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Im Meißelmörder-Prozess saß heute die Ex-Frau des Angeklagten im Zeugenstand und machte ihre erschütternde Aussage 

(ty) „Das ist ein Monster.“ Die besten Karten hat Nikolai A. nicht bei seiner ehemaligen Frau, die er – so wirft es ihm die Staatsanwaltschaft vor – am 24. September 2013 mit einem Meißel in Manching erschlagen wollte. Heute sagte das Opfer vor dem Landgericht aus. Und das war doch einigermaßen erschütternd.

Unter Tränen schilderte seine inzwischen geschiedene Frau Irina, wie Nikolai A. an jenem Abend aus dem Gebüsch gesprungen kam und wortlos auf sie einschlug. Zwei, drei Mal, dann ging sie zu Boden, hob die Hände schützend über den Kopf, während die Schläge von Nikolai A. immer heftiger und stärker wurden.  „Ich konnte nicht mehr zählen, wie viele Schläge es waren“, sagt die Frau. Und das die ganze Wut und der Hass ihres Ex-Mannes sich in den Schlägen entladen habe. Sie war so benommen, dass sie sich erst wieder an die Stimme des Passanten erinnern kann, der zufällig mit seinem Auto vorbeigekommen war und ihr geholfen hatte.

Schon während ihrer Ehe musste Irina A. einiges einstecken, hatte Angst vor ihm, Todesangst. Vor allem, wenn er betrunken war. Dann habe sie regelmäßig das gemeinsame Haus verlassen, um ihm aus dem Weg zu gehen. Dennoch habe sie des Öfteren seine Faust zu spüren bekommen.

„Kann man so etwas verzeihen?“, fragt sie auch im Hinblick auf einen Brief, den ihr Nikolai A. Monate vor der Tat aus dem Gefängnis geschrieben hatte und in dem er sich bei ihr entschuldigen wollte für alles, was bis dahin schon vorgefallen war. Als er dann aus dem Gefängnis wieder nach Hause kam, sei es mit dem Alkohol aber weitergegangen wie vorher.

Zwei Monate später sei sie dann ausgezogen, habe sich eine eigene Wohnung gesucht und ihren neuen Freund kennengelernt. Das Verhältnis ist aber inzwischen auch wieder beendet. Nicht zuletzt, weil Irina A. noch immer starke Schmerzen hat nach dem Mordversuch vom September letzten Jahres, weil sie mit den Nerven am Ende ist und die Bilder wie sie sagt immer wieder hochkommen.

Im Zeugenstand hinterlässt sie den Eindruck einer vollkommen gebrochenen Frau, einer Frau ohne Lebensfreude, ohne Hoffnung, ohne Perspektive. Sie leidet noch immer an Schwindelanfällen aufgrund der massiven Schläge mit dem Metallmeißel auf den Kopf, soll bei ihrem Arbeitgeber sieben Stunden pro Tag arbeiten. „Ich schaffe keine fünf Stunden“, bekennt Irina A., die ohne Medikamente die Schmerzen auch heute noch nicht ertragen kann.

Die Katastrophe hatte sich bereits angekündigt, als Irina A. sich zusammen mit ihrem Sohn eine eigene Wohnung genommen hatte. Immer wieder hat der Angeklagte ihr aufgelauert, ihr offenbar einmal den Reifen ihres Autos zerstochen, klingelte vollkommen betrunken an ihrer Tür und wollte nur eines: Dass sie zurückkommt zu ihm.

„Komm zurück, ich verzeih Dir alles“, soll er gesagt haben. Immer und immer wieder hatte sie ihm zu verstehen gegeben, dass alles aus sei, hat sich wegen der ständigen Belästigungen an die Polizei gewandt. Zumal Nikolai A. laut Aussage seiner Ex-Frau auch gedroht haben soll, es werde Blut fließen, wenn sie nicht zu ihm zurückkehrt. „Es war eine Katastrophe. Ich hatte Angst, aus dem Haus zu gehen“, sagt sie. Und ist überzeugt, dass der Mann, den sie einmal geheiratet, mit dem sie 30 Jahre ihres Lebens verbracht hat, ein Monster ist.

Der Prozess wird am 3. November fortgesetzt.

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