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Landrat Martin Wolf (CSU) will einen Laden in bester City-Lage übergangsweise als Behörden-Büro nutzen. Unterstützung erhält er von der JU und den beiden CSU-Kreisgeschäftsführern, während es von SPD, IGLI und WSP Kritik hagelt

Von Tobias Zell

Der Pfaffenhofener Kreisverband der Jungen Union (JU) sowie die beiden CSU-Kreisgeschäftsführer unterstützen die Pläne von Landrat Martin Wolf (CSU), die im alten Rentamt frei gewordenen Ladenflächen vorübergehend als Büros der Kreisverwaltung zu nutzen. „Das ist nicht nur sinnvoll, sondern geboten, wenn die Behörde aufgrund wachsender Aufgabengebiete, zum Beispiel in der Asylpolitik, effizient und erfolgreich arbeiten soll“, erklärt JU-Kreischef und CSU-Kreisgeschäftsführer Christian Moser. Dem Eigentümer einer leer stehenden Wohnung könne man es schließlich auch nicht verdenken, wenn er bei Eigenbedarf die Nutzung der eigenen Wohnung der Anmietung einer fremden vorziehe.

„Martin Wolf hat 2011vor seiner Wahl angekündigt, eine bürgerfreundliche und funktionsfähige Verwaltung gewährleisten zu wollen“, ergänzt Fabian Flössler, Co-Kreisgeschäftsführer der CSU. „Diesen Maßstab hielt er bei der Eröffnung einer Außenstelle in Vohburg für die Landkreisbevölkerung aus dem Norden ein – und er gilt auch jetzt, wenn es ihm darum geht, dass das Landratsamt besser arbeiten können soll.“

Im Erdgeschoss an der Ecke des alten Rentamts, direkt im Herzen der Stadt, war bekanntlich zuletzt ein Goldschmied mit seinem Laden eingemietet. Der hat kürzlich aber den Vertrag gekündigt, die Räume sind frei geworden. Der Landkreis, dem das Rentamt gehört, will diese Gelegenheit beim Schopfe packen, um während der bereits laufenden Generalsanierung des Landratsamts den eigenen Raumbedarf besser decken zu können. Das brachte SPD-Kreischef Markus Käser auf die Palme, der den Fall öffentlich gemacht und damit eine Debatte angestoßen hat. „Hier wird eine der besten kleinen Ladenflächen in A-Lage am Hauptplatz für eine Büro-Erweiterung umgenutzt“, empörte sich Käser.

"Bedauernswert"

Unterstützung bekam der SPD-Chef, wie berichtet, von der städtischen Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) und vom Verein „Lebendige Innenstadt“ (IGLI). „Auch wenn ich die bauliche Situation rund um das Landratsamt verstehen kann und ich mich über viele Arbeitsplätze in der Innenstadt freue, finde ich es aus Sicht der Einzelhandelsentwicklung bedauernswert, dass eine Ladenfläche in sehr guter Lage für die nächsten Jahre leider nicht mehr zur Verfügung steht“, sagte WSP-Geschäftsführer Matthias Scholz.

Auch IGLI-Präsident Fabian Stahl zeigt zwar Verständnis für die Platznot der Behörde, stellte aber auch klar, dass freie Räume in einer solchen Lage grundsätzlich lieber dem Einzelhandel zur Verfügung stehen sollten. „Nur so kann eine Innenstadt auch lebendig sein und attraktiv für Besucher einer Stadt gehalten werden“, so Stahl. „Wir setzen uns für jeden Quadratmeter Einzelhandelsfläche in unserer Innenstadt ein“, postete die IGLI auf Facebook. Zumal es eine Interessentin gibt, die den Laden gerne anmieten würde.

Konkret geht es in dem für Zündstoff sorgenden Fall um rund 50 Quadratmeter, wie unserer Zeitung aus dem Landratsamt bestätigt wurde: ein 27 Quadratmeter großer Verkaufs- und ein 22 Quadratmeter umfassender Nebenraum. Der Antrag auf Nutzungsänderung laufe bereits, sagte Behörden-Sprecher Karl Huber. Die Eignung sei bereits vorgeprüft worden.

"Große Unterdeckung"

Huber hatte auf die aktuell „große Unterdeckung“ an Räumen verwiesen und sprach von „massivem Bedarf“, nicht zuletzt wegen der Generalsanierung des Landratsamts, aber auch angesichts der zusätzlichen Aufgaben, die die Behörde zu bewältigen habe – zum Beispiel beim Thema Asyl. Deshalb sei man nach Abwägung zu dem Entschluss gekommen, die besagten Geschäftsräume vorübergehend, zwei bis drei Jahre, selbst zu nutzen. „Für uns sind diese Räume wichtig, weil sie direkt am Landratsamt liegen“, so Huber.

Die Darstellung, dass durch die vorübergehende Umnutzung der kleinen Ladenfläche als Büro der Einzelhandel in der Pfaffenhofener Innenstadt geschädigt werde, halten die beiden CSU-Kreisgeschäftsführer Moser und Flössler sowie die Kreis-JU für übertrieben. „Erstens handelt es sich bei der Büro-Erweiterung nur um die Überbrückung eines vorübergehenden Engpasses. Zweitens denken wir nicht, dass sich das Schicksal des Pfaffenhofener Einzelhandels an 27 Quadratmetern Ladenfläche entscheidet“, schreiben Moser und Flössler in einer Pressemitteilung. Zudem plane die Stadt ohnehin zeitnah weitere Flächen für den Einzelhandel in der Innenstadt.

SPD-Kreischef Käser, auch Mitglied des Stadtrats und Vize-Vorsitzender der Kreistagsfraktion, will sich mit der Entscheidung nicht abfinden und nahm Wolf persönlich in die Pflicht: „Kommen Sie zur Besinnung, verwerfen Sie diese Idee und wirken Sie an einer lebendigen Innenstadtentwicklung mit“, forderte er und appellierte an den Landrat: „Geben Sie dem kleinen Einzelhandel eine Chance und geben Sie die Räume als Ladenfläche frei.
 Alles andere wäre unverzeihlich.“

"Aus einer Mücke einen Elefanten"

„Hier macht man aus einer Mücke einen Elefanten“, findet dagegen die Junge Union. Moser und Flössler fordern den SPD-Kreisvorsitzenden ausdrücklich auf, zur Sachpolitik zurückzukehren. „Die mittlerweile schon reflexartige und beißende Kritik am Landrat vergiftet die Zusammenarbeit aller Fraktionen im Kreistag“, kritisiert die JU. Man müsse über alles reden können – aber eben sachlich, wie es in der Kommunalpolitik eigentlich üblich sei. „Käser sollte deshalb bald in der Kreispolitik ankommen“, so die beiden CSU-Kreisgeschäftsführer. „Sonst nimmt irgendwann auch der Landkreis Schaden und das will hoffentlich keiner.“

Käser will indes dafür sorgen, dass sich die Kreispolitik ganz offiziell mit dem Fall befasst. Er hat bereits angekündigt, die Fraktionen zu unterrichten. Außerdem wolle er einen entsprechenden Antrag stellen, um diesen „Irrweg“ zu stoppen.

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