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In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit ermuntert der Augsburger Bischof Bertram Meier alle Christen dazu, "Farbe zu bekennen".

(ty/pba) Bischof Bertram Meier hat in seinem Hirtenwort zur Fastenzeit alle Christinnen und Christen dazu ermuntert, "Farbe zu bekennen". Das Oberhaupt der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, erklärt: "Wer um Gottes und der Menschen willen für Freiheit, Gerechtigkeit und echte Lebens-Chancen für alle Menschen eintritt – unabhängig von Hautfarbe, sexueller Orientierung, Sprache, Herkunft, Kultur und Religion; wer Menschen mit Behinderung fördert und eingliedert, eckt in manchen Ländern und auch bei uns manchmal an. Doch das muss so sein." Christen könnten so zum Stein des Anstoßes werden, denn: "Mit dem Angebot des Evangeliums setzen wir eine echte Alternative – nicht nur für unser Land, sondern für Europa und die ganze Welt."

Der Bischof erinnert in seinem Hirtenwort an den von den Nationalsozialisten ermordeten Pastor Dietrich Bonhoeffer, der schon in einer seiner ersten Predigten gesagt hatte: "Christentum bedeutet Entscheidung" – anknüpfend an die in den Evangelien überlieferten Urszenen der Einzel-Berufung durch Jesus von Nazareth. Bischof Meier weiter: "Jede und jeder in dieser Gruppe damals konnte von sich sagen: Ich selbst wurde von Jesus Christus angeschaut, ich hörte seinen Ruf an mich! Persönlich bin ich davon überzeugt, dass dieses ursprüngliche Verständnis von Kirche auch das der nahen Zukunft sein wird, so revolutionär es für uns, die wir mehrheitlich noch in volkskirchlichen Strukturen aufgewachsen und beheimatet sind, auch klingen mag."

"Der Christ, die Christin der Zukunft", so führt Meier aus, "wird ein Mensch sein, der Gott nicht nur als existent, sondern als Person, als Du erfahren hat und aus dieser Erfahrung heraus sein Leben gestaltet; ein Leben vor und in der Gegenwart Gottes, ein Leben, das von Mündigkeit und Verantwortung geprägt ist, im buchstäblichen Sinn verstanden als zur Antwort für ein Gegenüber fähig sein. Die Gemeinschaft der solcherart Herausgerufenen wird – das zeichnet sich zahlenmäßig bereits deutlich ab – weder eine gesellschaftliche Mehrheit noch eine Führungs-Elite sein. Und auch wenn dies für die Christinnen und Christen von morgen Entmächtigung und letztlich Ohnmacht bedeutet, die Erfahrung einer persönlichen Gottesbeziehung ist es, die sie vielen von uns voraushaben werden."

Als Bausteine für ein entschiedenes Christsein schlägt Meier drei Bausteine vor: Beten, Wachen und Bekennen. "Das Gebet ist der Atem der Kirche. Könnte es sein, dass uns deshalb in unseren Projekten und Unternehmungen 'die Luft ausgeht', weil wir zu wenig oder zu oberflächlich beten? Als geistlichen Rat empfehle ich Ihnen: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit zum Beten! Es muss nicht lang sein, aber das Reden mit Gott gibt dem Tag Takt und Gelassenheit." Meier weist in dem aktuellen Hirtenwort auch auf die geistliche Lebensregel der Jerusalem-Gemeinschaften hin, in der es heißt: "Die Kirche hat uns gerufen, mahnende Wächter zu sein auf den Mauern der Stadt." Meier: "Wer auf den Mauern der Stadt steht, hat die Stadt nicht verlassen. Er befindet sich noch im Lebenskreis der Stadt."

Der Bischof schreibt weiter: "Christen flüchten nicht aus der Welt, auch wenn sie nicht von der Welt sind. Doch wir schauen über die Welt hinaus. So sind wir eine Art 'Diener der Unruhe'. Wer durch sein Leben in der Welt deutlich macht, dass diese Welt nicht der letzte Maßstab ist, gilt mitunter als Unruhestifter." Wachen und Beten mündeten, so der Augsburger Oberhirte, in die Verkündigung und das Bekenntnis. In dem Hirtenwort erinnert er an die Barmer Theologische Erklärung von 1934, "die sich mit der Versuchung auseinandersetzte, das Wort Gottes zu verfälschen. Gegen diese Verfälschung wehrte sich die Barmer Theologische Erklärung und bekannte Jesus Christus als das Eine Wort Gottes."

Solche Gedanken sind nach Dafürhalten von Bischof Meier aktueller denn je. "Treten wir als bekennende Christen ein für die Menschenwürde und die freiheitlich-demokratische Grundordnung, die unsere Gesellschaft trägt, und nennen wir beim Namen, wo Grenzen überschritten und die Würde des Menschen angegriffen wird. Dann gilt es, öffentlich das Evangelium auszupacken, sonst können wir einpacken." Das Hirtenwort des Bischofs wird im gesamten Bistum Augsburg am kommenden Sonntag in sämtlichen Gottesdiensten sowie am morgigen Samstag in den Vorabendmessen verlesen.

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