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Ferienbetreuung für Kinder: Die SPD-Fraktion im Kreistag ist "äußerst unzufrieden" mit dem Programm und der Organisation. Sie übt deshalb nicht nur harsche Kritik, sondern möchte von Landrat Martin Wolf (CSU) erklärt haben, wie er und sein Haus Abhilfe schaffen wollen

Audio-Podcast: Die Entgegnung von Landrat Wolf auf die Anfragen und Kritik in Sachen Ferienbetreuung und Schulpolitik 

(zel) Im Rahmen des Bündnisses für Familie (BfF) will man im Landkreis Pfaffenhofen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Deshalb sollen auch Angebote und Projekte zur Betreuung von Kindern während der Ferien gemacht werden. Das klingt gut, aber die SPD-Fraktion im Kreistag ist „äußerst unzufrieden“ mit dem, was bisher zustande gebracht wurde. „Das ist wie Wollen und nicht Können, da muss noch einiges passieren“, schimpft Fraktionsvize Markus Käser im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist so noch kein Angebot, das den Eltern auch was bringt.“ Das Ziel sei längst nicht erreicht. Die SPD hat deshalb jetzt eine schriftliche Anfrage an Landrat Martin Wolf (CSU) gestellt. Darin wird zum einen deutliche Kritik geübt und zugleich wird der Kreischef aufgefordert darzulegen, wie er und sein Haus hier Abhilfe schaffen wollen.

„Schulpflichtige Kinder haben etwa doppelt so lang Ferien wie ihre Eltern Urlaub“, betont die SPD in dem Schreiben an Wolf, das unserer Redaktion vorliegt. Für viele, vor allem für Alleinerziehende, seien die Schulferien eine Zeit organisatorischer Höchstleistungen. Besonders die sechswöchigen Sommerferien zu überbrücken, stelle berufstätige Eltern vor hohe Hürden, denn nur wenige Arbeitgeber böten eine Ferienbetreuung für die Kinder ihrer Mitarbeiter an. Dies gelte insbesondere für berufstätige Eltern von Schulkindern bis zur fünften Klasse, die nicht im Hort oder anderweitig privat untergebracht seien.

„Sie, Landrat Wolf,  haben sich nach dem Leitgedanken ,Familienaktiver Landkreis’ die Verbesserung von Vereinbarkeit Familie und Beruf auf die Fahne geschrieben“, nimmt die SPD den Kreischef in die Pflicht. Unter dem Dach des lokalen Bündnisses für Familie sollten Angebote und Projekte entwickelt werden. Eine BfF-Arbeitsgruppe habe sich dem Thema ehrenamtlich angenommen. Das Ergebnis sei ein Flyer mit einem Überblick der Angebote der Kommunen im Kreis. Doch mit dem sind die Sozialdemokraten ebenso unzufrieden wie mit der Organisation an sich.

Landrat Martin Wolf (CSU) musste sich gestern von der SPD einiges anhören.

Denn leider seien auf dem Infoblatt auch Angebote gelistet, die nur einem bestimmten Teilnehmerkreis zugänglich seien, „zum Beispiel Horte und Angebote der Mittagsbetreuung“. Und selbst Angebote, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits ausgebucht waren oder deren Anmeldefristen verstrichen war, mussten nach dem Willen von Wolf mit aufgenommen werden – das wirft ihm jedenfalls die SPD vor. „Hinzu kommt, dass einige Einrichtungen selbst nicht über die Veröffentlichung informiert waren, was zu Irritation bei Anbietern und Eltern geführt hat.“

Nach Angaben der Bundesregierung gelte, so führt die SPD-Fraktion in dem Schreiben weiter aus, für eine qualitativ hochwertige Ferienbetreuung beispielsweise ein mindestens sechsstündiges Angebot, welches an fünf zusammenhängenden Werktagen buchbar ist. Für die Kinder müssten Getränke und ein kostenloses Mittagessen zur Verfügung stehen und die Betreuung müsse durch pädagogisch qualifizierte Fachkräfte erfolgen. Außerdem seien die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten, ausreichender Betreuerschlüssel, Zusammenstellung altersgerechter und genügend großer Gruppen und arbeitnehmerfreundliche Betreuungszeiten zu gewährleisten.

