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Der Bürgermeister von Manching (FW) zeigt sich entsetzt darüber, dass es keine Möglichkeit gibt, im Landkreis Pfaffenhofen reißfestere Modelle des gelben Sacks zu verwenden

Von Tobias Zell

Herbert Nerb kann es einfach nicht glauben. „Ich bin ein bisschen entsetzt“, sagte er. „Ich kann’s nicht fassen.“ Aber der Bürgermeister von Manching, zugleich Vize-Vorsitzender der FW-Kreistagsfraktion und stellvertretender Chef des Kreisverbands der Freien Wähler, will trotzdem noch nicht aufgeben. Er will weiter kämpfen – für einen reißfesteren gelben Recycling-Sack im Landkreis, wie er heute im Werkausschuss des Kreistags betonte. „Ich will dranbleiben und weiterfragen“, kündigte er an. 

Bei einer Bürgerbefragung, die heuer parallel zur Europawahl stattfand, hatte sich die klare Mehrheit der Bürger im Landkreis bekanntlich gegen die Einführung einer gelben Tonne und für die Beibehaltung des bisherigen Recycling-Systems mit dem gelben Sack ausgesprochen. Angestoßen worden war diese Befragung von den Freien Wählern. Doch auch nach dem unmissverständlichen Ergebnis – rund 70 Prozent waren für den gelben Sack – war der Fall für Nerb noch nicht erledigt. Denn ihm sind die gelben Säcke einfach ein bisschen zu dünn, reißen zu schnell. In der Kreistagssitzung im Juli hatte die FW-Fraktion deshalb ganz offiziell den Antrag gestellt, die Einführung robusterer gelben Säcke zu prüfen und dafür gegebenenfalls auch die Mehrkosten zu ermitteln. Dann könne man entscheiden, ob man sich das leisten wolle oder könne.

Allerdings stellte sich nun, wie heute bereits kurz berichtet, heraus, dass sich die Frage nach den Mehrkosten gar nicht stellt. Weil offenbar schlicht keinerlei Möglichkeit besteht, überhaupt andere gelbe Säcke zu verwenden. Die Antwort auf die entsprechende Anfrage an das Unternehmen Interseroh GmbH, das derzeit als Betreiber für das duale System im Landkreis zuständig ist, hat nämlich jegliche Hoffnungen der Freien Wähler in die Tonne getreten. Spielraum für Interpretationen oder weitere Hoffnungen besteht da offensichtlich nicht mehr; die Ausführungen von Interseroh sind unmissverständlich.  

Knapp zwei Millionen gelbe Säcke werden im Kreis Pfaffenhofen pro Jahr verbraucht.

„Die Ausprägung oder die Gestaltung des Erfassungssystems, hier der gelbe Sack, wird seit vielen Jahren auf der bekannten Basis vorgenommen. Hier sehen die dualen Systeme keinen Anpassungsbedarf“, steht in der Antwort der Interseroh GmbH. „Um den Wettbewerb im Bieterverfahren nicht einzuschränken, können die dualen Systeme nichts anderes ausschreiben.“

Doch es wird noch deutlicher: „Die Zulassung eines, wie von Ihnen vorgeschlagenen, anderen gelben Sacks müssen wir ablehnen, da das beauftragte Erfassungsunternehmen nur gelbe Säcke gemäß den Ausschreibungsbedingungen erfassen darf.“ Die Stärke des gelben Sacks sei seit vielen Jahren bundesweit einheitlich geregelt. „Von dieser Vorgabe können die Ausschreibungsführer im Zuge der Gleichbehandlung aller am System beteiligten Interessenten nicht abweichen“, heißt es weiter. „Schließlich handelt es sich um Sammelbehältnisse für Leichtverpackungen und nicht um anderweitige Müllsäcke (siehe blaue Säcke aus dem Baumarkt).“

Damit ist wohl alles gesagt. Elke Müller, die Werksleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises (AWP), fasste dann auch treffend zusammen: „Im Endeffekt können wir nichts machen.“ Doch die Antwort von Interseroh löste bei Herbert Nerb Entsetzen aus. Früher, sagte er, habe man doch schon mal dickere gelbe Säcke gehabt. Ja, erklärte ihm Anton Gänger, der stellvertretende AWP-Chef, aber am Anfang sei beim dualen System auch noch der Landkreis selbst der Vertragspartner gewesen, hatte praktisch die Hoheit – sozusagen auch über die Beschaffenheit der gelben Säcke. 

Altlandrat Rudi Engelhard (CSU) vermutete, die aktuelle Dünnigkeit der gelben Säcke, die Nerb ja gerade moniert, sei vom System sogar gewünscht. „Damit man sie zu nichts anderem gebrauchen kann.“ Und so mancher erinnert sich tatsächlich noch an die robusteren Modelle von einst, die nicht nur zur Sammlung von Recycling-Müll gut waren.

Einige haben inzwischen ihren eigenen Weg gefunden, das Problem der dünnen gelben Säcke zu lösen – sie nehmen einfach zwei, stecken sie ineinander und haben dann, zumindest gefühlt, ein doppelt so dickes Modell. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum die dem Landkreis gelieferte Anzahl zuletzt nicht ausgereicht hat. Im vergangenen Jahr war der Vorrat bekanntlich schon im September aufgebraucht. Laut AWP liegt der Jahresverbrauch an gelben Säcken im Landkreis bei knapp zwei Millionen Stück.

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