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Nach der "Energie-für-alle-Woche" in Pfaffenhofen zeigen sich die Organisatoren hoch zufrieden und wollen die Rolle der Veranstaltung weiter ausbauen – der Termin für die Neuauflage im kommenden Jahr steht schon

(ty) Nach der „Energie-für-alle-Woche“ (EFA) in Pfaffenhofen, dem nach Angaben der Veranstalter größten Energiewende-Kongress in der Region, ziehen die Organisatoren ein durchwegs positive Bilanz. „Die Energiewende ist in der Bevölkerung angekommen“, lautet das Fazit. Von 12. bis, 17. Oktober erlebten die Besucher unter dem Motto „Faszination Erneuerbare Energie“ ein volles Programm quer durch alle Bereiche der Energiewende: von Bürgerenergie und Beteiligungsmodellen über Passiv- und Plusenergiehausbau, Energiepolitik, kommunale Energieversorgung bis hin zu kommunalem Klimaschutz oder Photovoltaik nach der EEG-Reform. Jeder Tag hatte einen anderen thematischen Schwerpunkt.

Zum Abschluss der „EFA 2014“, die heuer zum fünften Mal in Pfaffenhofen im Stockerhof stattfand, haben nun die Veranstalter eine „höchst positive“ Bilanz gezogen und sprechen von wachsendem Energiewende-Bewusstsein und einer steigenden Anzahl von Energie-Aktiven in der Region. In Zahlen fassen sie die EFA so zusammen: 1000 Besucher und elf Klassen mit 253 Schülern erlebten über die sechs Kongresstage 25 Fachvorträge, fünf Exkursionen und

Führungen durch die Ausstellung. Dabei erlangte heuer die EFA durch die Kooperation mit der „Landesvereinigung Bürgerenergie Bayern e.V.“ auch bayernweite Bedeutung; zudem war erstmals auch dem Trend zu veganem Essen ein eigener Thementag mit einem prominenten Gast gewidmet.

Andreas Herschmann (links) und Markus Käser (rechts) mit TV-Professor Harald Lesch.

“Die Energiewende ist in der Mitte der Bevölkerung angekommen“, bilanziert Andreas Herschmann, der Vorsitzende des Pfaffenhofener Energie- und Solarvereins (ESV). „Ein Scheitern dieser gesellschaftlichen Herausforderung wäre somit auch ein Scheitern der politischen Verantwortlichen“, betont er. “Dieses Jahr hat die Energie-für-alle-Woche ihr Profil als überregional bedeutender Energiewende-Kongress geschärft. So machen wir weiter”, sagt Markus Käser, EFA-Organisator, Vize-Vorsitzender des Energie- und Solarvereins sowie Chef des Landesnetzwerks für Bürgerenergie in Bayern.

Der bayerische Bürgerenergie-Gipfel am ersten Kongresstag, zu dem Bürgerenergie-Gesellschaften aus dem ganzen Freistaat angereist waren, geriet für die Energie-für-alle-Woche gleich zum Auftakt nach Maß. Die Mitgliederversammlung des kürzlich gegründeten und in Pfaffenhofen ansässigen „Landesnetzwerks Bürgerenergie Bayern e.V.“ fasste dabei den weitreichenden Beschluss zur Entwicklung eines eigenen Bürgerenergie-Stromprodukts. Der Vorstand wurde von den Mitgliedern beauftragt, die entsprechenden Konzepte zu erarbeiten und Weichen zu stellen.

Im Rahmen des Seminarprogramms am ersten Nachmittag behandelten dann Experten die aktuellen Themen und Problemlagen rund um die Energiewende aus rechtlicher und kaufmännischer Sicht. Einen Schwerpunkt bildete dabei nicht zuletzt die baurechtliche Debatte zur umstrittenen 10H-Abstandsflächenregelung für Windkraft-Anlagen. TV-Journlaist Dr. Franz Alt begeisterte im Anschluss die über 250 Besucher im proppenvollen Stockerhof mit seinem Vortrag zu Energiewende und Klimaschutz und moderierte im Anschluss eine hochkarätig besetzte politische Podiumsdiskussion zur "Zukunft der Bürgerenergie". Auf der Bühne debattierten dabei Vertreter aller Bundestags- und Landtagsparteien mit dem Bürgerenergie-Experten Dr. Thomas Banning über Grundsatzfragen der Energiewende und die aktuelle Gesetzgebung.

Diskussion mit prominenten Gästen, moderiert von Franz Alt (rechts).

Die Abstandsflächen für Windräder und die landkreisweite Energienutzungsplanung standen dann im Mittelpunkt des Kommunaltags am Montag. Der hiesige Landrat Martin Wolf (CSU)  äußerte sich dabei nicht nur positiv zum beantragten Windrad der Bürgerenergie-Genossenschaft, sondern kündigte auch die Einführung einer Landkreis-Energieagentur an.

