Ausbau des Auenstraßen-Quartiers: Weil sich der Pfaffenhofener Stadtrat für 16 Zentimeter dicken Granit entschieden hat, müssen die Anlieger deutlich tiefer in die Tasche greifen. An ihnen bleiben nun insgesamt 1,52 Millionen Euro hängen – das sind fast 400 000 Euro mehr als bei der Variante mit vergleichbaren Betonsteinen
Von Tobias Zell
Weil der Pfaffenhofener Stadtrat beschlossen hat, beim Ausbau des Auenstraßen-Quartiers nicht auf viel günstigeres Betonpflaster zu setzen, sondern besten Bayerwald-Granit zu verlegen, müssen die Anlieger deutlich tiefer in die Tasche greifen – und zwar um insgesamt fast 400 000 Euro, die diese Variante mehr kostet. Das geht aus einer Kostenaufstellung hervor, die unserer Zeitung auf Anfrage hin aus dem Rathaus übermittelt wurde. Unterm Strich kostet der Ausbau des Auenstraßen-Quartiers in der beschlossenen Edel-Variante demnach 2,34 Millionen Euro – davon müssen die Anlieger insgesamt 1,52 Millionen übernehmen; im Gegensatz zu 1,13 Millionen Euro bei der vergleichbaren Betonstein-Variante.
Beim geplanten Ausbau des Auenstraßen-Quartiers soll nämlich 16 Zentimeter dicker bayerischer Granit verlegt werden. Das beschloss der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung bekanntlich einstimmig. Bereits im August hatte das Gremium mehrheitlich für Granit votiert und damit dem Vorschlag der Stadtverwaltung eine Absage erteilt, aus Kostengründen Betonsteine zu verwenden. Für Beton waren neben Rathauschef Thomas Herker (SPD) nur der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler und Angelika Furtmayr (beide Grüne) sowie Sandra Lob (SPD). Der Rest sprach sich für Granit aus – da hatte alles Werben von Herker und Stadtbaumeister Gerald Baumann nichts geholfen.
In einer zweiten Entscheidung zum Thema wurde nun kürzlich beschlossen, durchgehend 16 Zentimeter dicke Steine zu verlegen und nicht zwölf Zentimeter starke. Damit sind nun wirklich sämtliche Spar-Varianten vom Tisch – sowohl die Beton-Version, als auch die Varianten, dünnere beziehungsweise unterschiedlich dicke Steine zu verlegen.
In drei Abschnitten soll der erste Teil des Ausbau des Auenstraßen-Quartiers erfolgen; die Arbeiten umfassen zudem die Auenstraße und die Stadtmauer.
Für die Anlieger, auf die der Löwenanteil der Kosten umgelegt wird, bedeutet das: Es wird ein gutes Stück teurer. Konkret sind es 65 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von rund 2,34 Millionen Euro, die die Anlieger treffen – also 1,52 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei der Verlegung von zwölf Zentimeter dickem Betonpflaster – der billigsten Variante – wären insgesamt nur 1,67 Millionen an Baukosten angefallen; und davon wären dann 1,08 Millionen Euro an den Anliegern hängen geblieben. Die Variante mit dem 16 Zentimeter starken Betonpflaster hätte Baukosten von 1,73 Millionen Euro verursacht, was einen Anlieger-Anteil von 1,13 Millionen bedeutet hätte.
Aber der Stadtrat entschied sich für Granit – aufgrund von Erfahrungsberichten und Sachverständigen-Urteilen. Und vor allem Haltbarkeit und Langlebigkeit sprachen nach Meinung des Gremiums letztlich auch für durchgehend 16 Zentimeter dicke Exemplare. Wären für den Ausbau des Auenstraßen-Quartiers acht Zentimeter dicke Granitsteine verwendet worden, hätte die Maßnahme 2,06 Millionen Euro gekostet – was einen Anlieger-Anteil von 1,34 Millionen zur Folge gehabt hätte. Bei der Verwendung von zwölf Zentimeter dicken Granitsteinen hätte es insgesamt 2,25 Millionen Euro gekostet; davon wären von den Anliegern 1,46 Millionen zu berappen gewesen.
Angesichts der gefassten Beschlüsse wird aber 16 Zentimeter dicker Granitstein verlegt – was 2,34 Millionen Euro kostet, wovon eben die genannten 1,52 Millionen an den Anliegern hängen bleiben. Zum Vergleich: 16 Zentimeter dicker Granitstein nicht aus dem Bayerwald, sondern auch China, hätte Gesamtkosten von 2,03 Millionen Euro und einen Anlieger-Anteil von 1,32 Millionen Euro bedeutet. Doch China-Granit war kein Thema, denn der Stadtrat hat beschlossen, dass zertifiziertes und den so genannten ILO-Kriterien entsprechendes Material eingekauft werden soll.
Kostenaufstellung im Hinblick auf die verschiedenen Varianten im gesamten Auenstraßen-Quartier. Quelle: Stadtverwaltung
Der Granit aus dem Bayerischen Wald, der nun verlegt werden soll, ist dem Hauptplatz-Pflaster im Format ähnlich, erscheint jedoch weniger farbintensiv, wie aus dem Rathaus berichtet wird. Die Stadtverwaltung, so wurde im Beschluss Beschluss des Stadtrats zusätzlich festgelegt, kauft den Granitstein selbst ein und stellt ihn dann der ausführenden Baufirma zur Verfügung – so soll sichergestellt sein, dass man auch die Steine bekommt, die man gerne hätte.
Ob bei den Anliegern nun die Freude überwiegt, dass sie das freilich viel bessere Material in ihrem Viertel verlegt bekommen, oder der Ärger darüber, dass sie deutlich mehr blechen müssen, muss sich zeigen. Aus der Stadtverwaltung war jedenfalls berichtet worden, dass bei einer Anwohner-Versammlung am 15. Juli von den Anliegern „begrüßt“ worden sei, dass es durch ein Betonpflaster billiger werden würde. Doch diese Hoffnung war dann ja schon in der August-Sitzung des Stadtrats dahin, als Granit beschlossen wurde.
Die der Stadtkasse durch den Ausbau des Auenstraßen-Quartiers entstehenden Kosten sind indes überschaubar. Denn von den Gesamtkosten werden erst einmal 65 Prozent auf die Anlieger umgelegt. Und von dem Anteil, der dann noch für die Stadt übrigbleibt, übernimmt wiederum die Regierung von Oberbayern 60 Prozent im Rahmen der Städtebauförderung, wie aus dem Rathaus berichtet wurde. Wesentliche Mehrkosten entstehen also durch die Granit-Edel-Variante vor allem den Anliegern.
Umgesetzt werden soll der Ausbau des gesamten Auenstraßen-Quartiers in mehreren Abschnitten. Eigentlich wollte man ja noch heuer mit einem ersten Teil beginnen, aber das ist nun zeitlich nicht mehr drin – weil man sich in der jüngsten Ratssitzung erst noch einmal mit der Dicke der zu verwendenden Steine befassen wollte und einen entsprechenden Beschluss zu fassen hatte. Deshalb wird nun die komplette Maßnahme erst ab dem kommenden Frühjahr in Angriff genommen. Die Stadtverwaltung wurde vom Stadtrat beauftragt, den Granitstein zu kaufen und ihn dann der Baufirma zur Verfügung zu stellen, die nach der Ausschreibung den Zuschlag erhält.
Weitere Artikel zum Thema: