Die Ermittler hoffen vor allem auf Angaben, die zur Klärung der Identität des Buben beitragen. Mutmaßlich fiel er einem Gewalt-Verbrechen zum Opfer.
(ty) Der Fund einer verpackten Kinder-Leiche am 19. Mai in der Donau zwischen Großmehring und Vohburg gibt weiterhin Rätsel auf. Am gestrigen Abend ist der Fall in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...Ungelöst" thematisiert worden. Auch die Gesichts-Rekonstruktion wurde gezeigt. Die Ermittler erhofften sich vor allem Hinweise, die zur Klärung der Identität des Buben beitragen. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am heutigen Nachmittag mitteilte, sind sowohl im Fernseh-Studio als auch bei der Kripo in Ingolstadt seit der Ausstrahlung insgesamt 27 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. "Neben konkreten Angaben zu einem im Zusammenhang mit der Tat verwendeten Stein bezogen sich mehrere Anrufe auch auf die mögliche Herkunft des Kindes", so die Polizei. Die Ermittlungs-Gruppe "Fluvius" bewerte derzeit die einzelnen Hinweise und gehe den sich daraus ergebenden Spuren-Ansätzen nach.
Auf die entscheidenden Fragen zu dem mutmaßlichen Gewalt-Verbrechen gibt es bekanntlich nach wie vor keine Antworten. Wer ist der laut Rechtsmedizin zirka drei bis sieben Jahre alte Bub? Wann, wie, wo und unter welchen Umständen starb er? Wann und warum gelangte die Leiche ins Wasser? Für entscheidende Hinweise ist mittlerweile eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt.
Die Kripo hatte ziemlich genau sechs Monate nach dem Fund der Leiche die hier noch einmal gezeigten Fotos einer Gesichts-Rekonstruktion veröffentlicht. Nach den jüngsten Erkenntnissen sei der Junge 110 Zentimeter groß und zirka 15 Kilogramm schwer gewesen. Er hatte nach Angaben der Polizei blaue Augen sowie dunkelblondes bis braunes Haar. Die Kripo hatte außerdem mitgeteilt, dass der Leichnam nicht nur verpackt, sondern auch mit einem großen Stein (Foto unten) beschwert war.
Die Ermittler fragen nach wie vor:
- Wer kennt das aufgefundene Kind aus der Donau und kann Angaben zu dessen Identität machen?
- Wer erinnert sich an einen Jungen, auf den die oben genannte Beschreibung zutrifft, und hat diesen seit Anfang dieses Jahres nicht mehr gesehen?
- Zudem bittet die Kriminalpolizei-Inspektion aus Ingolstadt um Hinweise zu dem ebenfalls gezeigten Stein (siehe Foto ganz unten), mit dem der verpackte Leichnam beschwert worden war. Dieser laut Polizei 40 Zentimeter auf 20 Zentimeter auf sechs Zentimeter große Pflasterstein werde unter dem Markennamen Diephaus (Typ "Natura Vigo") vertrieben.
Hinweise nimmt die Kripo in Ingolstadt unter der Telefonnummer (08 41) 93 43 0 entgegen. "Für Hinweise, die zur Identifizierung des Kindes, zur Klärung der Todes-Umstände und somit gegebenenfalls zur Ergreifung eines Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt, deren Zuerkennung unter Ausschluss des Rechtsweges erfolgt", hatte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am 18. November bekannt gegeben.
Die im Wasser der Donau treibende, verpackte Kinder-Leiche war, wie berichtet, am 19. Mai von einem Kanu-Fahrer in der Nähe von Großmehring – oberhalb der Staustufe Vohburg – entdeckt worden. Zunächst war bekanntlich nicht einmal klar, dass es sich dabei um menschliche Überreste handelt. Am 21. Mai vermeldete die Polizei dann per Presse-Mitteilung den Fund einer menschlichen Leiche.
Am 23. Mai veröffentlichte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erste Details zu dem Leichnam: "Eine Obduktion am Institut für Rechtsmedizin in München ergab, dass es sich um die Leiche eines Jungen im Vorschul-Alter handelt." Unter Berufung auf die ersten rechtsmedizinischen Erkenntnisse hatte es geheißen, dass davon ausgegangen werde, dass der Bub zum Todes-Zeitpunkt vier bis sechs Jahre alt gewesen sei. Nach jüngstem Stand ist die Rede von drei bis sieben Jahren.
"Der Leichnam lag vermutlich mehrere Wochen im Wasser", war unserer Redaktion dann im Juni in einem umfangreichen Interview zu dem Fall aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erklärt worden. Am 18. November erklärte ein Sprecher auf Nachfrage, dass davon ausgegangen werde, dass die Kinderleiche auch im Bereich von Großmehring in die Donau gelangt sei. Außerdem wurde an diesem Tag erstmals offenbart, dass der Leichnam nicht nur verpackt, sondern auch mit dem besagten Stein beschwert war.
Von der eigens eingerichteten Ermittlungs-Gruppe sind in Zusammenhang mit dem Fall bereits etliche Gutachten angestoßen worden. Eines davon hatte schließlich zu der Gesichts-Rekonstruktion geführt. Zunächst war bekanntlich erklärt worden, man ermittle in alle Richtungen und schließe ein Tötungs-Delikt nicht aus. Ein Sprecher erklärte dann am 18. November gegenüber unserer Redaktion, dass die Ermittler davon ausgehen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gewalt-Verbrechen vorliege. Zu den genaueren Todes-Umständen beziehungsweise zur Todes-Ursache werden nach wie vor keine näheren Angaben gemacht.
Wie mehrfach berichtet, hat die Ermittlungs-Gruppe namens Fluvius zahlreiche Fälle von vermissten Kindern im In- und Ausland in den Fokus genommen. Allein in Deutschland waren zeitweise mehr als 100 Vermissten-Fälle überprüft worden. Dass im Zuständigkeits-Bereich des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord keine ungeklärten Vermissten-Fälle bekannt sind, die mit dem Leichenfund in Verbindung gebracht werden könnten, war schon früh gemeldet worden. Auch die überregionale und bundesweite Überprüfung von Vermissten-Fällen führte allerdings bislang nicht zur Klärung der Identität des toten Buben. Europaweite Abklärungen laufen nach wie vor. Durch die Behandlung in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" wurde der Fall nun einem Millionen-Publikum vorgestellt.
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