Identität des Buben weiter unklar, Gesichts-Rekonstruktion liegt vor. 10.000 Euro für entscheidenden Hinweis. Polizei nennt weitere Details. Körper war verpackt und mit großem Stein beschwert. Was bislang bekannt ist.
(ty/zel) Nach dem Fund einer Kinder-Leiche am 19. Mai in der Donau zwischen Großmehring und Vohburg laufen die Ermittlungen der Polizei weiterhin auf Hochtouren. Auf die entscheidenden Fragen zu dem Aufsehen erregenden Fall gibt es nach wie vor keine Antworten. Wer ist der laut Rechtsmedizin zirka drei bis sieben Jahre alte Bub? Wann, wie, wo und unter welchen Umständen starb er? Wann und warum gelangte die Leiche ins Wasser? Allerdings wurden heute mehrere neue Details bekannt gegeben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit liege ein Gewalt-Verbrechen vor, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion. Für entscheidende Hinweise ist jetzt eine Belohnung von 10 000 Euro ausgesetzt. Die Kripo veröffentlichte heute zudem Fotos einer Gesichts-Rekonstruktion und teilte mit, dass der Leichnam nicht nur verpackt, sondern auch mit einem großen Stein beschwert war. Demnächst soll der Fall in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY" behandelt werden. Wir fassen den aktuellen Stand zusammen.
"Die Identität des Jungen konnte bis heute nicht geklärt werden", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am heutigen Freitag mit. Die Ermittler erhoffen sich nun neue Hinweise aus der Bevölkerung. Nach den jüngsten vorliegenden Erkenntnissen sei der Junge zwischen drei und sieben Jahren alt, 110 Zentimeter groß und zirka 15 Kilogramm schwer gewesen. Er hatte nach Angaben der Polizei blaue Augen sowie dunkelblondes bis braunes Haar.
Im Auftrag der Staatsanwaltschaft aus Ingolstadt sei das Gesicht des Kindes von Rechtsmedizinern rekonstruiert worden. "Wissenschaftliche Erkenntnisse lassen fundierte Rückschlüsse, ausgehend von der individuellen Kopfform, auf das tatsächliche Aussehen zu Lebzeiten zu", wurde dazu erklärt. Das Ergebnis liege nunmehr vor (siehe Fotos). Die Mitarbeiter der zur Aufklärung des Falls eigens eingerichteten Ermittlungs-Gruppe erhoffen sich durch die Veröffentlichung von Fotos neue Hinweise zur Identität des toten Buben.
Die Ermittler fragen konkret:
- Wer kennt das aufgefundene Kind aus der Donau und kann Angaben zu dessen Identität machen?
- Wer erinnert sich an einen Jungen, auf den die oben genannte Beschreibung zutrifft, und hat diesen seit Anfang dieses Jahres nicht mehr gesehen?
- Zudem bittet die Kriminalpolizei-Inspektion aus Ingolstadt um Hinweise zu dem ebenfalls gezeigten Stein (siehe Foto ganz unten), mit dem der verpackte Leichnam beschwert worden war. Dieser laut Polizei 40 Zentimeter auf 20 Zentimeter auf sechs Zentimeter große Pflasterstein werde unter dem Markennamen Diephaus (Typ "Natura Vigo") vertrieben.
Hinweise nimmt die Kripo in Ingolstadt unter der Telefonnummer (08 41) 93 43 0 entgegen. "Für Hinweise, die zur Identifizierung des Kindes, zur Klärung der Todes-Umstände und somit gegebenenfalls zur Ergreifung eines Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt, deren Zuerkennung unter Ausschluss des Rechtsweges erfolgt", erklärte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute weiter.
Die im Wasser der Donau treibende, verpackte Kinder-Leiche war, wie berichtet, am 19. Mai von einem Kanu-Fahrer in der Nähe von Großmehring – oberhalb der Staustufe Vohburg – entdeckt worden. Zunächst war bekanntlich nicht einmal klar, dass es sich dabei um menschliche Überreste handelt. Am 21. Mai vermeldete die Polizei dann per Presse-Mitteilung den Fund einer menschlichen Leiche.
Am 23. Mai veröffentlichte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erste Details zu dem Leichnam: "Eine Obduktion am Institut für Rechtsmedizin in München ergab, dass es sich um die Leiche eines Jungen im Vorschul-Alter handelt." Unter Berufung auf die ersten rechtsmedizinischen Erkenntnisse hatte es geheißen, dass davon ausgegangen werde, dass der Bub zum Todes-Zeitpunkt vier bis sechs Jahre alt gewesen sei. Nach jüngstem Stand ist die Rede von drei bis sieben Jahren.
"Der Leichnam lag vermutlich mehrere Wochen im Wasser", war unserer Redaktion bereits im Juni in einem umfangreichen Interview zu dem Fall aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erklärt worden. Heute erklärte ein Sprecher auf Nachfrage, dass davon ausgegangen werde, dass die Kinderleiche auch im Bereich von Großmehring in die Donau gelangt sei. Außerdem wurde jetzt erstmals erklärt, dass der Leichnam nicht nur verpackt, sondern auch mit dem besagten Stein beschwert war.
Von der Ermittlungs-Gruppe seien in Zusammenhang mit dem Fall bereits viele Gutachten angestoßen worden. Eines davon habe nun zu der Gesichts-Rekonstruktion geführt. Zunächst war erklärt worden, man ermittle in alle Richtungen und schließe ein Tötungs-Delikt nicht aus. Ein Sprecher erklärte heute gegenüber unserer Redaktion, dass die Ermittler davon ausgehen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gewalt-Verbrechen vorliege. Zu den genaueren Todes-Umständen beziehungsweise zur Todes-Ursache werden aber nach wie vor keine näheren Angaben gemacht.
Wie mehrfach berichtet, hat die Ermittlungs-Gruppe namens Fluvius zahlreiche Fälle von vermissten Kindern im In- und Ausland in den Fokus genommen. Allein in Deutschland waren zeitweise mehr als 100 Vermissten-Fälle überprüft worden. "In den meisten dieser Fälle, die teilweise auch schon längere Zeit zurückliegen, sind zeitintensive Nachforschungen anzustellen", war dazu erklärt werden. Doch nur so könne gewährleistet werden, dass keine relevanten Details übersehen werden.
Dass im Zuständigkeits-Bereich des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord keine ungeklärten Vermissten-Fälle bekannt sind, die mit dem Leichenfund in Verbindung gebracht werden könnten, war schon früh gemeldet worden. Auch die überregionale und bundesweite Überprüfung von Vermissten-Fällen habe bislang nicht zur Klärung der Identität des toten Buben geführt. "Die europaweiten Abklärungen laufen noch", sagte ein Polizei-Sprecher heute.
"Wir erhoffen uns nicht zuletzt durch die nun vorliegende Gesichts-Rekonstruktion den einen oder anderen neuen Hinweis, der uns weiter bringt", so der Polizei-Sprecher gegenüber unserer Redaktion. Hinweise werden bei jeder Polizei-Dienststelle entgegengenommen. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord soll der Fall des toten Buben zeitnah auch in der Fernseh-Sendung "Aktenzeichen XY" vorgestellt werden.
Zwar waren in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen – allerdings offenbar ohne entscheidendes Ergebnis. Mehrfach baten die Ermittler über die Medien um sachdienliche Angaben, zudem wurden – auch entlang des Donau-Damms – Fahndungs-Plakate verteilt. Auch aus umfangreichen Such-Maßnahmen der Polizei, die an, auf und in der Donau durchgeführt worden waren, hatte sich keine heiße Spur ergeben.
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