Christian Moser, Direkt-Kandidat der CSU für den Bundestag, über seinen internen Paukenschlag-Sieg gegen den amtierenden Abgeordneten Erich Irlstorfer, seinen Umgang mit der Situation und über die Themen, mit denen er punkten will.
(zel) Es ist ein bemerkenswerter Abend im vergangenen September gewesen: Christian Moser (35) aus Pfaffenhofen setzte sich im CSU-internen Wettstreit gegen den amtierenden Bundestags-Abgeordneten Erich Irlstorfer (54) aus dem Kreis Freising durch und wurde von den Delegierten klar zum Direkt-Kandidaten der Christsozialen für die anstehende Bundestagswahl gekürt. Damit wurde Irlstorfer von den Parteifreunden das Vertrauen entzogen, sie wollten ihm keine weitere Amtszeit als MdB ermöglichen – ein Paukenschlag! Seither steht Moser im Fokus, von ihm wird aus CSU-Sicht nicht weniger als ein deutlicher Sieg erwartet. Wie empfindet er selbst die Situation? Wie ist sein Draht zum abgewatschten Irlstorfer und in dessen Landkreis? Und mit welchen Themen möchte er in einem kurzen, aber intensiven Wahlkampf punkten? Wir sprachen mit ihm.
Noch kurz zum Hintergrund: Es geht hier um den Bundestags-Wahlkreis, der neben den gesamten Landkreisen Pfaffenhofen und Freising auch die Stadt Schrobenhausen sowie die Gemeinden Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen umfasst. Moser setzte sich als Herausforderer bei der Nominierungs-Versammlung in Schweitenkirchen mit 93:67 Stimmen gegen Irlstorfer durch.
76 der 160 Delegierten kamen aus dem Kreis Freising, 67 aus dem Kreis Pfaffenhofen und 17 aus den genannten Kommunen im Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Irlstorfer sitzt seit 2013 im Bundestag, verteidigte 2017 und 2021 das Direkt-Mandat. Im vorvergangenen Herbst hatte er einen erlittenen Herzinfarkt publik gemacht, aber auch erklärt: "Eine Periode Bundestag geht schon noch." Das sah die Mehrheit der Delegierten anders.
Herr Moser, mit einigem zeitlichen Abstand: Wie fühlt man sich als Wahlsieger gegen einen amtierenden Bundestags-Abgeordneten?
Christian Moser: So eine Auseinandersetzung ist natürlich nichts Alltägliches, aber eben doch gelebte Demokratie. Die Delegierten des Wahlkreises haben in einer geheimen Wahl eine autonome Entscheidung getroffen.
Sehen Sie sich jetzt unter Druck?
Moser: Seit diesem Tag ist für mich alles anders. Ich spüre die große Verantwortung, es ist aber auch die bisher größte Ehre meines Lebens, für die CSU als Direkt-Kandidat bei der Bundestagswahl anzutreten.
Wie hat man Sie in Irlstorfers Heimat-Landkreis Freising aufgenommen? Der Großteil der von dort entsandten Delegierten hat Sie ja bei der Aufstellungs-Versammlung wahrscheinlich nicht gewählt.
Moser: Uneingeschränkt positiv. Natürlich haben mir einige gesagt, dass sie mich nicht gewählt haben, auch weil sie den Mann aus ihrem eigenen Kreisverband unterstützen wollten – was ja auch völlig verständlich ist. Und trotzdem unterstützen mich gerade auch jene nun mit voller Kraft und ganzem Herzen. Das freut mich sehr. Ich habe zu allen Ortsverbänden und Mitgliedern ein gutes Verhältnis. Der Wahlkreis tritt geeint auf.
Gilt das auch für Irlstorfer selbst?
Moser: Er hat sich nach der Aufstellung sehr fein verhalten und Größe gezeigt, indem er zur Geschlossenheit und zur vollen Unterstützung meiner Person aufgerufen hat. Die gleichen Worte hat er vor einigen Wochen bei der CSU-Kreisvorstands-Sitzung in Freising wiederholt. Zwischen uns gibt es kein Problem.
