In Pfaffenhofen gab es heute nach harten Verhandlungen ein kleines Auslöse-Fest. In Wolnzach verbuchten die Langfinger einen Teilerfolg, im Fall Theißing droht ihnen jedoch ein Gerichtsverfahren. Hier die Details.
(ty) Nach der erlittenen Schmach hat Pfaffenhofen seinen Maibaum wieder. Wie von unserer Zeitung berichtet, hatten die berüchtigten "Donaumooser Maibaum-Diebe" kürzlich eiskalt zugeschlagen und den stattlichen Stamm in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem umzäunten Gelände der Stadtwerke geklaut. Nach nicht ganz einfachen Verhandlungen erfolgte am heutigen Sonntag die Auslösung – und damit nahm der Fall für beide Seiten ein versöhnliches Ende. Jeweils anders sieht es nach zwei weiteren aktuellen Maibaum-Diebstählen aus, die von den Donaumoosern in Wolnzach und bei Großmehring begangen worden sind. In einem Fall droht ihnen offenbar sogar ein Gerichtsverfahren. Aber der Reihe nach.
Nachdem den Donaumooser Maibaum-Dieben um ihren Boss Manfred Pelzer aus Karlshuld der große Coup in Pfaffenhofen gelungen war (hier ein ausführlicher Bericht), galt es gemäß bayerischer Gepflogenheiten, die Konditionen für die Rückgabe des Stamms auszukarteln. Doch die Verhandlungen gestalteten sich hart beziehungsweise anspruchsvoll, heißt es von den Stadtwerken und deren Chef Thomas Wiringer. Denn das Kommunal-Unternehmen habe seinen Auftrag, "bei der Arbeit in und für die Stadt Pfaffenhofen so nachhaltig und klimabewusst wie möglich zu agieren, ernst genommen".
Offenbar dermaßen ernst, dass zum Erstaunen bis Entsetzen mancher Beteiligter sogar ein Bruch bayerischer Tradition zu befürchten stand. In "ersten diplomatischen Verhandlungen", so heißt es aus dem Kommunal-Unternehmen, habe Wiringer den Maibaum-Dieben folgende "klimafreundliche Auslöse" angeboten: "100 Liter frisch gepressten Apfelsaft aus Äpfeln von Pfaffenhofener Streuobstwiesen sowie Soja-Würstchen und Tofu-Burger." Das sei "ganz im Sinne des Engagements für eine klimaneutrale Stadt", wie in einer aktuellen Presse-Mitteilung der Stadtwerke versichert wird.
Erinnerungs-Gruppenfoto heute in Pfaffenhofen.
Zumindest nach Dafürhalten der Stadtwerke war das "ein kreativer Vorschlag, der das Nachhaltigkeits-Bewusstsein unter Beweis stellte". Allerdings muss das Kommunal-Unternehmen einräumen, dass diese Idee bei den Dieben "nicht auf große Gegenliebe stieß". Fazit der Stadtwerke: "Letztlich siegte die Tradition." Und so konnte die Rückgabe des Maibaums am heutigen Sonntag mit Weißwürsten und Bier begangen werden. Wer wollte, bekam indes vegane Würste und Apfelsaft. Aus Sicht der Stadtwerke war die "Lösegeld-Zahlung" unterm Strich ein "bayerischer Kompromiss".
"Bei allem Verständnis für die nachhaltige Ausrichtung des Stadtwerks sind wir am Ende doch froh, dass bei der Auslöse neben den Veganern auch die Weißwurst-Liebhaber auf ihre Kosten gekommen sind", befand Manfred Pelzer als Frontmann der Donaumooser Maibaum-Diebe. Da die heutige Feier so gut gelungen sei, könne die Kreisstadt nunmehr sicher sein, zehn Jahre lang nicht mehr zum Opfer seiner Bande zu werden. Schmecken ließ sich die Brotzeit neben Pelzer & Co. sowie Mitarbeitern der Stadtwerke auch Thomas Röder. Letzterer sitzt für die CSU im Stadtrat und ist Mitglied des Verwaltungsrat des Kommunal-Unternehmens.
