Im Hirtenwort wirbt der Augsburger Bischof Bertram Meier für unerschütterliches Gottvertrauen und eine "Reform der Herzen".
(ty) In einem an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten der Diözese Augsburg – zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören – verlesenen Hirtenwort ruft Bischof Bertram Meier zur "gegenseitigen Ermutigung in dunklen Zeiten" auf. Angesichts zahlreicher Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg oder dem Klimawandel stellt der Bischof fest: "Jetzt ist die Zeit für eine Reform der Herzen: Nur die Liebe zählt."
Für den Augsburger Oberhirten ist es demnach wenig überraschend, dass sich angesichts vielfältiger Krisen auch Zweifel einstellen. Umso mehr ermutigt der Kirchenmann dazu, zu den Zweifeln zu stehen und einander davon zu erzählen – und rät den Gläubigen: "Gehen wir transparent und konsequent mit unseren Zweifeln um! Wer glaubt, darf auch zweifeln." Echter Zweifel sei weder Skeptizismus noch Unglaube. Er gehöre, so der Bischof, zum Glauben dazu. In dem Hirtenwort wagt Bertram Meier, wie er sagt, außerdem "einen Blick in die Zukunft".
"Der Kirche wird manches genommen werden", prophezeit er und nennt konkret: "Geld, Personal, Immobilien, besondere Rechte." Blieben die Lichter ausgeschaltet, "ist das ein Fingerzeig", so der Bischof weiter. "Dunkle Kirchen kündigen schwere Zeiten an. Es kann ungemütlich werden." Zugleich stellt er aber klar: "Auch wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen, eines dürfen wir uns nicht nehmen lassen: unerschütterliches Gottvertrauen." Denn, so der Augsburger Bistums-Chef: "Es macht krisenfest. Es trägt. Es lädt den seelischen Akku auf. Davon bin ich überzeugt."
Das "Schiff der Kirche" bewege sich derzeit auf schwerer See, räumt Bischof Meier ein: "Die Krisen bringen ans Licht, was schon länger im Untergrund schwelte. Vielfach wurde der Glaube einfach übernommen – aus Gewohnheit, aus Tradition, weil er zur Kultur gehörte." Er wirft in diesem Zusammenhang konkrete Fragen auf: "Doch ist der Glaube an Gott wirklich zu einem Teil von mir geworden? Habe ich ihn mir wirklich zu eigen gemacht – oder ihn nur übergestreift wie das Taufkleid, das mir einst angezogen wurde? Wie wetterfest ist mein Glaube?" Der Bischof erinnert an die Worte von Papst Franziskus, der mitten in der Corona-Krise im März 2020, allein auf dem Petersplatz betend, gesagt hatte:
"Wie die Jünger wurden wir von einem unerwarteten heftigen Sturm überrascht. Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind. Alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen." Und weiter: "Du, Herr, rufst uns auf, diese Zeit der Prüfung als eine Zeit der Entscheidung zu nutzen. Der Anfang des Glaubens ist das Wissen, das wir erlösungsbedürftig sind. Wir sind nicht unabhängig, allein gehen wir unter. Wir brauchen den Herrn so wie die alten Seefahrer die Sterne."
Dabei, so der Augsburger Bischof, sei Glauben stets ein Wagnis. "Denn Gott", so Meier, "ist kein Lehrsatz, sondern ein Du, eine Person, ein Gegenüber, dem ich mich stellen muss." Sich für Gott zu öffnen erfordert seinen Worten zufolge bereits einen Akt des Vertrauens. Andererseits sei es auch eine bewusste Entscheidung, sich zu verschließen und nicht glauben zu wollen. Glaube, so der Bischof weiter, "ist kein Fürwahrhalten ohne Beweis, sondern Vertrauen ohne Vorbehalt".