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Der Oberhirte der Diözese Augsburg rät zum "Frühjahrsputz für Leib und Seele". Das Fasten sei eine Gelegenheit, auch den Alltag zu entschlacken.

(ty/pba) Bei einem feierlichen Gottesdienst zum heutigen Aschermittwoch hat Bischof Bertram Meier die Gläubigen im Augsburger Dom dazu aufgerufen, zu Beginn der österlichen Bußzeit die persönlichen Navigations-Geräte zu hinterfragen, einen Stopp einzulegen und der Aufforderung "Bitte wenden" zu folgen. Dabei gedachte der Oberhirte der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, auch des fast einjährigen Kriegs-Geschehens in der Ukraine mit einem Gebet um den Frieden. Die Messe feierten traditionell zahlreiche Künstlerinnen und Künstler mit. 

"Kehrt um" meinte eine innere Lebenswende, eine entschiedene Hinwendung zu Gott, so der Bischof in seiner Predigt. "Es geht nicht um irgendwelche Äußerlichkeiten, sondern um eine Bekehrung des Herzens und ein Hören auf das Wort Gottes." Am Anfang der Fastenzeit könne dieser Aufruf eine Art Stoppschild bedeuten: "Stopp, halt an und frage dich: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Wohin gehe ich und was ist mein Ziel?" So warnte der Bischof vor unreflektierten Lebensentwürfen und einem gedankenlosen Mitläufertum.

"Ich lade Sie ein: Nutzen wir die kommenden 40 Tage und fragen uns: Welchem Navi folge ich in meinem Leben? Suche ich den Weg, den mir Gott persönlich zugedacht hat oder laufe ich der Meinung anderer hinterher? Spüre ich der eigenen Berufung nach oder reicht es mir, mit der Masse zu schwimmen", so Meier zu den Gläubigen. Kennzeichen für ein Leben im Sinne Jesu Christi sei die Gerechtigkeit, die sich im Geben von Almosen, dem Beten und Fasten zeige, stellte der Bischof als drei Elemente eines gerechten Menschen vor.

Anderen Menschen aus Solidarität und ohne Heuchelei etwas abzugeben, sei für Jesus eine Pflicht gewesen – und ein Appell, der angesichts der existentiellen Not vieler Menschen aktueller denn je sei. Die Armut sei ein Schrei, zitierte er Papst Franziskus und rief die die Gläubigen dazu auf, "Nein zu sagen zu einer Vergötterung des Geldes" und zu ungerechten Wirtschafts-Systemen. Vielmehr gelte es, der Frage nach der "Mitte unserer Lebens" Raum zu geben: "Im Gebet sind wir ganz mit Gott verbunden, halten ihm unser Leben hin, unsere Freuden und Hoffnungen, aber auch unsere Verwundungen." Er lud zu Gebet und Gottesdienst ein, warnte aber gleichzeitig davor, das Gebet zum Schauplatz persönlicher Interessen zu machen.

"Mit den steigenden Austritts-Zahlen steigt die Gefahr, dass bestimmte Gruppierungen von Gläubigen sich innerhalb der schwindenden Volkskirche sozusagen als heiliger Rest fühlen und anderen Menschen, die vielleicht Dinge in Frage stellen, pauschal das Katholisch-Sein absprechen", sagte Meier und beleuchtete den Gegenentwurf in gleichem Zuge kritisch: "Umgekehrt kann das auch für besonders reformeifrige Gläubige gelten, die meinen, in der alleinigen Umwandlung von kirchlichen Strukturen die Zeichen der Zeit zu erkennen, während sie andere kritisieren, die sich nach mehr Spiritualität und geistlicher Erneuerung sehnen."

Als "Frühjahrsputz für Leib und Seele" bezeichnete er das Fasten, das Gelegenheit gebe, auch den Alltag zu entschlacken. "Wo haben sich Gewohnheiten eingeschlichen, von denen ich weiß, dass sie nicht gut für mich sind? Das Hetzen von einem zum anderen Termin, das Nicht-Loslassen-Können, das ewige Nörgeln und Besser-Wissen." Gerade in der Fastenzeit sei die Chance, sich die eigenen Schlagseiten und Abhängigkeiten bewusst zu machen, sagte der Bischof und rief angesichts einer Welt, die von Klimakrise, Kriegen und Hunger zerrissen sei, zur Umkehr auf.

Diesen Aufruf verband er kurz vor dem Jahrestag des Kriegsbeginns mit einem Friedens-Appell für die Ukraine: "Herr, bringe die Politiker, die für den Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich sind, zur Einsicht! Zeige Wege auf, die von den Kriegsschauplätzen zu Verhandlungstischen führen." Er rief – wie bereits berichtet – den kommenden Freitag zu einem Gebet- und Fasttag in den Anliegen der Menschen in der Ukraine und den Krisenherden der Welt aus. 

Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst waren heute Künstlerinnen und Künstler zu einem Vortrag über das diesjährige Misereor-Hungertuch in den Kolpingsaal eingeladen. Zusammen mit der Misereor-Referentin Claudia Kolletzki stellte der nigerianische Künstler Emeka Udemba sein Gemälde (Foto oben) näher vor, das sich anlässlich der bundesweiten Eröffnung der Misereor-Fasten-Aktion derzeit in Augsburg befindet. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss, in welchem Kolletzki über die lange Tradition der Hungertücher sprach, gab ein Filmclip auch Einblicke in das Wirken und Schaffen des Künstlers, der seit 25 Jahren mit seiner Familie in Freiburg lebt und arbeitet.

"Mit meinem Bild für das Hungertuch wollte ich etwas schaffen, das zum Nachdenken anregt. Es soll die Grenzen unseres Denkens verschieben und hinterfragen, wie wir mit unserer Schöpfung umgehen", so Udemba zur Idee und Bedeutung seiner Bildgestaltung. Auf dem farbenprächtigen Gemälde seien vier Hände zu sehen, die vor leuchtend rotem Hintergrund gemeinsam eine blaue Erdkugel halten. Der Titel des Bildes laute: "Was ist uns heilig?"

"Die Frage soll dazu einladen, über Bereiche nachzudenken, die uns Menschen wichtig sind: Gibt es noch Tabus? Gibt es Bereiche, die wir nicht antasten?", erinnerte Udemba an die Bedeutung und Notwendigkeit menschlicher Demut. Wie wichtig ihm neben ästhetischen Aspekten auch eine klare Botschaft bei seinen Werken ist, zeigt sich laut einer Presse-Mitteilung der Diözese nicht zuletzt in seiner künstlerischen Handschrift und Technik: In Form einer Collage verwebe er Zeitungs-Schnipsel, die ein mehrdimensionales Bild zu erschaffen suchen.

"Ich verwende für meine Bilder Zeitungen, weil sie Träger von Informationen sind und Botschaften übermitteln. Ich will die Komplexität und Vielschichtigkeit unserer Welt aufzeigen", erklärte der Künstler selbst. Am kommenden Freitag, 24. Februar, werde der Hungertuch-Künstler noch einmal über sein Werk und  sein künstlerisches Schaffen sprechen. Der Vortrag der katholischen Erwachsenen-Bildung (KEB) beginnt um 19.30 Uhr im "Haus Sankt Ulrich" in Augsburg.


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