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Interessen-Gemeinschaft "Leben retten" präsentiert "bestürzende Analyse" und beklagt ständigen Kampf um Ausstattung sowie Finanzierung des Notarzt- und Rettungsdienstes. Auflösung des Vereins angedroht.

(ty) Eigentlich sei der im Jahre 2001 gegründete Verein "Leben retten" eine Erfolgs-Geschichte. Das hat der Vorsitzende, der Pfaffenhofener Altlandrat Rudi Engelhard (CSU), bei der jüngsten Jahresversammlung der Interessen-Gemeinschaft erklärt. "Hat man anfangs um einen dritten Rettungswagen gekämpft und sich schließlich durchgesetzt, sprechen wir heute über einen sechsten Standort im Kreis Pfaffenhofen." Geblieben sei allerdings der ständige Kampf um die Ausstattung und Finanzierung des Notarzt- und Rettungsdienstes im Landkreis, so Engelhard in einer aktuellen Presse-Mitteilung. "Notfall-Versorgung bleibt im Krisen-Modus", lautet die unmissverständliche Botschaft. Verwiesen wird auf eine "bestürzende Analyse" des Vereins. Engelhard droht: Er werde die Auflösung des Vereins beantragen, falls eine angemessene kommunale Unterstützung nicht mehr gegeben sei.

Von den fünf im Kreis Pfaffenhofen befindlichen Rettungswagen-Standorten aus erfolgten nach Angaben des Vereins im vergangenen Jahr insgesamt 14 632 Einsätze, davon 3575 mit Notarzt-Begleitung. "Davon deckt in Geisenfeld die Ilmtalklinik aktuell die Montage, Mittwoche und Donnerstage mit Ausnahme der Feiertage von 7 bis 18 Uhr ab", erklärt Engelhard. "Alle übrigen Dienste, das sind mindestens 122 Stunden je Woche, müssen mit finanzieller Unterstützung des Vereins 'Leben retten' mit nebenberuflichen Ärzten geleistet werden." Engelhard äußert Unverständnis über den Zustand der Notarzt-Versorgung im Landkreis.

Bei einer Bezahlung von rund 30 Euro je Stunde seien Notärzte kaum noch zu finden, erläutert Olaf Ruchnewitz. Er ist Notarzt-Einsatz-Organisator sowie stellvertretender Vorsitzender, des Vereins "Leben retten". Im Vorjahr seien deshalb an 87 Tagen nicht alle Dienste besetzt gewesen, berichtet der Mediziner. Die Vorstands-Riege von "Leben retten" hat nach eigenem Bekunden "aufgrund dieser bestürzenden Analyse" nun beschlossen, den jährlichen Betrag für die Notarzt-Versorgung von bisher 77 000 Euro auf 90 000 Euro anzuheben.

"Dies dient auch dazu, den leitenden Notärzten mehr Spielraum für die Anwerbung zu geben", sagt Engelhard. Da der Verein für den Notarzt-Standort in Pfaffenhofen inklusive der Ausbildungs-Kosten an die Ilmtalklinik rund 30 000 Euro bezahle, würden nahezu die gesamten 50 Cent je Einwohner, die der Landkreis und die Gemeinden dem Verein pro Jahr zur Verfügung stellten, für diesen Zweck eingesetzt.

Vor diesem Hintergrund habe die bereits im Pfaffenhofener Stadtrat beschlossene Kürzung der Förderung für den Verein diesen hart getroffen. Der "Leben retten"-Vorsitzende Engelhard habe den Betrag durch seine diversen, unentgeltlichen Arbeiten für die Stadt alljährlich mehr als gegenfinanziert. In einem persönlichen Brief an Kreisstadt-Bürgermeister Thomas Herker (SPD) ließ Engelhard nach Angaben des Vereins keinen Zweifel daran, dass er die Auflösung des Vereins beantragen werde, für den Fall, dass eine angemessene kommunale Unterstützung nicht mehr gegeben ist.

Führen weiterhin den Verein "Leben retten": Olaf Ruchnewitz (von links), Rudi Engelhard und Michael Hoyer. 

