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Die Geschichte von Andrea G. zeigt, wie ein spezielles Angebot der Caritas-Kreisstelle Familien in schwierigen Lebenslagen helfen kann

(ty) Andrea G., Anfang 30, zog mit ihrem Freund vor einigen Jahren nach Ingolstadt um, begann mit einer Arbeit bei einem Zulieferbetrieb von Audi, wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Fehlende soziale Kontakte in der neuen Stadt und die „dunkle Jahreszeit“ nach der Geburt führten nach ihren Worten zu einer Depression. Erst meinte sie, diese selbst in den Griff bekommen zu können. Dann riet ihr eine Freundin, ins Krankenhaus zu gehen. Dort blieb sie elf Monate.

Das Krankenhaus nahm schließlich mit der „Koordinationsstelle Frühe Kindheit“ (KoKi) des Amts für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Ingolstadt Kontakt auf. Die vermittelte ihr das Training „Fit für den Haushalt“ bei der Caritas. „In meiner Küche war vieles zu vollgestopft, teilweise hatten sich Maden angesammelt“, beschreibt Andrea G. ihre Situation vor diesem Training. In ihrem Elternhaus sei sie früher stets verwöhnt worden und nun mit der Haushaltsführung überfordert gewesen.

Hauswirtschafterin Maria Breitenhuber analysierte gemeinsam mit ihr sowie Koki-Mitarbeiterin Edith Pitter die Lebenssituation der jungen Frau. Sie legten Ziele fest wie „effektivere Organisation“, „Struktur in den Tag und in den Haushalt bekommen“ und „energieerhaltend arbeiten“. Ein halbes Jahr lang kam die Hauswirtschafterin dafür zwei Vormittage zu Andrea G. nach Hause und griff ihr bei allen möglichen Haushaltsangelegenheiten unter die Arme. Jetzt hat sich die Lage so weit verbessert, „dass wir die Hilfe mit einem Besuch in der Woche langsam ausschleichen lassen“, berichtet Breitenhuber. Und Andrea G. macht die Fortschritte an ganz praktischen Beispielen fest: „Zum Beispiel daran, dass ich nun ganz automatisch die Spülmaschine ausräume.“

„Fit für den Haushalt“, so heißt ein spezielles Hilfeangebot der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt für Familien in schwierigen Lebenslagen. Das Training führt seit Mitte vergangenen Jahres die qualifizierte und ausgebildete Hauswirtschafterin Maria Breitenhuber auf freiberuflicher Basis unter fachlicher Begleitung der ambulanten erzieherischen Hilfen der Stelle durch. Für eine eineinhalbjährige Pilotphase unterstützt die Caritasstiftung Eichstätt das Projekt mit insgesamt 8000 Euro im Sinne einer Anschubfinanzierung – in Ergänzung zur Leistung des Jugendamts Ingolstadt. Der Geschäftsführer der Stiftung, Thomas Echtler, verschaffte sich nun im Gespräch mit Andrea G. sowie Fachkräften einen Eindruck von dem Hilfeangebot.

„Fit für den Haushalt“ basiert auf der Grundlage des Konzeptes eines Haushalts-Organisations-Trainings (kurz: HOT), das der deutsche Caritasverband erarbeitet und mittlerweile eine Reihe von Nachahmern im ganzen Bundesgebiet gefunden hat. In Ingolstadt wurde es eingeführt, „weil es auch hier nach unseren Einblicken in oftmals schwierige Familiensysteme große Defizite im Haushaltsbereich gibt“, sagt Gisela Hirsch, die Leiterin der ambulanten erzieherischen Hilfen der Caritas-Kreisstelle.

Viele der von ihr betreuten Familien und Alleinerziehenden sowie auch andere Personen seien mit der Haushaltsführung überfordert. Ihr Leben sei von vielfältigen Problemen geprägt: In einigen Fällen von Armut, in anderen – wie im Fall von Andrea G. – von Krankheit oder von Behinderung. Oft fehle ein unterstützendes soziales Netz und die Betroffenen würden von traditionellen Hilfsangeboten kaum erreicht, weiß Hirsch. Da spielten Scham, Unsicherheit und auch Unwissenheit eine Rolle. „Fit für den Haushalt“ ist daher nach den Worten von Edith Pitter „passgenauer für diese Familien“.

Bisher haben zwei Familien bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt an dem Projekt teilgenommen, zwei weitere starten demnächst das Training. Dabei arbeitet die Caritas eng mit „KoKi“ sowie dem Allgemeinen Sozialdienst (ASD) des Amts für Kinder, Jugend und Familie der Stadt zusammen. „Fit für den Haushalt“ verstehe sich grundsätzlich als Hilfsangebot zur Befähigung und Teilhabe, um die Selbsthilfekräfte der Familien zu stärken, der sozialen Ausgrenzung vorzubeugen und insbesondere für die Kinder ein Aufwachsen in Wohlergehen zu ermöglichen.

Mit der Hauswirtschafterin erlernen die Frauen Fertigkeiten und Kenntnisse in vielfältigen Bereichen: von der altersgerechten Versorgung der Kinder über Kleider- und Wäschepflege, Sauberkeit und Ordnung in der Wohnung bis hin zu Ernährung und Alltagsorganisation. Von der eigenen Körperpflege bis hin zum Umgang mit Geld. „Wissen wird nicht theoretisch vermittelt, sondern praktisch mit der Trainerin eingeübt“, unterstreicht Gisela Hirsch die Stärke des Angebots. Häufig gelinge dadurch auch der Zugang zum Austausch über tieferliegende Probleme – wie Schwierigkeiten mit dem Partner, den Kindern oder mit der Arbeit, Arbeitssuche oder Schulden. „Eine verbesserte Alltagsstruktur schafft oft erst die Voraussetzung, um auch andere Probleme anzugehen.“ Nähere Infos zu dem Angebot gibt es in der Caritas-Kreisstelle bei Gisela Hirsch, Telefon: (08 41) 309-142. 


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