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Dominik Einwag, Anästhesist und Notarzt an der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen, beantwortet die wichtigsten Fragen zur Reanimation von Menschen.

(ty) Viele trauen es sich nicht zu – und die letzte Übung einer Reanimation erfolgte bei den meisten vermutlich im Zuge des Erste-Hilfe-Kurses für den Führerschein. Auch aus diesem Grund erinnert die "Stiftung Deutsche Anästhesiologie" ab heute im Rahmen der "Woche der Wiederbelebung" in Zusammenarbeit mit vielen Kliniken an die wichtigsten Grundlagen der Reanimation. Dominik Einwag ist Anästhesist und Notarzt an der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen. Er ist auch zuständig für die Fortbildung des Personals in Sachen Reanimation. Nachfolgend beantwortet der Oberarzt die wichtigsten Fragen rund um die Wiederbelebung.

Wenn man merkt, dass jemand offenbar wiederbelebt werden muss, was ist dann der erste Schritt?

Einwag: Zunächst muss festgestellt werden, ob eine Reanimation notwendig ist. Das ist bei Bewusstlosigkeit mit unnatürlicher oder fehlender Atmung der Fall. Dazu sollte man den Betroffenen ansprechen: "Hallo, hören Sie mich?" Wenn er keine Reaktion zeigt, kann man die Person an den Schultern schütteln. Ohne Reaktion liegt eine Bewusstlosigkeit vor. Dann ist die Atmung zu prüfen. Ist keine Atmung vorhanden? Oder handelt es sich eher um Atemaussetzer oder Schnappatmung?

Und dann wird sofort reanimiert?

Einwag: Nein, das ist erst der dritte Schritt. Sie sollten dann unbedingt professionelle Hilfe holen. Wählen Sie die 112 oder bitten Sie eine andere Person, den Notruf zu informieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es schaffen, den Bewusstlosen wieder aufzuwecken, ist eher gering. Das schafft im Idealfall nur der Rettungsdienst. Teilen Sie im Notruf-Gespräch auch mit, ob der Patient noch atmet oder nicht.

Und dann versorgen wir den Betroffenen, bis der Arzt eintrifft...

Einwag: Ganz genau. Und hier wäre es hilfreich, wenn Sie jemanden haben, der Sie beim Drücken unterstützt. Das ist nämlich ziemlich anstrengend, und nach zwei Minuten sind sie vermutlich sehr erschöpft. Aber der Reihe nach: Machen Sie den Brustkorb frei und legen Sie den Ballen der Hand auf die Mitte des Brustbeins und den anderen Ballen Ihrer Hand direkt drauf. Strecken Sie die Arme und gehen Sie senkrecht mit den Schultern über den Druckpunkt und drücken kräftig nach unten. Wichtig: Denken Sie an eine harte Unterlage, am Besten liegt der Betroffene auf dem Fußboden. Im Bett zu reanimieren ist eher schlecht, da die Matratze nachgibt.

Wie schnell soll reanimiert werden, wie oft pro Minute soll man drücken? Und wie tief?

Einwag: Die Frequenz sollte zwischen 100 und 120 pro Minute liegen. Dabei sollten Sie den Brustkorb etwa fünf bis sechs Zentimeter eindrücken. Und bitte keine Angst vor gebrochenen Rippen. Gebrochene Rippen sind das geringste Problem in diesem Moment. Hier geht es um Leben und Tod. Und ganz wichtig: Immer weiter machen, auch wenn die Kraft ausgeht. Nicht aufhören, bis der Notarzt da ist! Falls eine zweite Person anwesend ist, abwechseln.

In welchen Abständen muss Luft zugeführt werden? Besteht da ein Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen?

Einwag: Ja, es gibt Unterschiede. Und zwar ist es bei Kleinkindern und Säuglingen genau andersrum wie bei Erwachsenen. Kinder benötigen mehr Luft und weniger Stöße auf den Brustkorb – etwa im Verhältnis: zwei Mal drücken und 15 Mal beatmen. Bei Erwachsenen geht man von zwei Beatmungen nach 30 Mal Drücken aus. Bei Erwachsenen soll der Fokus aber auf dem Drücken und nur sekundär auf dem Beatmen liegen. Bei Scheu oder Ekel: Einfach nur Drücken! Alles ist in dem Moment besser, als nichts tun.


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