Im Rahmen der Versammlung stellte sich der neue Leiter der Ilmtalklinik-Notaufnahme, Ralf Zarth, vor. Er betonte, dass nach der jetzt eingeleiteten Krankenhaus-Reform durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon bald die Reform der Notfall-Versorung komme. Deshalb werde künftig an der Ilmtalklinik ein Team von 4,5 Notfall-Medizinern in zwei Schichten pro Tag rund um die Uhr tätig sein. Es werde so kommen, dass künftig noch höhere Anforderungen an einen qualifizierten Rettungsdienst gestellt würden, um vermeidbare Klinik-Einweisungen zu vermeiden.

Krankenhäuser die nicht eine Weiterversorgung von schwerer Kranken, wie etwa Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Patienten, garantieren könnten, würden dann aus der Versorgung ausscheiden. Der Verein "Leben retten" unterstützt deshalb laut eigener Mitteilung alle Aktivitäten, insbesondere die des Landkreises, hier die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. "Man darf sich nicht durch die zwar verständlichen, aber nicht zielführenden Initiativen zur Erhaltung des Krankenhauses Mainburg ablenken lassen", so Engelhard. 

Bei der Versammlung wurden einhellig beschlossen, heuer alle gespendeten Gelder für die Ausstattung der neuen Ilmtalklinik-Notfall-Aufnahme zu verwenden. "Wenn das notwendige Geld zusammen ist, wird man dort eine technische Reanimations-Hilfe beschaffen, mit der die Behandlung akuter Herzstillstände verbessert wird", kündigt Engelhard an. Der Verein "Familien in Not" sowie einzelne Spender hätten bereits Unterstützung zugesagt. "Weitere Spenden für die Restfinanzierung sind dringend erwünscht", appelliert Engelhard.

Auch eine Reihe von weiteren Anliegen äußerte Engelhard im Rahmen der Versammlung: Als erstes müsse eine Notfall-Versorgung 24/7, also rund um die Uhr, sichergestellt werden. Er habe selbst miterlebt, dass bei einem Schlaganfall die Rettungs-Sanitäter geschlagene 25 Minuten vor der Türe telefoniert und keine Klinik gefunden hätten, die den Patienten aufnehmen wollte. Es sei nach wie vor ein Risiko, nach 21 Uhr oder am Wochenende zu erkranken, da ab Freitagmittag die Behandlungs-Möglichkeiten wegen Abmeldungen massiv eingeschränkt seien.

Ein weiteres Problem sei der kassenärztliche Bereitschafts-Dienst. In Pfaffenhofen funktioniere die Notfall-Praxis noch. In vielen andern Bereichen sei dieser Dienst jedoch bereits aus Mangel an Ärzten eingeschränkt oder gar gestrichen worden. Aus eigener Erfahrung, so Engelhard, wisse er, dass die Rufnummer 116 117 des ärztlichen Bereitschafts-Dienstes oft nicht funktioniere. Er habe den Eindruck gewonnen, sagt Engelhard, dass man lediglich mit einem Computer verbunden sei. Stereotyp werde man nämlich darauf hingewiesen, im Notfall die Notruf-Nummer 112 von Feuerwehr und Rettungsdienst anzurufen. "Es wäre sicher sinnvoll, die Trennung beider System aufzuheben und zu einer einheitlichen Rufnummer 112 zusammenzuführen", findet er.

Um seine Aufgaben weiterhin erfüllen zu können und insbesondere die Notfall-Rettung im Kreis Pfaffenhofen zu unterstützen, bittet der Verein "Leben retten" um Spenden auf das Konto bei der Sparkasse Pfaffenhofen; die IBAN lautet: DE 13 7215 1650 0000 0868 68. "Jeder Cent wird für die Notfallrettung im Landkreis Pfaffenhofen eingesetzt", versichert Engelhard. Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde das bisherige Vorstands-Gremium einstimmig bestätigt: Vorsitzender bleibt demnach Rudi Engelhard, Vize ist weiterhin Olaf Ruchnewitz, Schatzmeister bleibt Michael Hoyer. Als Kassen-Prüfer fungieren weiterhin Hans Koziel und Walter Reisinger.


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