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Die Ingolstädter Grünen blicken mit Sorge auf die geplante Sammelunterkunft für Asylbewerber in der Max-Immelmann-Kaserne Oberstimm, in der bis zu 500 Flüchtlinge einquartiert werden sollen – und fordern grundsätzlich die dezentrale Unterbringung

Von Tobias Zell

Mit einem offenen Brief zur Situation der Asylbewerber in Ingolstadt haben sich die Ingolstädter Grünen an Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel (CSU) gewandt. In dem gemeinsamen Schreiben der Grünen-Ortsvorsitzenden Jutta Materna und Jochen Semle, dem Sprecher des Arbeitskreises „Migration und Flucht“, sowie der Grünen-Stadtratsfraktion findet die bisherige Asylpolitik der Stadt zwar durchaus Anerkennung: Dezentrale Unterbringung, Geldleistungen statt Essenspakete, Sprachkurse und sozialpädagogische Betreuung seien wichtige Hilfeleistungen für die Flüchtlinge. Doch die Grünen blicken vor allem mit Sorge auf die geplante Unterbringung von Asylbewerbern in der Max-Immelmann-Kaserne in Oberstimm und betonen: „Eine Unterkunft für viele hundert Menschen kann nur eine Zwischenlösung sein.“

In der Kaserne bei Manching sollen bekanntlich bis zu 500 der Stadt Ingolstadt sowie dem Landkreis Pfaffenhofen zugeteilten Flüchtlinge untergebracht werden. Die ersten sollen noch vor dem Winter einziehen. Das hatte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller Mitte September bei einem Pressetermin vor Ort erklärt. Ingolstadts Vize-Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) hatte das Spitzengespräch, das der Pressekonferenz vorausgegangen war, als „sehr zielführend“ bezeichnet und betont: „Es geht nur miteinander.“ In Ingolstadt seien bislang alle 340 Asylbewerber dezentral untergebracht, sagte Wittmann und verwies zugleich auf die Wohnungsknappheit auf der Schanz. In den nächsten Monaten erwarte man in Ingolstadt weitere 300 Flüchtlinge. Ein Großteil von ihnen solle dann bereits in Manching eine Bleibe finden.

Und genau das macht den Ingolstädter Grünen Sorgen. „Die vielen negativen Erfahrungen aus Sammelunterkünften, wie zum Beispiel der benachbarten Neuburger Asylunterkunft und die große Zahl von Flüchtlingen“, die in der nächsten Zeit nach Ingolstadt kämen, sind für sie Anlass genug, um sich mit Bedenken zu der geplanten Einrichtung in Oberstimm an den Oberbürgermeister zu wenden – auch weil dies eine Änderung der bisherigen Ingolstädter Politik sei, die bisher „ausschließlich und mit guten Erfahrungen“ auf dezentrale Unterbringung gesetzt habe.

In sechs bis sieben ehemaligen Soldaten-Unterkünften sollen die Asylbewerber untergebracht werden.

Man könne die Unterbringung der Flüchtlinge in der Kaserne „eher als eine Zwischenlösung unterstützen“, meint Jochen Semle, der Sprecher des Arbeitskreises „Migration und Flucht“ bei den Grünen. In dem Brief an OB Lösel heißt es sogar noch deutlicher: „Eine Unterkunft für viele hundert Menschen kann nur eine Zwischenlösung sein.“

Städte und Gemeinden in der Region dürfen nach Ansicht der Grünen nicht nachlassen in ihren Bemühungen, kleine Gruppen von Flüchtlingen aus dieser Unterkunft bei sich aufzunehmen. Grundsätzlich fordern die Grünen die dezentrale Unterbringung von Menschen, die sich auf der Flucht befinden, räumen aber im vorliegenden Fall ein: „Wir akzeptieren die Unterbringung in der Max-Immelmann-Kaserne bei Oberstimm als Zwischenlösung, um die aktuelle Not zu lindern und die starke Zunahme der Asylbewerber zu bewältigen.“

Der Handlungsdruck sei groß angesichts der vielen Flüchtlinge, die hier Zuflucht suchen, so die Grünen. „Wenn man 500 Menschen auf einem Gelände unterbringt, schafft man praktisch ein neues Dorf. Dafür benötigt man eine Infrastruktur.“ In diesem Zusammenhang machen die Grünen auf ihrer Meinung nach „unerlässliche Angebote“ aufmerksam, um die Probleme dieser zentralen Unterbringung für einige hundert Asylsuchende abzufedern. Man müsse eine Nahverkehrsverbindung anbieten, Sprachkurse einrichten und soziale Betreuung bereitstellen, damit sich die Ankommenden im fremden Land zurechtfinden. „Menschen, die Asyl suchen, brauchen eine Beschäftigung, sie wollen arbeiten. Um Lohnzahlungen zu erhalten, benötigen sie ein Konto.“ Die Grünen denken zudem an die Einrichtung eines Integrations-Projekts in der Unterkunft sowie an psychologische Angebote, „zum Beispiel Stabilisierungskurse für die durch Flucht und Kriegserlebnisse traumatisierten Asylsuchenden“.

Die Stadtratsfraktion der Grünen hat sich nach eigenen Angaben inzwischen auch noch einmal schriftlich an den Ingolstädter Sparkassenchef Dieter Seehofer gewandt und die Möglichkeit von Bankkonten für Asylbewerber gefordert, die hier leben und arbeiten. Es habe dazu bereits im Februar bei der Sparkasse ein ausführliches Gespräch gegeben. Inzwischen deute sich endlich, eine Lösung an, die es ermögliche, ein Plus-Bankkonto als wichtige Grundversorgung für Asylbewerber anbieten zu können, so Fraktionschefin Petra Kleine.

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