"Auch als Stadtrat und als Verwaltungsrat der Stadtwerke nehmen ich mir die Freiheit, herzlich über die gelungene und traditionelle Aktion zu lachen", hatte Röder auf "Facebook" den Artikel unserer Zeitung über den Aufsehen erregenden Maibaum-Klau von Pfaffenhofen kommentiert. Zugleich regte er in diesem Post an: "Lasst uns das zum Anlass nehmen, eine würdige Auslöse zu verhandeln. Vielleicht mit einer öffentlichen Feier auf dem Gelände – als Ehrengäste (werden natürlich freigehalten) würde ich die 'Diebesbande' als Karlshuld willkommen heißen."
Für seinen Vorschlag erhielt der pensionierte Polizist viele "Daumen hoch"-Reaktionen. Etliche Bilder von den heutigen Feierlichkeiten finden Sie am Ende dieses Beitrags. Diese Aufnahmen zeigen auch, wie der Stamm von den Donaumooser Maibaum-Dieben zurückgebracht sowie dann sicher in den Hallen der Stadtwerke verstaut wurde – möge er bloß nicht erneut solch pfiffigen Langfingern in die Hände fallen.
Tofu-Würstchen und Apfelsaft als Maibaum-Auslöse? Von links: Thomas Röder (Stadtwerke-Verwaltungsrat), Thomas Wiringer (Stadtwerke-Chef), Manfred Pelzer (Donaumooser Maibaum-Diebe) und David Hilgemeir (Donaumooser Maibaum-Diebe).
Nach eigenem Bekunden haben die Donaumooser Maibaum-Diebe seit ihrer Aktion in Pfaffenhofen noch zwei weitere Male zugeschlagen. In den frühen Morgenstunden sei es dieser Tage in Wolnzach passiert: Am dortigen Bauhof – das berichteten uns heute die Protagonisten – habe man zunächst das Tor aushebeln müssen, um die gut 23 Meter lange, jedoch ungeschälte Fichte zu ergattern und wegzuschaffen. Eine weiterer Langfinger-Einsatz war damit erst einmal gelungen.
Jedoch habe sich, so erklären Pelzer & Co., mittlerweile herausgestellt, dass die Donaumooser einen ausgemusterten Stamm erwischt hatten, der als Maibaum für die Kommune nicht mehr infrage gekommen sei. Sozusagen mit einem "Gentlemen's Agreement" habe man sich angesichts dessen darauf verständigt, dass die Donaumooser die Beute zur Weiterverwertung behalten könnten, während sich die Wolnzacher damit die Auslöse sparten.
Dieses kürzlich gefertigte Foto zeigt nach Angaben der Donaumooser Maibaum-Diebe die drei aus Pfaffenhofen, Wolnzach und Theißing erbeuteten Stämme.
Handfesten Ärger bereitet den Donaumooser Maibaum-Dieben dagegen offenbar ein Stamm, der in der zu Großmehring gehörenden Theißinger Flur neben einem Stadel auf Paletten gelagert gewesen sei. Von der im Maibaum-Beurteilen und Maibaum-Ausspähen seit vielen Jahren erfahrenen Bande war dieser als potenzielles Traditions-Stangerl identifiziert worden. Darauf habe unter anderem hingedeutet, dass der Stamm bereits geschält gewesen sei. Nach eigenen Angaben schlugen die Donaumooser hier unlängst kurz nach Mitternacht zu, verluden die Beute und schafften sie in ihr Lager.
Womit die Donaumooser nicht gerechnet hatten, war die Reaktion: "Jemand hat uns angerufen und förmlich ins Telefon geschrien, dass das kein Maibaum ist, sondern der Baum für Bauholz verwendet werden soll", berichtet Pelzer gegenüber unserer Zeitung. Der Baum brauche auch gar nicht mehr zurückgebracht werden, habe man die Donaumooser ferner weiter wissen lassen – sie bekämen vielmehr eine Rechnung. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Denn die Rechnung ist nach den Worten von Pelzer mittlerweile tatsächlich da und sie beläuft sich auf satte 900 Euro. Fällig sei diese Summe einerseits für das Holz selbst sowie andererseits für den angeblichen Arbeitsaufwand. "Wir warten jetzt ab, was weiter passiert", sagte Pelzer am heutigen Sonntag. Eskaliert ausgerechnet der Fall Theißing? Die Donaumooser bleiben gelassen – wenngleich diese Angelegenheit möglicherweise vor Gericht landet.
Impressionen von der heutigen Maibaum-Auslöse-Aktion in Pfaffenhofen:
Zum Hintergrund:
Eine Schmach für die Stadt Pfaffenhofen: Donaumooser Maibaum-Diebe schlugen zu