu Übungszwecken für die Feuerwehr sind so gut wie nicht zu bekommen", berichtet Lehner. "In meinen 30 Jahren bei der Feuerwehr ist das auch das erste Mal." Er selbst habe in all den Jahren nur wenige Fahrerkabinen zu Übungs-Zwecken aufgeschnitten – und eine ganz neue Kabine noch nie. Auch diese Worte des Kommandanten unterstreichen, wie besonders das nun unterbreitete Trainings-Angebot war.
"Die Herausforderung bei Unfällen mit Lkw-Beteiligung ist die patientengerechte Rettung aus größerer Höhe als beim Pkw – und die zuvor notwendige Befreiung des Patienten aus einem stabilen Fahrzeug mit schwereren Bauteilen und anderer Verarbeitung", erklärt Lehner. Durch die verstärkten Frontbereiche gerieten etwa die Schneidgeräte und damit auch deren Bediener an die Belastungsgrenze. Außerdem: "Die Verletzungs-Muster der Verunglückten im Lkw sind häufig auch komplett anders als bei im Auto verunfallten Menschen", so Lehner. Geübt werde aber auch die Eigensicherung. Und: "Neben der Absicherung sind der Brandschutz zu beachten, die Ladungs-Sicherung und viele andere, sehr komplexe Dinge."
Nach dieser mehr als zweistündigen Übung hat Lehner jedenfalls gegenüber unserer Zeitung ein durchwegs positives Fazit gezogen: "Sie ist sehr gut gelaufen", fasst er zusammen: "Die Nachwuchskräfte, auch jene, die schon etwas länger dabei sind, haben wertvolle Erfahrungen sammeln können." Von Vorteil sei dabei auch gewesen, dass der erstklassige Referent, der unter anderem am MAN-Rettungs-Leitfaden mitgeschrieben habe, über einen nicht zu unterschätzenden Wissensschatz verfüge. "Die nächste Übung an einem Großfahrzeug ist bereits in Vorbereitung", kündigt Lehner an. "Das wird dann ein Reisebus sein."