„Nur wenige Anbieter im Landkreis erfüllen diese Kriterien“, moniert  die SPD an die Adresse von Wolf. Und: „Nach Ihrer Aussage im BfF-Lenkungsausschuss sahen Sie sich als Landrat außerstande, die Einhaltung der genannten Mindeststandards zu überprüfen.“ Nach Auskunft der Arbeitsgruppe sei zudem die organisatorische und inhaltliche Unterstützung seitens des Bündniskoordinators im Landratsamt „nicht optimal“, wie die Sozialdemokraten in Erfahrung gebracht haben wollen.

Beispielsweise sei der Wunsch, das Projekt rechtzeitig im Dezember in der Bürgermeisterdienstbesprechung vorzustellen, abgelehnt worden – mit dem Verweis, dass dies politisch nicht möglich sei. Auch der Bitte um Vorstellung des Projekts durch den Koordinator selbst sei nicht nachgekommen worden. „Dies wurde dann im April zwar nachgeholt, eine echte Einbeziehung oder Verbesserungen durch die Bürgermeister waren allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich“, moniert die SPD. Außerdem prangern die Sozialdemokraten an, dass zwei Pressemitteilungen – mit Verweis auf die Verantwortung des Landrats – nicht bearbeitet und weitergegeben worden seien. „Diese beiden Pressemitteilungen sind meines Wissens nie veröffentlicht worden“, sagt Käser auf Anfrage.

All diese genannten vorbereitenden Schritte hätten – so wirft die SPD dem Landrat vor – bereits vor Weihnachten erfolgen sollen, „damit die Eltern im Landkreis erfahren, dass es noch Betreuungsmöglichkeiten geben wird, und entsprechend planen können“. Die Realität sah laut SPD anders aus: Man habe Zuschriften von Eltern bekommen, in denen darauf hingewiesen worden sei, „dass in einigen Gemeinden viel zu spät über ein mögliches Angebot informiert wurde und/oder auch keine Bedarfsumfrage gemacht wurde“.

Die SPD-Fraktion kommt abschließend zu dem Fazit: „Im Ergebnis ein erster zarter Schritt in die richtige Richtung, jedoch wurde das Ziel eines flächendeckenden Angebots qualifizierter Ferienbetreuung für Schulkinder von der 1. bis 5. Klasse für alle Familien im Landkreis bei Weitem nicht erreicht.“ Es bestehe weiterhin eine „ungünstige Versorgungslücke“, von der Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen betroffen seien. 

Von Landrat Wolf will die SPD nun wissen: „Wie gedenkt der Landkreis Gemeinden, Vereine und Firmen und das Bündnis für Familien in Zukunft so zu fördern, dass eine verlässliche, flächendeckende und qualitativ hochwertige Ferienbetreuung für Schulkinder auf die Beine gestellt wird?“ Zudem wird der Kreischef gebeten, auch zur Organisation der Koordinationstätigkeit seines Hauses Stellung zu nehmen und seine konkreten Pläne für die Ferienbetreuung im kommenden Jahr zu erläutern. Für Anregungen und Hilfestellungen wie etwa die Erstellung eines Praxisleitfadens für Kommunen steht die SPD-Fraktion dabei nach eigenen Worten jederzeit zur Verfügung. 

SPD-Fraktionsvize Käser ging gestern in der Sitzung des Kreistags kurz mündlich auf die Kritikpunkte ein und informierte das Gremium darüber, dass eine entsprechende schriftliche Anfrage an den Landrat gestellt werde. Das Schreiben sei noch gestern an Wolf gegangen, sagte Käser. Eine weitere Anfrage hat die SPD-Fraktion zur Schulpolitik gestellt: Die SPD will jetzt Zahlen und Antworten

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