Damit sich der Bestand dieser gefährdeten Vogelart im Landkreis Pfaffenhofen weiter erhöhen kann, wird einiges getan.
(ty) Eine sehr seltene Vogelart beherbergt der Landkreis Pfaffenhofen mit der Heidelerche. Dieser Tage sind im hiesigen Hauptverbreitungsgebiet etliche Fachleute zusammengekommen, um sich über den Stand der Pflege-Maßnahmen zur Unterstützung dieser beachtenswerten Singvogelart zu informieren. Normalerweise bevorzugt die Heidelerche strukturreiche Heidelandschaften, im Kreis Pfaffenhofen kommt sie aber sogar in den intensiv bewirtschafteten Hopfengärten vor. Diese werden von der Heidelerche sozusagen als Ersatz-Lebensraum genutzt – was in Fachkreisen als eine erstaunliche Anpassung dieser Vogelart gewertet wird.
"Als positiv für den Bestand der Heidelerche haben sich extensive Bewirtschaftungs-Methoden wie ein spezielles Mahd-Regime von Wiesen, die Anlage von Acker-Brachen oder die Schaffung von lichten Waldrändern herausgestellt", erläutert Konstanze Zischka von der Firma H&S, die das Management für das "Bayern-Netz-Natur"-Projekt "Heidelerche im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen" verantwortet.
Im April vergangenen Jahres war eine Flächen-Anfrage an Eigentümer im Projekt-Gebiet versandt worden, woraufhin bislang rund zwölf Hektar weitere Areale im Sinne der Heidelerche gesichert werden konnten. "Hauptsächlich durch den Abschluss von Vereinbarungen nach dem bayerischen Vertrags-Naturschutz-Programm, aber auch durch Ankauf und freiwillige Pflege-Vereinbarungen", so Zischka. "Teilweise laufen die Abstimmungen noch. Wir hoffen also, dass noch weitere Flächen hinzukommen."
Es sei davon auszugehen, dass noch viel mehr Reviere existieren als bisher bekannt. Daher sind die Initiatoren des Projekts weiterhin auf der Suche nach Grundstücken, die sich als wichtige Lebensräume für die Heidelerche entwickeln lassen. "Jeder einzelne Landnutzer kann der Heidelerche helfen", betont Zischka. Zum finanziellen Ausgleich stellten die Europäische Union (EU), der Freistaat Bayern und der Landkreis Pfaffenhofen umfangreiche finanzielle Mittel im Rahmen der Agrar-Umwelt-Programme zur Verfügung.
"Zur dauerhaften Sicherung der Flächen und zur Umsetzung komplexer Maßnahmen für die Heidelerche ist der Landkreis auch interessiert an einer dauerhaften Anpacht oder einem Ankauf von Flächen", so Projekt-Managerin Zischka. Im Auftrag des Landkreises würden derzeit 32 Flächenkomplexe gepflegt. "Die meisten davon im Kerngebiet der Heidelerche um Eichelberg, Parleiten und Buchersried, wo auch die meisten Heidelerchen-Reviere nachgewiesen sind." Zum aktuellen Zeitpunkt seien mindestens 33 Brutpaare im Landkreis-Gebiet bekannt.
Ortstermin bei Geisenfeld-Parleiten.
Zum jüngsten Treffen der Heidelerchen-Fachleute nahe Parleiten, einem Ortsteil der Stadt Geisenfeld, erklärte Zischka: "Begutachtet haben wir bei dem Ortstermin die Durchführung einer so genannten Streifen-Mahd." Das bedeute, "dass Flächen im Sommer und Spätherbst auf alternierenden Abschnitten gemäht und Teilflächen mit höherer Vegetation belassen werden".
Die Teilflächen könnten sich nach der Sommer-Mahd vor der Vegetationsruhe wieder entwickeln und den im Februar eintreffenden Vögeln gute Versteck-Möglichkeiten und ausreichend Nahrung bieten. "Die Teilflächen, die im Oktober oder November gemäht werden, sind bei der Ankunft der Heidelerche lückig und ohne Aufwuchs und bieten ihr ideale Nistbedingungen."
Die Hopfengärten in der Hallertau erinnern die Heidelerche bei ihrer Ankunft im zeitigen Frühjahr wohl an lichte Heidewälder – die Hopfenstangen werden als Sitz- und Singwarten genutzt. Das Nest wird aber oftmals in angrenzenden, mageren Wiesen mit lückiger Vegetation angelegt.
Das "Bayern-Netz-Natur"-Projekt "Heidelerche im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen" Projekt wurde 2009/10 von der Regierung von Oberbayern, dem Landkreis Pfaffenhofen und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) ins Leben gerufen. Es befasst sich mit der Sicherung, Optimierung und Pflege bestehender Brut-Habitate sowie der Neuschaffung von geeigneten Brut-Gebieten und Vernetzungs-Strukturen für die Heidelerche.
Das überregional bedeutsame Vorkommen dieser seltenen, stark gefährdeten Vogelart im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen gehört zu den südlichst gelegenen bekannten Vorkommen der Art im Freistaat. Die Regierung von Oberbayern, die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt von Pfaffenhofen und der Landesbund für Vogelschutz arbeiten gemeinsam mit Landnutzern und Flächen-Eigentümern daran, dass die Heidelerche im Landkreis Pfaffenhofen und damit an einem der wenigen Stellen in ganz Bayern auch in weiterer Zukunft eine Heimat findet.
Das Vorkommen der Heidelerche in der Holledau war erst 1997 zufällig von Experten des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) entdeckt worden. Bis zu diesem Zeitpunkt war in der Region kein einziges Vorkommen bekannt. Weitere Infos zur Heidelerche, zum Projekt und zu einer möglichen Beteiligung gibt es auf www.holledauer-heidelerche.de. Auf dieser Seite kann man sich übrigens auch den Gesang dieser Vogelart anhören.
Zum Hintergrund:
Bestand der stark gefährdeten Heidelerche ist in der Holledau leicht gewachsen
Kreis Pfaffenhofen kauft oder pachtet Flächen für Heidelerchen-Projekte
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