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40 jungen Flüchtlingen werden in Pfaffenhofen Deutschkenntnisse und weitere Grundlagen vermittelt, damit ihnen anschließend der Weg zu einer Berufsausbildung offensteht

Von Tobias Zell

An  der Berufsschule Pfaffenhofen sind zwei neue Klassen eingerichtet worden, in denen jungen Asylbewerber speziell unterrichtet werden sollen, um ihnen den Einstieg in das berufliche Bildungssystem zu ermöglichen. Dieses „Berufsintegrationsjahr-Vorklasse“ richtet sich an berufsschulpflichtige Flüchtlinge im Alter von 16 bis 25 Jahren, die im Landkreis untergebracht sind und die nicht über hinreichende (Sprach-)Kenntnisse verfügen, um direkt in eine Ausbildung einzusteigen. In dieser Vorklasse sollen ihnen zunächst die deutsche Sprache und weitere Grundlagen vermittelt werden, um ihnen dann auch das Spektrum möglicher Bildungsabschlüsse zu vermitteln und den Weg zu einer Ausbildung zu ebnen.

Über dieses Konzept wurde heute der Pfaffenhofener Kreisausschuss informiert. Das Gremium konnte die entsprechende Entscheidung, die kreispolitisch dahintersteckt, nur mehr zur Kenntnis nehmen, da aufgrund der gebotenen Eile zum Start dieser Vorklassen von Landrat Martin Wolf (CSU) bereits eine Eilentscheidung getroffen worden war. Das Gremium nahm das wohlwollend zur Kenntnis.

An der Staatlichen Berufsschule in der Kreisstadt sind zwei solche Vorklassen geschaffen worden, in einer sitzen 18, in der anderen 19 junge Asylbewerber. Und die sind offenbar sehr engagiert bei der Sache, wie Schulleiter Ruisinger berichtete. „Sehr willig“, lautete sein Urteil. Im ersten Schuljahr sollen die Teilnehmer dieser beiden Klassen vor allem Grundlagen wie Deutsch-Kenntnisse erlernen, im zweiten Jahr wird es dann praktischer: Dann stehen unter anderem auch Unterrichtsgänge und Praktika auf dem Stundenplan. 

Um den Unterricht für diese beiden zusätzlichen Klassen sicherzustellen, braucht es Lehrkräfte und Sozialpädagogen, denn ohne zusätzliche Leute kann man die Unterrichtsstunden freilich nicht stemmen. Doch für den Landkreis entstehen unterm Strich keine Kosten, so Wolf. Und wie die Kreisverwaltung dazu näher ausführte, gibt es von der Regierung von Oberbayern eine Förderung in Höhe von je 37 500 Euro pro Klasse. Außerdem fließt– zeitversetzt – ein so genannter Gastschulbeitrag von rund 2000 Euro pro Schüler. Damit sollen die für den Landkreis anfallenden Ausgaben praktisch gedeckt werden.

Ein Kooperationspartner kümmert sich um die Bereitstellung der Lehrer und Sozialpädagogen. Von dieser Seite werden pro Klasse pro Woche 15 Schulstunden und fünf Stunden mit einem Sozialpädagogen bestritten. Insgesamt soll jede Klasse 27 Wochenstunden Unterricht erhalten. Bleiben also noch sieben Stunden – und die werden von Lehrern der Berufsschule übernommen, wie heute erklärt wurde. 

Da die Vorklasse spätestens zum Anfang Oktober starten sollte, war bei der Suche nach einem Kooperationspartner Eile geboten. Deshalb musste der Auftrag nach Rücksprache mit der Regierung von Oberbayern „freihändig“, also ohne große Ausschreibung, vergeben werden, heißt es aus dem Landratsamt. Angefragt wurde beim Beruflichen Bildungszentrum Ingolstadt (BFZ), bei der Caritas und bei der Volkshochschule (VHS). Letztere beiden konnten in der Kürze der Zeit kein Angebot vorlegen, wie berichtet wurde, weshalb der Zuschlag für 37 500 Euro pro Klasse und Jahr – also 75 000 Euro – an das BFZ ging. Dort habe man auch bereits Erfahrung in ähnlichen Angelegenheiten.

Die Schüler dieser beiden neu geschaffenen Berufsintegrationsjahr-Klassen werden mit den täglichen Schulbuslinien zur Berufsschule Pfaffenhofen gebracht. Pro Schüler werde mit der Regierung von Oberbayern ein Gastschulbeitrag abgerechnet. Die Unterrichts-Materialien werden vom Kooperationspartner beziehungsweise von der Berufsschule gestellt. Zudem sei es auch möglich, dass Unterrichtsmaterialien mit Hilfe von  Spendengeldern angeschafft werden, um die sich die Schule bemühe. Einen Förderverein gibt es ja, wie berichtet, bereits.

Für den Landkreis bedeuten diese beiden neuen Klassen erst einmal Ausgaben: 75 000 Euro für die Dienste des BFZ, zirka 4000 Euro an Unterrichts-Materialien, etwa 15 000 Euro für die Schülerbeförderung – macht unterm Strich geschätzte 94 000 Euro. Dem gegenüber stehen allerdings der genannte Regierungs-Zuschuss von 75 000 Euro sowie pro Schuljahr der – zeitversetzt ausgezahlte – Gastschulbeitrag von rund 2000 Euro pro Schüler. Unterm Strich also ein Nullsummenspiel für den Landkreis. 

Aus den rund 70 im Landkreis untergebrachten jungen Asylbewerbern, die zur Teilnahme an diesen Vorklassen berechtigt gewesen wären, wurden nach Angaben von Schulleiter Ruisinger 40 ausgewählt – denn die Klassen sind für rund 20 Schüler konzipiert. In einer Klasse sitzen nun 18, in der anderen 19 Schüler. Drei junge Leute, die schon etwas Deutsch sprechen, seien dem Berufsgrundschuljahr (BGK) der Schreiner zugeordnet worden. 

SPD-Fraktionschef Martin Schmid (SPD) wollte wissen, ob die jungen Leuten in diesen Klassen bereits als Asylbewerber anerkannt seien – denn es wäre ja nicht Sinn der Sache, wenn sie möglicherweise mitten im Schuljahr abgeschoben würden. Von Seiten des Landratsamts wurde dazu erklärt, dass keiner der 40 Schüler abgeschoben werde, so lange er diese Ausbildung mache. Albert Vogler (CSU) wollte wissen, wie viel Deutsch-Unterricht auf dem Stundenplan steht – 15 Stunden pro Woche, konnte Schulleiter Ruisinger informieren. 

Max Hechinger (FW), Bauunternehmer und Kreishandwerksmeister, begrüßte auch aus Sicht des Handwerks die Einrichtung dieser beiden Vorklassen, deren Ziel es ist, die jungen Asylbewerber letztlich in die Berufsausbildung einzugliedern. Er bot für das zweite Schuljahr schon mal Praktikums-Plätze an und stellte zudem die Bedeutung solcher Maßnahmen heraus. „Es gibt keine Alternative“, sagte er. „Wir können die Leute nicht nur zum Wohnen bei uns integrieren wollen.“

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