Christian Moser (links) und Erich Irlstorfer bei der Aufstellungs-Versammlung im September.
Der Wahlkampf hat sich durch den Bruch der Ampel-Koalition und durch die nach der gescheiterten Vertrauensfrage vorzeitig anstehenden Neuwahlen um ein Vielfaches beschleunigt und vor allem zeitlich stark verkürzt. Sind Sie ausreichend vorbereitet?
Moser: Ja. Seit meiner Aufstellung habe ich mit Hochdruck an meiner Wahlkampagne gearbeitet. Außerdem lag das Ampel-Aus ja schon im Sommer in der Luft. Natürlich musste ich meinen Plan, der bis September ging, umschmeißen, aber ich würde sagen: Es läuft.
Nach aktuellen Umfragen stehen Ihre Chancen nicht schlecht, das Direkt-Mandat im Wahlkreis zu erringen. Was ist Ihr Wahlkampf-Schlager?
Moser: Anders als die anderen Abgeordneten und Kandidaten, die über die Liste einziehen, will ich den Wahlkreis gewinnen. Meine Verantwortung ist nicht irgendeine Partei-Zentrale, sondern die Menschen hier im Wahlkreis. Ich will deren Anwalt, Dienstleister und Vertreter in Berlin sein. Ich muss der sein, der ihre Interessen in Berlin einbringt, wenn es sonst niemand macht.
Und die wären?
Moser: Drängendstes Problem ist unsere wirtschaftliche Lage. Seit meiner Aufstellung als Bundestags-Kandidat führe ich viele Gespräche mit Betrieben in unserer Region. Ich erlebe Unsicherheit, Frust, teilweise Angst. Nicht nur die Rahmenbedingungen, zum Beispiel also die Abgaben-Last, die Bürokratie und die hohen Energiekosten, sondern auch die fehlende Planungs-Sicherheit macht den Unternehmen zu schaffen. Wir brauchen jetzt dringend schnelle Impulse für mehr Wachstum und eine Entfesselung der Wirtschaft. Die Energie-Preise müssen schnell runter.
Wen haben Sie da besonders im Blick?
Moser: Das alles betrifft nicht nur das Industrie-Unternehmen, sondern auch den Metzger im Dorf, für den es immer härter wird. Unsere Region braucht diese starken Betriebe. Es darf in unserer Region nicht zu einem politisch motivierten Strukturwandel durch Deindustrialisierung kommen. Außerdem müssen wir endlich bei den Baukosten runter, sonst implodiert uns der Wohnungsmarkt. Es gibt immer mehr Zuzug, gleichzeitig ist das Bauen viel zu teuer. Ein erster Schritt wäre eine Freistellung junger Familien von der Grunderwerbs-Steuer beim ersten Eigenheim.
Was treibt sie außer Wirtschaft und Bauen um?
Moser: Eine Sache, die mich wahnsinnig wütend macht, ist, wie wir mit dem Thema Hochwasser im Bund umgehen. Der Bundeskanzler stand in Reichertshofen und hat für alle hörbar Hilfen des Bundes für unsere Hochwasser-Geschädigten versprochen. Gekommen ist nichts. Dann braucht man sich über immer mehr Politik-Verdrossenheit nicht zu wundern.
Gehts hier vor allem um Geld?
Moser: Nein, das Geld ist nicht das einzige Problem. Wir brauchen für Hochwasserschutz-Maßnahmem ein anderes Planungsrecht. 20 Jahre für ein Plan-Feststellungs-Verfahren sind inakzeptabel. Ein Wiesenbrüter darf den Schutz vor Hochwasser für eine ganze Stadt nicht verhindern. Wir brauchen hier Ausnahme-Vorschriften vom Naturschutz. Außerdem muss endlich eine Elementarschaden-Pflichtversicherung kommen, so wie es alle Bundesländer wiederholt gefordert haben.
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