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Auch diese kritische Frage stellt der Augsburger Bischof Meier zu Ostern. Und betont: "Unsere Stimme ist gefragt als Anwälte für das Leben."

(ty/pba) Im Pontifikalamt am heutigen Ostersonntag hat der Augsburger Bischof Bertram Meier die Frage gestellt, ob die Kirche Jesus am richtigen Platz suche – konserviert im frommen Andenken oder als Quell des lebendigen Evangeliums. Bereits in der vorangegangenen Osternacht hatte der Oberhirte der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, betont, dass das heiligste Fest der Christenheit ein Scheidepunkt gewesen sei, der durch Jesu Auferstehung den Weg zu Hoffnung und Leben weise.

"Das ist der Tag, den Gott gemacht", nahm der Bischof in seiner Predigt heute Bezug auf ein populäres österliches Kirchenlied – denn im Gegensatz zu menschengemachten Feiertagen sei Ostern einer, den wir Gott zu verdanken hätten. Dabei sei es aber nie einfach gewesen, Ostern zu feiern: "Denn wirklich Ostern feiern kann nur der, der mit Gott und seiner Tat rechnet".

Schon der erste Ostermorgen habe diese Schwierigkeit gezeigt, erzählten die Evangelien doch wenig von Feierstimmung unter den Aposteln und stattdessen viel von ihrer anfänglichen Trauer über den Tod Jesu. In der Dunkelheit des Grabes, wo sie am ersten Ostermorgen zusammengekommen seien, hätten keine Unterschiede oder Vorgeschichten mehr gezählt, sondern nur noch die Gemeinsamkeit der Verzweiflung – und auch des gemeinsamen Unverständnisses, als sie das Grab leer vorfanden: "Kein großes Halleluja, sondern kleinlautes Fragen."

"Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?", habe der Engel die Frauen am Grab gefragt. Eine Frage, die für den Augsburger Bischof auch heute noch aktuell ist: "Wieviel in der Kirche ist Mumiendienst, pietätsvolle Pflege alter Formen, die längst gestorben sind? Wo sind wir auf dem Weg zum Grab, anstatt dass wir Zeugnis vom Lebendigen geben?" Dieses Zeugnis und dieser Einsatz für den Lebendigen und für das Leben sei Pflicht und Aufgabe eines jeden Christen.

Gerade in der heutigen Zeit sei das Leben indes in immer größerer Gefahr, unter Druck durch Menschen und Ideen, die das Leben menschlicher Herrschaft unterordnen würden, von der Manipulation menschlicher Gene noch vor der Schwangerschaft über die weltweit zunehmend schärfer geführte Abtreibungs-Debatte bis hin zum assistierten Suizid. "Es braucht auch heute Stimmen, die auf der Seite der Schwachen und Ungeschützten stehen", rief Bischof Meier dazu auf, die christliche Überzeugung, dass das Leben ein Geschenk Gottes sei, auch weiterhin zu vertreten und zu verteidigen: "Unsere Stimme ist gefragt als Anwälte für das Leben."

Bereits in der Osternacht am Karsamstag betonte der Bischof im trotz nächtlicher Dunkelheit von zahlreichen Kerzen hell erleuchteten Hohen Dom, dass es in der Kirche um mehr gehe als bloße Reform-Diskussionen: "Niemand bezweifelt die Notwendigkeit, die Steine so ins Rollen zu bringen, dass längst fällige und aufgestaute Reformen endlich auf den Weg kommen – auch in der Kirche." Doch das Christentum habe noch mehr anzubieten als die Steine der Reform – es sei der Stein von Ostern, der den Weg freigemacht habe für eine Veränderung der ganzen Welt.

Freilich seien es nicht "irgendwelche starken Männer" gewesen, die damals den Stein von Jesu Grab weggewälzt hätten, so der Bischof: "Gott selbst war es, der die Initiative ergriff" und damit eine von nur zwei Möglichkeiten habe Wirklichkeit werden lassen. Wäre der Stein am Platz geblieben, so wäre Jesus tot gewesen und für immer geblieben: Ein charismatischer Prediger und unbequemer Prophet, zum Schweigen gebracht durch die Mächtigen seiner Zeit. "Doch es kam anders" – der Stein war weggewälzt, das Grab leer, und der Engel sagt den Frauen, dass sie Jesus am falschen Platz suchten, genauso wie er bei Jesu Geburt den Hirten seine Ankunft verkündet hatte.

"Da kommt wirklich ein Stein ins Rollen: Frauen und Hirten verkünden das Evangelium. Was könnte das bedeuten über Weihnachten und Ostern hinaus, für unsere pastoralen Dienste in der Kirche, auch für die amtliche Verkündigung?", so die Frage von Bischof Meier in der Osternacht. Mit dem schweizerischen Theologen Karl Barth sei er sich sicher, dass die Osterbotschaft den Weg zur Hoffnung und zum Leben weise – wie vor rund zwei Jahrtausenden, so auch heute: "Das ist die Botschaft von Ostern."

Das Pontifikalamt am heutigen Ostersonntag wurde seitens des Kammerchors der Domsingknaben sowie von einem Bläser-Ensemble der Dommusik mit der "Missa Bell'amfitrit altera" von Orlando di Lasso sowie der Sequenz "Victimae paschali laudes" begleitet. In der Osternacht trug eine Schola der Domsingknaben deutsche Liturgie-Gesänge vor. Der nächtliche Gottesdienst war live im Fernsehen von augsburg.tv und allgäu.tv übertragen worden.


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