Die ausgemusterte Beute aus Wolnzach dient nun als Spielgerät für Kinder in Baar-Ebenhausen. In Theißing lenkten die Beklauten ein und lösten ihren Stamm doch noch aus.
(ty) Mit ihren jüngsten Klau-Aktionen hatten die "Donaumooser Maibaum-Diebe" um ihren Chef Manfred Pelzer aus Karlshuld – wie berichtet – für ordentlich Aufsehen gesorgt. Der größte Coup war ihnen in Pfaffenhofen an der Ilm gelungen, wo sie den städtischen Maibaum in einem nächtlichen Manöver vom Gelände der Stadtwerke entwendeten und sich am Ende eine zünftige Auslöse sicherten. Zugeschlagen haben Pelzer & Co. aber auch in Wolnzach sowie in Großmehring-Theißing. Zwar erwischten sie, wie sich herausstellen sollte, in Wolnzach einen ausgemusterten Stamm. Und in Theißing bestritten die Beklauten zunächst, dass es sich bei dem erbeuteten Stamm um einen Maibaum handelt – der Fall drohte vor Gericht zu landen. Doch mittlerweile gibt es handfeste und positive Neuigkeiten, die auch eine Kita in Baar-Ebenhausen betreffen.
Am Bauhof in Wolnzach – das berichteten uns die Protagonisten – habe man zunächst das Tor aushebeln müssen, um die gut 23 Meter lange, jedoch ungeschälte Fichte zu ergattern und wegzuschaffen. Ein weiterer Langfinger-Einsatz schien damit vollends gelungen. Allerdings habe sich, so erklärte Pelzer, bald herausgestellt, dass die Donaumooser hier einen ausgemusterten Stamm erwischt hatten, der als Maibaum für die Kommune nicht mehr infrage gekommen sei. Sozusagen mit einem "Gentlemen's Agreement" habe man sich angesichts dessen darauf verständigt, dass die Donaumooser die Beute zur Weiterverwertung behalten dürften, während sich die Wolnzacher damit die Auslöse sparten.
Und so ging es dann weiter: Über persönliche Verbindungen aus den Reihen der Donaumooser Maibaum-Diebe kam laut Pelzer der Kontakt zur Kindertagesstätte "St. Martin" in Baar-Ebenhausen zustande. Die Gruppen waren nach der Hochwasser-Katastrophe im vergangenen Jahr vorerst in ein benachbartes Bauernhaus mit vergleichsweise wenig Spielmöglichkeiten umquartiert worden. In dem dortigen Garten habe der in Wolnzach stibitze Stamm mittlerweile – zur Freude der Buben und Mädchen – eine neue Verwendung als Balancier-Baum gefunden, heißt es aus der katholischen Betreuungs-Einrichtung. "Das ist eine sinnvolle Verwertung für den Stamm", bekräftigt Pelzer, "dafür haben wir ihn gerne gespendet." Die nachfolgenden Bilder zeigen die "Anlieferung" dieses ungewöhnlichen Spielgeräts.
Handfesten Ärger drohte den Donaumooser Maibaum-Dieben dagegen ein Stamm zu bereiten, welcher in der zu Großmehring gehörenden Theißinger Flur neben einem Stadel auf Paletten gelagert gewesen war. Von der im Maibaum-Beurteilen und Maibaum-Ausspähen seit vielen Jahren erfahrenen Bande um Pelzer war dieser als potenzielles Traditions-Stangerl identifiziert worden. Darauf habe ihrer Expertise nach unter anderem hingedeutet, dass der Stamm bereits geschält gewesen sei. Über Nacht rückten die Donaumooser nach eigenem Bekunden schließlich auch hier an, verluden die Beute und schafften sie in ihr Lager. Womit sie nicht gerechnet hatten, war die Reaktion aus Theißing.
"Jemand hat uns angerufen und förmlich ins Telefon geschrien, dass das kein Maibaum ist, sondern der Baum für Bauholz verwendet werden soll", hatte Pelzer gegenüber unserer Zeitung berichtet. Der Stamm brauche auch gar nicht zurückgebracht werden, habe man die Donaumooser empört wissen lassen – sie bekämen vielmehr eine Rechnung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Forderung ging laut Pelzer tatsächlich ein und belief sich auf satte 900 Euro – fällig zum einen für das Holz selbst und zum anderen für den angeblichen Arbeitsaufwand. "Wir warten jetzt ab, was weiter passiert", hielt Pelzer dagegen. Die Donaumooser blieben gelassen – wohl wissend, dass diese Angelegenheit schlimmstenfalls gerichtsmassig werden könnte.
Doch mittlerweile gibt es auch in diesem Fall versöhnliche Neuigkeiten. Dem Vernehmen nach wollte man es am Ende in Theißing dann doch nicht weiter eskalieren lassen. Offenbar rückten brauchtums-orientierte Leute die Dinge wieder zurecht und räumten dem Traditions-Gedanken den Vorrang ein. Wie Pelzer jedenfalls berichtet, wurde zum einen schließlich zugegeben, dass es sich bei dem geklauten Stamm tatsächlich um den Theißinger Maibaum handelt. Und zum anderen habe es eine ordentliche Ablöse gegeben. "Das war für uns natürlich eine unerwartet positive Nachricht", sagt der oberste Maibaum-Dieb aus dem Donaumoos.
Fette Beute: Dieses Foto zeigt nach Angaben der Donaumooser Maibaum-Diebe die drei aus Pfaffenhofen, Wolnzach und Theißing erbeuteten Stämme.
Zum Hintergrund:
Unfassbar! Pfaffenhofener Maibaum binnen einer Woche zum zweiten Mal geklaut
Donaumooser Diebe geben PAF-Maibaum zurück – und schildern zwei weitere Taten
Eine Schmach für die Stadt Pfaffenhofen: Donaumooser Maibaum-Diebe schlugen zu