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Der 34-jährige Herausforderer aus dem Kreis Pfaffenhofen setzte sich bei Nominierungs-Versammlung gegen den amtierenden Abgeordneten (54) aus dem Landkreis Freising durch. Ein sehr bemerkenswerter Vorgang – mit Vorgeschichte.

Von Tobias Zell

Die CSU-Delegierten haben entschieden: Christian Moser (34) aus Pfaffenhofen tritt für die Christsozialen als hiesiger Direkt-Kandidat bei der im nächsten Jahr stattfindenden Bundestagswahl an. Er setzte sich an diesem Freitagabend als Herausforderer bei der Nominierungs-Versammlung in Schweitenkirchen im partei-internen Wettstreit klar gegen den Bundestags-Abgeordneten Erich Irlstorfer (54) aus dem Kreis Freising durch. Ein bemerkenswerter Vorgang! Es geht hier um den Bundestags-Wahlkreis 214, der neben den gesamten Landkreisen Pfaffenhofen und Freising auch die Stadt Schrobenhausen sowie die Gemeinden Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen umfasst. Blicken wir auf den Abstimmungs-Abend und die Hintergründe.

Diese Wahl war von vielen mit Spannung erwartet worden. Schließlich kommt es recht selten vor, dass ein amtierender Bundestags-Abgeordneter, der wieder antreten will, sich innerhalb der Partei mit einem Konkurrenten konfrontiert sieht, der ihm die Kandidatur und damit letztlich auch den MdB-Posten streitig machen möchte. Irlstorfer sitzt immerhin seit 2013 im deutschen Parlament ist mit 54 Jahren im besten Politiker-Alter, verteidigte 2017 und 2021 das Direkt-Mandat. Im vergangenen Herbst hatte er einen Herzinfarkt publik gemacht, aber auch erklärt: "Eine Periode Bundestag geht schon noch."

93:67 Stimmen

Das sah die deutliche Mehrheit der Delegierten an diesem Freitag im "V-Heim" in Schweitenkirchen letztlich anders. Über die Gründe für diese interne Abwahl kann und wird trefflich diskutiert wie spekuliert werden. Die Abstimmung erfolgte schriftlich und geheim. Angesichts des Ausgangs darf man aber schon sagen, dass Irlstorfer das Vertrauen entzogen wurde. Alle der 160 Stimmberechtigten gaben einen gültigen Stimmzettel ab: 76 aus dem Kreis Freising, 67 aus dem Kreis Pfaffenhofen und 17 aus den genannten Kommunen im Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Für Moser votierten 93 Delegierte; bei Irlstorfer machten 67 ihr Kreuzchen.

Irlstorfer bei seiner Bewerbungs-Rede.

Von einem Amtsbonus für MdB Irlstorfer kann also keine Rede sein. Rechnerisch konnte er bei 67 Stimmen ja nicht einmal die 76 Delegierten aus seinem Heimat-Landkreis Freising von sich überzeugen. Vor der Abstimmung waren er und Moser einzeln auf die Bühne getreten, um am Rednerpult für sich zu werben. Diese Gelegenheit nutzten beide nach Kräften, wobei Moser – mutmaßlich unter anderem wegen des breiteren Themen-Spektrums – mehr Applaus erhielt. Nach der Stimmen-Auszählung wurde verkündet, was wahrlich nicht selbstverständlich ist, sondern – ganz im Gegenteil – außergewöhnlich.

Fairer Verlierer

Dem amtierenden Bundestags-Abgeordneten wurde aus den eigenen Reihen heraus versagt, sich noch einmal um das Direkt-Mandat bewerben zu dürfen. Der 54-Jährige zeigte sich trotz dieser bemerkenswerten Niederlage als fairer Verlierer und gratulierte Moser umgehend. Zugleich musste er einräumen, dass seine Zeit als Abgeordneter damit in rund einem Jahr endet. Er forderte sinngemäß alle anwesenden Parteifreunde dazu auf, bei Terminen und Veranstaltungen ab sofort Moser zu berücksichtigen. Keine leichte Situation für Irlstorfer, doch er meisterte sie anständig und professionell. Während Moser dann reihenweise Glückwünsche entgegennehmen durfte, gab es für Irlstorfer nichts zu feiern. 

Unumstritten ist er in seiner Partei längst nicht mehr. Die kritischen Stimmen aus den eigenen Reihen waren gerade im Kreis Pfaffenhofen immer mehr, immer deutlicher und immer lauter geworden. Hatte es vor einigen Jahren noch "Unser Erich" geheißen, nahm die Unzufriedenheit mit "dem Irlstorfer" und seiner Arbeit offenbar stetig zu. Hinter vorgehaltener Hand wurden dafür verschiedene Gründe genannt. Die Rede war unter anderem von ausbaufähiger Präsenz, von geringer Themen-Breite, von mangelhafter Kommunikation intern wie nach außen, von überzogener Kritik ausgerechnet an ehrenamtlichen Partei-Mitgliedern an der Basis. Ungeachtet dessen: Dass sich die CSU im Bundestag neuerdings in der Oppositionsrolle findet, macht für sie eh alles noch schlimmer.

