Logo
Anzeige
Anzeige

Der FC Ingolstadt spielt in Darmstadt 2:2 und geht als Tabellenführer mit sieben Zählern Vorsprung in die Winterpause – für Gesprächsstoff sorgt aber eine ungewöhnliche Zwei-Minuten-Aktion von Torwart Ramazan Özcan

Von Tobias Zell

Der FC Ingolstadt beendet das Fußballjahr mit einem 2:2-Unentschieden bei Verfolger SV Darmstadt und geht als Tabellenführer der Zweiten Fußball-Bundesliga mit bemerkenswerten sieben Punkten Vorsprung in die Winterpause. In einem bestenfalls spannenden, aber zu keiner Zeit hochklassigen Spitzenspiel trafen Pascal Groß (20.) und Stefan Lex (40.) für die Schanzer, die heute nicht an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen konnten und vor allem ungekannte Unsicherheiten in der Defensive offenbarten. Am Ende sorgte dann FC-Keeper Ramazan Özcan noch für eine denkwürdige Szene, als er sage und schreibe zwei Minuten lang völlig unbekümmert und unbedrängt mit dem Ball am Fuß im eigenen Strafraum verbringen und die Nachspielzeit komplett verstreichen lassen konnte, weil ihn auch keiner der Gastgeber mehr angriff, bevor der Schiri die Partie beendete. 

Für die Ingolstädter begann dieses erneute Top-Spiel mit einer kalten Dusche. Bereits in der siebten Minute gingen nämlich die Gastgeber durch Hanno Behrens in Front. Nach einer Ecke passte die Abstimmung zwischen Danilo Soares und Alfredo Morales überhaupt nicht, weshalb ein Darmstädter frei zum Kopfball kam und Behrens dann nur mehr unbedrängt aus kürzester Entfernung einzuschieben brauchte.

In den kommenden Minuten ging es nicht sonderlich hochklassig hin und her. Sehenswerte Szenen gab es praktisch nicht, auf beiden Seiten blieb nahezu alles Stückwerk, ansprechende Kombinationen suchte man vergebens, weil beide Teams sich mit viel Laufarbeit und Einsatzbereitschaft die Räume und Bälle nahmen.

Doch dann, aus dem Nichts, sorgte der Ingolstädter Mittelfeld-Regisseur Pascal Groß mit einem Genie-Streich für den Ausgleich. In der 20. Minute drosch er einen Freistoß aus 20 Metern eiskalt in den rechten Winkel und brachte sein Team wieder in die Partie. Ein Traumtor, keine Frage – allerdings auch etwas begünstigt vom Gäste-Keeper, der auf dem falschen Fuß erwischt worden war. 

Nun bekamen die Schanzer das Match besser in den Griff und konnten zumindest phasenweise die Kontrolle übernehmen. Doch die vorerst beste Szene trug sich auf der Gegenseite zu, wo ein Kopfball der Darmstädter auf die Latte des Ingolstädter Tors klatschte. Direkt im Gegenzug aber jubelten dann doch wieder die Jungs von FC-Trainer Ralph Hasenhüttl: Mathew Leckie bediente seinen Stürmer-Kollegen Stefan Lex mit einem mustergültigen Steilpass – und der fackelte gar nicht lange, sondern jagte die Kugel aus 16 Metern zum 2:1 für Ingolstadt unter die Latte.

Erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte – die unterm Strich an Ingolstadt ging – verbuchten die Hausherren noch eine nennenswerte Szene. Doch nach diesem Freistoß aus guter Position war Ramazan Özcan auf dem Posten, machte sich lang und parierte diesen Flachschuss  gewohnt unaufgeregt.

Ein ganz anderes Bild sollte sich in der zweiten Halbzeit bieten, in der Ingolstadt nicht mehr wirklich ins Spiel fand. Und es passte zum Auftritt der Schanzer an diesem Tag, dass dann auch der Ausgleich für Darmstadt aus zwei Fehlern in der FC-Abwehr resultierte: Zuerst ließ sich Soares auf seiner linken Seite viel zu einfach umkurven – und bei der anschließenden Flanke hatte FC-Rechtsverteidiger Tobias Levels seinen Gegenspieler Marcel Heller aus den Augen verloren. Der ließ sich nicht zwei Mal bitten und beförderte den Ball unbedrängt per Dropkick aus wenigen Metern und für Özcan unhaltbar in die Maschen. 

Nun taten sich die Ingolstädter noch schwerer, gegen die kompakt stehende und läuferisch wie kämpferisch starke Truppe aus Darmstadt Akzente zu setzen. So gab es über die gesamte zweite Halbzeit keine echte Torgelegenheit für die Schanzer mehr, denen phasenweise die Ideen zu fehlen schienen – und die nach dieser kraftraubenden Hinrunde auch ausgelaugt wirkten. Weil auch Pascal Groß heute nicht seinen besten Tag erwischt hatte, gingen von ihm – bis auf sein Traumtor – keine nennenswerten Impulse aus. 

Die Darmstädter waren jetzt deutlich bemühter und drängten auf den Siegtreffer. Doch bis auf eine gute Chance in der 75. Minute, als sie die Kugel knapp über das FC-Tor jagten, brachten auch sie nichts Nennenswertes zustande. Beim FC Ingolstadt konnten indes die Einwechslungen von Tomas Pekhart (77. Minute für Lukas Hinterseer) und Karl-Heinz Lappe (88. Minute für Stefan Lex) nichts Entscheidendes mehr in der Offensive bewirken.

Angesichts des Spielverlaufs und der Tatsache, dass man mit diesem Auswärts-Punkt gut leben kann, sowie in Anbetracht eines pfiffigen Gegners, der dem Tabellenführer phasenweise den Schneid abkaufte, darf man in Ingolstadt mit diesem Remis zum Abschluss dieses Fußballjahres zufrieden sein. Ein Sieg wäre heute aber auch tatsächlich nicht verdient gewesen. Das Remis dagegen geht für beide Seiten voll in Ordnung.

Und dass das schließlich auch beide so sahen, zeigte sich in einer skurrilen Szene in der Nachspielzeit. FC-Keeper Ramazan Özcan ging rund zwei Minuten mit dem Ball am Fuß in seinem Strafraum spazieren, um die Uhr ablaufen zu lassen. Er machte keinerlei Anstalten, den Ball noch einmal ins Spiel zu bringen, sollte er nicht durch einen nahenden Gegenspieler dazu gezwungen werden. Und weil auch tatsächlich kein Darmstädter ihn mehr angriff, vergingen zwei fast schon unglaubliche Minuten, in denen einfach gar nichts mehr passierte. So pfiff der Schiri dann ein totes Spiel ab. 

Diese letzten beiden Minuten werden vermutlich noch viel Gesprächsstoff bieten und in die Fußballgeschichte eingehen. Direkt nach dem Abpfiff kam es zur Rudelbildung, mehrere Darmstädter rannten auf Özcan zu und monierten die aus ihrer Sicht unfaire Aktion des Schanzer Keepers. Allerdings hatte der ja nichts Regelwidriges getan. Der Ball war frei und im Spiel. Und hätten die Gastgeber tatsächlich ein Interesse daran gehabt, dass der Ball noch einmal ins Spiel gebracht wird, dann hätte einer nur Özcan anzugreifen brauchen. Doch eigentlich waren ja beide mit dem 2:2 zufrieden.


Anzeige
RSS feed