Der Angeklagte im Ingolstädter "Obdachlosenmord-Prozess" gibt sich weiter wie ein trotziges Kind und fängt sogar an, mit seiner Psychologin zu diskutieren
(ty) Im Verfahren gegen den 19-Jährigen, dem zur Last gelegt wird, im vergangenen Jahr den 33-jährigen Hans-Jürgen B. getötet zu haben, wurden heute zwei weiter Zeugen vernommen. Den Anfang machte der Vater des Opfers. Er erzählte viel über die Kindheit seines Sohnes und dass es für ihn unverständlich war, dass er in das Obdachlosenmilieu abgerutscht sei, da er früher immer sehr viel Wert auf sein Äußeres gelegt habe und „ausschließlich Markenklamotten“ getragen hätte. Jedoch hätte der Sohn bereits 2010 den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen und die hätte nicht mal gewusst, wo er sich aufhält.
Anschließend wurde die psychologische Betreuerin des Täters gehört. Sie war eine seiner Bezugspersonen in der psychiatrischen Klinik, in der er sich vor der Verhandlung befand. Sie beschrieb den Angeklagten als sehr trotzig und kindlich. Eigene Fehler könne er nicht einsehen. An einer Stelle ihrer Schilderungen begann der Täter sogar, unaufgefordert mit der Psychologin über eine Kleinigkeit zu diskutieren und stellte die berufliche Integrität der Klinikmitarbeiter in Frage.
"Ich fühle mich von eurer Seite auch irgendwie verarscht. Ihr habt mir nie was gesagt über meine Diagnosen. Wahrscheinlich weil ihr es selber nicht wisst", sagte er in aufgebrachtem Ton. Er konnte aber von seinem Pflichtverteidiger Wolfgang Weiss und der Richterin Sibylle Dworazik schnell wieder beruhigt werden, so dass die Verhandlung ohne weitere Zwischenfälle fortgeführt werden konnte. Dies war das erste Mal, dass der Angeklagte überhaupt etwas zur Verhandlung beigetragen hatte. Denn am ersten Tag hatte er sich sogar geweigert, seine Personalien zu nennen.