Am Dienstag startete die Bürgerenergie-Genossenschaft Pfaffenhofen im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung mit der Informations- und Beteiligungsphase für das erste Pfaffenhofener Bürgerwindrad, das im Lustholz bei Uttenhofen entstehen soll. Nach der Präsentation der Projektdetails und der Unterstützerkampagne “Mach mal was für meine Zukunft!” konnten die Mitglieder auch sofort Anteile reservieren. Insgesamt sind nach Angaben von Käser bis zum letzten EFA-Kongresstag bereits rund 600 000 Euro an Bürgeranteilen zusammengekommen. Die öffentliche Zeichnungsphase läuft indes noch bis 30. November.

Am Mittwoch begeisterte der aus dem Fernsehen bekannte Professor Harald Lesch rund 300 EFA-Besucher mit seinem Vortrag rund um Energiewende und Klimaschutz. “Mit der Kernkraft haben wir uns vor 60 Jahren für die falsche Richtung entschieden”, leitete Lesch seinen Vortrag im proppenvollen Stockerhof ein. Die zentrale Aussage des knapp einstündigen Impulsreferats von Lesch geriet zum Plädoyer für Sonnen- und Windkraft: „Wir wären eine wahrlich blöde Spezies, wenn wir so weiter machen und fossile Rohstoffe verbrennen, während uns Sonnenenergie und Wind ewig zur Verfügung stehen“, fasste der Professor gewohnt griffig zusammen.

Die Werbe-Kampagne für die Beteiligung am ersten Bürgerwindrad im Landkreis ist angelaufen.

Expertenwissen zum Hausbau vermittelten am Donnerstag Referenten zu den Themenbereichen Passivhaus, wohngiftfreies Bauen und ökologische Dämmstoff-Alternativen. Zum Abschluss am Freitag kochte und referierte Vegan-Spitzenkoch Björn Moschinski beim Küchenduell „vegan vs. bayerisch-traditionell“. Dabei servierte die Stockerhof-Küche den rund 100 Gästen ein hochklassiges Menü, bestehend aus Kürbissuppe, (Reh-)Ragout sowie  Apfelküchl und Kaiserschmarrn – jeweils einmal vegan und einmal bayerisch-traditionell. Zuvor hielt Kathrin Merkert, die neue Klimaschutz-Managerin der Stadt Pfaffenhofen, einen Impulsvortrag zum Thema: „Was Kochen und Essen mit unserem Klima zu tun hat.” Sie gab dabei auch aktuelle Infos zur Klimaschutzinitiative der Kreisstadt und erläuterte ihre Ziele in den nächsten Jahren.

Zwischen den Gängen verlieh der hiesige Energie- und Solarverein erstmals den ESV-Energiepreis, eine Auszeichnung für besonderes Engagement im Sinne der Energiewende und herausragende Innovationen im verantwortungsvollen Umgang mit Energie. Im Privatbereich wurde Martin Regler aus Ilmmünster für seine deutschlandweit einzigartige und innovative Heiztechnik mit einem Eisspeicher ausgezeichnet. Als herausragende Leistung eines Unternehmens im Sinne der Energieeffizienz wurde die Ludwig Krammer GmbH aus Pfaffenhofen für den Bau eines Wärmerückgewinnungs-Systems geehrt. Den Preis für eine öffentliche Einrichtung konnte die Stadt Pfaffenhofen für die Kindertagesstätte „Ecolino“ entgegennehmen. Die kommunale Einrichtung bestehe größtenteils aus ökologischen Baumaterialen und zeichne sich durch optimale Energieeffizienz aus, wurde gewürdigt.

 

Prominenter Koch-Gast: Björn Moschinski.

Neben den zahlreichen Vorträgen fanden die ganze Woche über auch täglich Exkursionen zu innovativen Energieanlagen sowie Führungen für elf Schulklassen mit 253 Buben und Mädchen statt. Für die Schulen bot der Kongress neben Filmvorführungen, Präsentationen und Führungen durch die Energiewende-Ausstellung des ESV auch einen interaktiven Teil. Dort konnten die Schüler interaktiv Strom erzeugen und live erleben, wie viel Energie verschiedene Verbraucher benötigen. 

Alle Vorträge der EFA 2014 sind in der Mediathek unter www.esv-paf.de zum Download eingestellt. Der Energie- und Solarverein hat indes angekündigt, die  herausragende Position des EFA-Kongresses weiter ausbauen. Die nächste „Energie-für-alle-Woche“ ist bereits terminiert; sie findet von 11. bis 16. Oktober 2015 in Pfaffenhofen statt.

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