Unzufriedenheit mit Irlstorfer

Jedenfalls war eine handfeste Konsequenz heuer im März verkündet worden: Nach Dafürhalten der führenden CSU-Köpfe aus dem Kreis Pfaffenhofen sollte bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr Irlstorfer als Direkt-Kandidat antreten. Und die Entscheidung der hiesigen Partei-Strategen, ihn zumindest nicht einfach so ein weiteres Mal aufs Schild zu heben, sondern ihm – ganz im Gegenteil – einen internen Kontrahenten vor die Nase zu setzen, war schon deutlich mehr als nur der dezente Hinweis auf eine gewisse Unzufriedenheit mit seinem jüngsten Wirken. Es war vielmehr die Ansage: Wenn es nach uns geht, dann war's das für dich als Bundestags-Abgeordneter!

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Moser (links) und Irlstorfer war erwartet worden, am Ende fiel das Ergebnis deutlich aus.

Am 21. März war proklamiert worden: Der erweiterte Pfaffenhofener CSU-Kreisvorstand habe einen einhelligen Empfehlungs-Beschluss gefasst, wonach Christian Moser aus dem Pfaffenhofener Ortsteil Uttenhofen ins Rennen geschickt werden soll. Mit seiner Nominierung "wollen wir als CSU personell einen neuen Weg einschlagen und ein Angebot für eine breitere thematische Aufstellung im Bundeswahlkreis machen", hatte Karl Straub damals erläutert – und damit einen Kritikpunkt benannt. Und Straub ist nicht irgendwer. Er ist Chef der Christsozialen im Kreis Pfaffenhofen, seit 2013 Mitglied des Landtags und seit vergangenem November zudem Integrations-Beauftragter der bayerischen Staatsregierung.

Etliche Politik-Felder

Gerade in diesen Zeiten, so hatte Straub weiter ausgeführt, spielten Politik-Felder wie Wirtschaft, Arbeit, Steuern, Mittelstand, Landwirtschaft, Energie und Wohnraum in der Bundespolitik eine überragende Rolle. Der Pfaffenhofener CSU-Kreisverband wolle diese Themen bei der nächsten Bundestagswahl auch im hiesigen Wahlkreis wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Denn nur mit einem schlagkräftigen politischen Angebot könne man auch hier erfolgreich für einen Politik-Wechsel in Berlin kämpfen. Das war eine weitere Spitze gegen Irlstorfer.

"Unser Ziel als CSU ist es, dass wir bei der Bundestagswahl 2025 die Ampel-Regierung ablösen", hatte Straub im März weiter erklärt. Hierzu gehöre natürlich ein starkes Ergebnis im hiesigen Wahlkreis. Offensichtlich vertraten Straub & Co. also schon im Frühjahr die Ansicht, dass Irlstorfer dafür eben nicht der am meisten geeignete Kandidat ist: "Wir sind überzeugt, dass Christian Moser hierfür die beste Wahl ist." Moser habe in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er über großen fachlichen und politischen Sachverstand verfüge, bodenständig, verlässlich und fleißig sei, aber auch viel Empathie für die Menschen mitbringe.

Wer ist Moser?

Jetzt wurde er zum Direkt-Kandidaten der Christsozialen gekürt. Christian Moser ist seit 2009 Mitglied dieser Partei. Er sitzt aktuell für die Christsozialen im Stadtrat von Pfaffenhofen und ist in dem Gremium auch Chef seiner Fraktion. Außerdem ist er Mitglied im Kreistag von Pfaffenhofen, dort einer der stellvertretenden Fraktions-Sprecher. Moser war zuvor von 2017 bis 2022 der CSU-Ortsvorsitzende von Pfaffenhofen, von 2012 bis 2018 hatte er den Kreisvorsitz der "Jungen Union" (JU) inne. Seit dem Jahr 2021 fungiert Moser auch als stellvertretender Vorsitzender der Landkreis-CSU. 

Moser bei seiner Bewerbungs-Rede.

Moser ist verheiratet und Vater einer Tochter. Beruflich war er nach seiner juristischen Ausbildung unter anderem als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei tätig, bevor er in den bayerischen Staatsdienst gewechselt ist. Seit Mai vergangenen Jahres arbeitet er als Regierungsrat in der bayerischen Staatskanzlei. Die wird übrigens geleitet von Staatsminister Florian Herrmann. Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang: Herrmann ist auch Vorsitzender der CSU in Irlstorfers Heimat-Landkreis Freising.

Auswärts-Stimmen gefragt

Während Florian Herrmann am Freitagabend bei der Delegierten-Versammlung offiziell den amtierenden Abgeordneten Irlstorfer als neuerlichen Direkt-Kandidaten der CSU im hiesigen Wahlkreis vorschlug, wurde Moser als Herausforderer von Karl Straub vorgeschlagen. Die Entscheidung lag am Ende bei den 160 Delegierten. Klar war dabei bezüglich der Konstellation schon im Vorfeld: Weder für Irlstorfer noch für Moser würde es rechnerisch ausreichen, nur sämtliche Delegierten-Stimmen aus ihrem Heimat-Landkreis zu bekommen.

Christian Moser (von links), Erich Irlstorfer, Karl Straub und Florian Herrmann.

Zum Hintergrund:

Pfaffenhofener Kreis-CSU wendet sich gegen Bundestags-Abgeordneten Irlstorfer

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